Viele Details zur Technik waren schon etwas länger bekannt, nun bestätigt sich auch das Design des neuen BMW M3 G80 endgültig. Die bereits durch einige Leaks und kaum noch getarnte Erlkönige angekündigte Design-Revolution an der Front ist nun also offiziell: Sowohl der BMW M3 G80 als auch der technisch eng verwandte M4 kommen im Frühjahr 2021 mit einer eigenständigen und extrem markanten Doppel-Niere, die das Design des 4er G22 in noch schärferer Form weiterentwickelt. Neben der äußeren Form ohne einfassenden Rahmen unterscheidet sich auch das Innenleben der Nieren, denn statt Mesh-Design sehen wir die M-Doppelstreben erstmals in einer horizontalen Anordnung.
Mit der Front-Gestaltung gelingt der M GmbH die Umsetzung eines Kundenwunschs definitiv: Die Abgrenzung von der gewöhnlichen 3er Limousine war nie so klar wie in der aktuellen Generation mit 3er G20 und M3 G80. In den offiziellen Erklärungen zum neuen Design ist von einer puristischen und kompromisslosen Konzentration auf funktionale Erfordernisse und Aerodynamik die Rede. Ob die selbstbewusste Front mit riesiger Doppel-Niere dabei jedermanns Geschmack trifft, ist allerdings eine andere Frage. Deutlich weniger kontrovers präsentiert sich das Heck der Power-Limousine: Etwas anderes als ein großzügig betonter Diffusor, vier Endrohre und eine mittig abgesenkte Spoiler-Lippe waren zu keinem Zeitpunkt zu erwarten.
BMW M3 2021 (G80) mit 480 bis 510 PS: Alle Bilder & Infos
Sowohl beim Blick auf die Heckpartie als auch in der Seitenansicht fallen weitere eindeutige M3-Hinweise ins Auge: Im Vergleich zum 3er G20 verfügt der M3 G80 über deutlich veränderte Abmessungen, die sich natürlich auch im Design zeigen. In der Gesamtlänge überbietet der M3 die gewöhnlichen 3er um über 8 Zentimeter, der Radstand ist 6 Millimeter länger. Noch imposanter sind die 7,5 Zentimeter zusätzliche Breite, die vor allem an der Hinterachse mit ihren weit ausgestellten Radhäusern unübersehbar sind. Die auffälligen M-Kiemen in den vorderen Kotflügeln sind ein weiteres klares M3-Erkennungszeichen. Abgerundet werden die deutlich sportlicheren Proportionen durch einen knappen Zentimeter weniger Höhe am höchsten Punkt des serienmäßigen Carbon-Dachs.
Warum das Einlenkverhalten bei unserer ersten Vergleichsfahrt mit dem Vorgänger auf dem Sachsenring so überzeugend war, offenbart der Blick in die technischen Daten ebenfalls: Während die Spurweite an der Hinterachse gegenüber dem F80 nur um zwei Millimeter verbreitert wurde, sind an der Vorderachse fast vier Zentimeter Spurweite hinzugekommen! Mindestens so wichtig wie die breitere Spur und der abgesenkte Schwerpunkt sind die zahlreichen Versteifungen, mit denen sich der BMW M3 G80 vom gewöhnlichen 3er abhebt. Ein ganzes Paket aus Streben, Brücken und spezifischen Achsträgern steigert die Verwindungssteifigkeit der Karosserie erheblich und legt den Grundstein dafür, dass die komplett eigenständige Fahrwerkstechnik mit serienmäßig adaptiven Dämpfern ihr volles Potenzial entfalten kann.
Den Preis für so viel Steifigkeit zahlt der BMW M3 G80 auf der Waage: Mit einem DIN-Leergewicht von 1.705 Kilogramm übertrifft die sechste Generation ihren Vorgänger um fast 200 Kilogramm und auch wenn es gute Gründe für die Gewichtszunahme gibt, dürfte so mancher M-Fan vom nun erreichten Wert enttäuscht sein – der bisherige Gewichtsvorteil gegenüber dem Wettbewerb ist zumindest für den Moment verschwunden.
Dass die M GmbH im gleichen Atemzug den Leistungsnachteil aus dem Spiel nimmt, könnte dabei für manche Kunden ein recht schwacher Trost sein: Dass der Biturbo-Reihensechszylinder des BMW M3 G80 mit 480 PS und 550 Newtonmeter Drehmoment an den Start geht, ist hinlänglich bekannt und auch die 510 PS sowie 650 Newtonmeter der Competition-Variante sind schon lange kein Geheimnis mehr. Die serienmäßige Rad-Reifen-Kombination mit 275/40 ZR18 vorn und 285/35 ZR19 hinten sorgt für mehr als genug Traktion, die Competition-Modelle kombinieren die gleichen Reifenbreiten sogar mit 19-Zöllern vorn und 20-Zöllern hinten.
