Eine Überraschung ist das Design der neuen Mercedes S-Klasse 2021 nicht mehr, aber zumindest bei der Technik konnten die Schwaben ein paar Details bis zur offiziellen Premiere vor wenigen Stunden unter Verschluss halten. Das gemäß Daimler-Eigenwahrnehmung selbstverständlich “beste Auto der Welt” tritt wie seine Vorgänger primär gegen den BMW 7er und Audi A8 an, der Ingolstädter steht aber bei den weltweiten Zahlen noch klarer im Schatten des Schwaben als der Münchner. Wir beschränken uns beim ersten Bild-Vergleich daher auf die neue Mercedes S-Klasse Baureihe 223 und den aktuellen BMW 7er mit dem seit 2019 erhältlichen Facelift.
Die beiden süddeutschen Luxus-Limousinen treten beide in ihrer Langversion an, denn außerhalb Europas ist die Variante mit verlängertem Radstand längst Normalität geworden. Einig sind sich die Kunden offenbar darüber, dass eine repräsentative Limousine über einen markanten Kühlergrill verfügen muss. Wurde die große Niere des BMW 7er Facelift 2019 noch von so manchem belächelt, hatte sich die Kundschaft seit Jahren eine klarere Abgrenzung von kleineren Modellen gewünscht. Ganz ähnliche Signale hat man offenbar auch in Stuttgart gehört, denn die neue Mercedes S-Klasse verfügt im Vergleich zu ihrem Vorgänger ebenfalls über einen deutlich größeren Kühlergrill und grenzt sich damit von kleineren Baureihen ab.
Neben den optischen gibt es natürlich auch technische Neuerungen, die den Anspruch der neuen Mercedes S-Klasse W223 deutlich machen. Das Fahrwerk mit E-Active Body Control genannter Luftfederung beherrscht nun – wie im Audi A8 – das einseitige Anheben der Fahrzeugseite im Fall eines drohenden Seitenaufpralls. Bis zu 8 Zentimeter mehr Höhe sollen den Aufprall auf den stabilen Fahrzeugboden lenken und so die vergleichsweise dünnen Türen entlasten. Ein weiterer Fahrwerks-Bestandteil ist die beim Wettbewerb längst etablierte Hinterachslenkung, die allerdings mit bis zu 10 Grad Lenkwinkel an der Hinterachse für deutlich größere Effekte sorgt und die S-Klasse gerade in engen Kurven sehr viel handlicher machen soll, als man es bei einer Luxuslimousine aus Stuttgart erwarten würde. Der gewöhnungsbedürftige Anblick mit eingeschlagenen Hinterrädern sieht im Extremfall so aus:
Wer die neuerdings auch bei der Mercedes S-Klasse versenkten Türgriffe bedient, öffnet die Türen zu einem unübersehbar amerikanisch inspirierten Innenraum. Das zentrale Infotainment-Display erinnert stark an das Tesla Model S und bietet mit 12,8 Zoll Diagonale viel Raum zur Anzeige diverser Inhalte. Für den Fahrer kommen ein weiteres 12,3-Zoll-Display hinter dem Lenkrad sowie ein Head-up-Display mit Augmented Reality-Funktion und sehr großer Anzeigefläche hinzu. Für die Fond-Passagiere stehen zwei Displays an den Rückenlehnen der Vordersitze zur Verfügung, außerdem gibt es nun wie im BMW 7er ein herausnehmbares Tablet. Für optimalen Schutz der Mitreisenden in der zweiten Reihe bietet die S-Klasse Langversion einen neuartigen Frontal-Airbag, der in die Rückenlehne der Vordersitze integriert werden konnte.
Vergleichsweise konventionell präsentiert sich die zunächst nur aus 3,0 Liter großen Reihensechszylinder-Triebwerken bestehende Motorenpalette. Bei den Benzinern stehen die Leistungsstufen S 450 4Matic mit 367 und S500 4Matic mit 435 PS zur Wahl, bei den Dieseln gibt es ebenfalls zwei Leistungsstufen mit 286 und 330 PS. Der kleinere der beiden Diesel ist das vorerst einzige Modell mit Hinterradantrieb. Im kommenden Jahr soll ein Plug-in-Hybrid mit 100 Kilometern Elektro-Reichweite folgen, außerdem ist der rein elektrische Mercedes EQS als Rivale für den kommenden BMW i7 angekündigt.
(Fotos: Mercedes-Benz / BMW)