Auch wenn es mit Blick auf den Verlust mehrerer hundert Millionen Euro in Q2 2020 etwas seltsam klingt: Für die BMW Group hätte es im zweiten Quartal des Corona-Jahrs 2020 durchaus schlechter laufen können. Denn auch wenn 300 Millionen Euro Verlust vor Steuern für sich betrachtet alles andere als eine gute Nachricht sind: Von den Milliarden-Verlusten anderer Autobauer ist man in München auf den ersten Blick weit entfernt. Möglich wird dieser “Erfolg” aber nur dank Konsolidierungen in Höhe von 848 Millionen Euro: Betrachtet man nur das Segment Automobile, steht ein Verlust von 1,173 Milliarden Euro in den Büchern. Grundlage der Verluste ist der massiv geschrumpfte Absatz: Im zweiten Quartal 2020 sanken die BMW Group Verkaufszahlen weltweit um 25,3 Prozent auf 485.464 Fahrzeuge – im Vergleich zum Vorjahr “fehlen” also mehr als 160.000 verkaufte Einheiten.
Der schwierigen Situation zum Trotz zeigen die Kommentare der Verantwortlichen viel Hoffnung auf Besserung im zweiten Halbjahr 2020. Schon seit Mitte Juni arbeiten alle Werke wieder relativ regulär, einzelne Märkte – vor allem der wichtigste Einzelmarkt China – liegen schon wieder über dem Vorjahr und wecken Hoffnungen für andere Regionen. So kommt es, dass die BMW Group für das Gesamtjahr 2020 eine EBIT-Marge zwischen 0 und 3 Prozent als Ziel ausgeben kann. Wichtiger als die konkreten Zahlen ist dabei die Tendenz: Eine positive EBIT-Marge heißt, dass BMW selbst im Corona-Jahr 2020 Gewinn machen würde.
Wie üblich veröffentlicht die BMW Group mit den Quartalszahlen auch genauere Statistiken zum Absatz der einzelnen Baureihen sowie in den wichtigsten Regionen. Beim regionalen Blick zeigt sich, dass die Verkaufszahlen in Asien in Q2 2020 bereits wieder 7,4 Prozent über Vorjahr lagen, während sie in Europa und den USA um über 40 Prozent eingebrochen sind. Für das gesamte erste Halbjahr ergibt sich zwar auch in Asien ein Rückgang um 8,2 Prozent, aber dieser ist erheblich weniger dramatisch als die jeweils über 30 Prozent in Europa und Nordamerika.
Beim Blick auf die Baureihen zeigt sich ein insgesamt trübes Bild, denn von wenigen Ausnahmen abgesehen befinden sich alle Baureihen im Minus. Mehr Einheiten als im Vorjahr konnten nur von BMW 8er, Z4, X6 und X7 verkauft werden, wichtige Volumenmodelle wie 1er, 3er, 5er oder X1 und X3 befinden sich hingegen zweistellig im Minus. Die Grafiken zu dieser und weiteren Statistiken haben wir wie üblich in unserer Galerie zusammengefasst:
Oliver Zipse (Vorstandsvorsitzender der BMW AG): “Dank unserer hohen Reaktionsfähigkeit und konsequenten Steuerung haben wir die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die BMW Group im ersten Halbjahr begrenzen können. Wir blicken mit vorsichtiger Zuversicht auf das zweite Halbjahr und streben für 2020 weiterhin eine EBIT Marge im Segment Automobile zwischen 0 und 3 Prozent an. Wir beobachten die Situation weiterhin sehr genau und steuern die Produktion unverändert gemäß der Entwicklung in den Märkten und der regional unterschiedlichen Kundennachfrage.
Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind die entscheidenden Themenfelder dieser Dekade. Gerade in herausfordernden Zeiten müssen wir hier die richtigen Weichen stellen. Wir verbinden nicht nur Produktexzellenz mit neuesten digitalen Technologien – wir gestalten sie auch so, dass sie einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten. Davon profitieren unsere Kunden und die Gesellschaft.
Die besten Autos der Welt sind nachhaltig. Premium und Nachhaltigkeit gehören in Zukunft mehr denn je zusammen. Wir nutzen unsere herausragende Technologiekompetenz in Hardware und Software, um unsere Fahrzeuge begehrlich zu machen und mit ihnen gleichzeitig einen Beitrag zur CO2-Reduzierung zu leisten.”
Nicolas Peter (Mitglied des Vorstands der BMW AG, Finanzen): “Wir investieren zielgerichtet und mit Augenmaß. Vor dem Hintergrund der aktuellen Situation verschieben wir Projekte oder stellen sie auf den Prüfstand. Wie angekündigt haben wir im zweiten Quartal zudem konsequent Bestände abgebaut, um den Free Cashflow zu stützen. Einen wichtigen Ergebnisbeitrag leistet unser Performance Programm. Hier wurden bereits seit mehr als drei Jahren wichtige Voraussetzungen geschaffen, die uns nun zugutekommen und notwendige Veränderungen beschleunigen.”