Spricht man über die weltweiten Folgen der Corona-Pandemie für Autobauer wie BMW, kommt man um einen genaueren Blick auf China nicht herum. Das liegt nicht nur daran, dass China als erstes Land vom Ausbruch des Virus betroffen war und mit einem Lockdown darauf reagieren musste, sondern vor allem auch am scheinbaren Überwinden der Pandemie. Zumindest nach aktuellem Kenntnisstand ist China ein deutlich besseres Corona-Management gelungen als vielen anderen Ländern, weshalb auch der befürchtete Wirtschafts-Einbruch erheblich kleiner als zunächst angenommen ausgefallen ist.
Inzwischen zählt China seit Monaten zu den Lichtblicken der Autobauer, die in Europa und Nordamerika weit unter den Verkaufszahlen der Vorjahre liegen. Schon im April lag der China-Absatz der BMW Group wieder über dem Vorjahresmonat, wobei natürlich auch einige in den Vormonaten aufgeschobene oder durch geschlossene Händler unmöglich gemachte Käufe nachgeholt wurden. Der positive Auftakt zum zweiten Quartal war jedoch keine Eintagsfliege, stattdessen legt China weiter zu. Wie BMW China-Chef Jochen Goller im Rahmen der Auto China 2020 in Peking gegenüber der dpa sagte, ist dabei momentan auch keine Trendwende zu erwarten: Der Manager erwartet bis Ende des Jahres “sehr starkes Wachstum” auf dem mit Abstand wichtigsten Einzelmarkt der BMW Group.
Obwohl der China-Absatz im Februar fast 90 Prozent unter dem Vorjahresmonat lag und man anderenorts nur versuchen kann, die Rückgänge in Grenzen zu halten, erwartet Jochen Goller auch für das Gesamtjahr eine Steigerung der Verkaufszahlen. Und das prognostizierte “einstellige Wachstum” muss angesichts der absoluten Zahlen von 723.680 BMW und MINI im Vorjahr keineswegs klein sein, es dürfte vielmehr einem Zuwachs im deutlich fünfstelligen Bereich bei den Einheiten entsprechen.
Die guten Nachrichten aus China sind auch für die weltweiten Interessen der BMW Group von großer Bedeutung. Im Jahr 2019 wurden allein in China mehr Autos verkauft als in Deutschland und den USA zusammen, 2020 dürfte sich dieser Trend noch verschärfen. Und auch wenn der weltweite Absatz 2020 deutlich unter dem Vorjahr liegen wird, dient China als Leuchtturm für die Frage nach den Prognosen für die Zukunft: Auch und gerade nach einem harten Lockdown kann es wirtschaftlich wieder steil nach oben gehen. Dabei ist aber leider auch klar, dass die Erholung in anderen Länder, die in vielen Fällen deutlich stärker vom Coronavirus betroffen waren und sind, einige Zeit länger dauern wird als in China.