Auf Wunsch wird der BMW M3 G80 auch gleich auf Rennstrecken-optimierten Performance-Reifen ausgeliefert, aber auch die Serien-Bereifung erlaubt ausgesprochen sportliche Fahrleistungen: 4,2 Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 gelingen schon dem Basis-Modell mit manuellem Sechsgang-Getriebe und 480 PS, 30 Zusatz-PS und die schnellere Achtgang-Automatik samt Launch Control ermöglichen dem BMW M3 Competition 2021 sogar einen Wert von 3,9 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit wird wie bisher auf 250 km/h limitiert, mit Hilfe des M Driver’s Package kann die künstliche Vmax-Grenze bis auf 290 km/h verschoben werden.
Deutlich wichtiger als die längsdynamischen Fähigkeiten ist vielen M3-Kunden aber zweifellos, wie sie die Kraft auf die Straße bringen und letztlich in Fahrspaß umwandeln können. Hierbei spielen das vollvernetzte DSC und die Motorsteuerung eine Schlüsselrolle, denn sie dienen im Fall von BMW M3 G80 und M4 G82 längst nicht nur der Sicherheit. Weil die Schlupfregelung nicht mehr vom DSC, sondern direkt von der Motorsteuerung übernommen wird, ist eine 10-fach schnellere Regelung als bisher möglich. Die Eingriffe sind so erheblich früher, viel feinfühliger und zum Teil sogar proaktiv möglich, was sich gerade auf Untergründen mit weniger Traktion erheblich souveräner anfühlen soll.
Weil das Maß an gewünschten oder störenden Eingriffen von jedem Fahrer anders eingeschätzt wird, erlaubt der BMW M3 G80 auf Wunsch ein feinfühligeres DSC-Setup als jedes bisherige M-Modell. Mit dem optionalen M Drive Professional erhält die Power-Limousine auch die M Traction Control, mit der sich die DSC-Regelung über das iDrive-Menü in insgesamt 10 Stufen konfigurieren lässt. Die Vernetzung mit dem Aktiven M Differenzial für eine optimale Kraftverteilung zwischen den Hinterrädern sorgt schließlich dafür, dass störende Bremseingriffe zur Stabilisierung der Hinterachse nur noch in extremen Ausnahmesituationen erforderlich sind. Für die Bremse gibt es wie im M8 zwei Kennlinien, die auf angenehmen Bremskomfort im Alltag oder optimales Ansprechen auf der Rennstrecke optimiert sind.
Noch traktionsstärker wird der BMW M3 G80 im Sommer 2021, wenn auf Wunsch das Allradsystem M xDrive verfügbar sein wird: Der prinzipiell vom M5 F90 bekannte und für die Verwendung in M3 und M4 erneut angepasste Performance-Allradantrieb verteilt die Kraft stets vollvariabel und heckbetont zwischen den Achsen. In den meisten Alltags-Situationen fühlen sich M3 und M4 dabei nicht nur wie Hecktriebler an, sie sind es auch: Erst wenn die Traktion der Hinterräder nicht genügt, wird auch Kraft an die Vorderräder geschickt. Individualisieren lässt sich die Charakteristik der Kraftverteilung durch Wahl der Programme 4WD oder 4WD Sport, außerdem steht bei deaktiviertem DSC das Programm 2WD als Drift-Modus zur Wahl. Wie schnell der Allrad-M3 auf 100 km/h beschleunigen kann, verrät die M GmbH noch nicht – der Wert dürfte sich aber im Bereich von 3,3 bis 3,5 Sekunden bewegen.
Wie die Launch-Farbe Isle of Man Grün auf der Rennstrecke wirkt, zeigen die folgenden Fotos:
Auch im Innenraum setzt der BMW M3 G80 auf eine klare Abgrenzung vom gewöhnlichen 3er G20, die Unterschiede fallen aber längst nicht so massiv aus wie beim Exterieur. Neben Startknopf, M-Buttons und Schaltwippen in Rot sind es vor allem die Sport-Schalensitze, die den dynamischen Anspruch des neuen M3 auf den ersten Blick verdeutlichen:
BMW M3 G80: Technische Daten und Preis im Überblick
Keine Überraschung ist der zum selbstbewussten Auftritt und der komplexen Technik gehörige Preis: Mit mindestens 82.500 Euro für den BMW M3 G80 und 89.500 Euro für den stärkeren und besser ausgestatteten BMW M3 Competition sind die Power-Limousinen aus Garching auch in dieser Hinsicht weit vom gewöhnlichen 3er entfernt.