Bei der Suche nach dem ultimativen Bürostuhl gibt es eine Vielzahl von Kriterien, aber eines ist sicher: Der Sitz eines BMW M4 Competition als Grundlage kann zumindest für Motorsport-Fans niemals eine schlechte Grundlage sein. Dass sich die charakteristisch geformten Sportsitze auch als ausgesprochen bequemer Bürostuhl eignen, zeigt nun ein Projekt für das BMW Motorrad Motorsport-Engagement in der Superbike-Weltmeisterschaft WorldSBK. Dort sollen Tom Sykes und Eugene Laverty künftig noch bequemer sitzen, wenn sie gerade nicht mit ihren BMW S 1000 RR über die Rennstrecke jagen.
Bei den beiden Sitzen für die Superbike-Piloten handelt es sich um Sonderanfertigungen, die im Sitzmusterbau des Münchner Forschungs- und Innovationszentrums der BMW Group entstanden sind. Grundlage sind die rund 30 Kilogramm schweren Original-Sitze aus dem BMW M4 Competition, die für den Einsatz im Auto natürlich noch ganz andere Aufgaben erfüllen müssen als in einem Bürostuhl-Einsatz. Das hochwertige Merino-Leder in Sakhir Orange und die Form der Sitze sind den Superbike-Piloten Tom Sykes und Eugene Laverty von ihren BMW M4 bestens bekannt, nur der Unterbau fällt im Bürostuhl-Setup natürlich komplett anders aus.
Die auf den ersten Blick einfache Installation eines Rollengestells unterhalb des fertigen Sportsitzes gestaltet sich in der Praxis durchaus komplex, denn zunächst mussten im Prototypenbau diverse Verbindungsteile neu konstruiert und angefertigt werden. Auch wenn die Sitzposition erheblich höher als im M4 ausfällt, soll sie für einen Bürostuhl möglichst niedrig liegen. Denn auch wenn es Außenstehende und selbst die meisten Fans der WorldSBK oft nicht bedenken, verbringen die Fahrer einen großen Teil der Renn-Wochenenden zur Vor- und Nachbereitung der Rennstrecken-Runden in den Boxen und müssen dabei möglichst optimal sitzen.
Alois Widbiller (Leiter Systemintegration Sitze mit Sitzmusterbau): “Wir machen immer wieder solche Sonderanfertigungen, und so haben wir vorgeschlagen, dass wir auch für das BMW Motorrad WorldSBK Team spezielle Sitze bauen könnten. Das Projekt hat uns großen Spaß gemacht.
Das ist recht aufwändig, denn man kann nicht einfach den Sitz auf die Rollen montieren. So mussten wir zum Beispiel spezielle passende Verbindungsteile neu konstruieren und anfertigen. Dazu gehört ein Adapterteil, das wir an den Sitz schrauben, und mit dem dann die Verbindung zum Rollengestell hergestellt wird. Beim Rollengestell war uns wichtig, dass es recht tief ist, damit die beiden Fahrer eine möglichst komfortable Sitzposition haben. Und natürlich haben die beiden Stühle auch eine Plakette mit der Beschriftung ‚BMW Motorrad WorldSBK Team’ bekommen. Sie befindet sich dort, wo im Fahrzeug die Sitzinnenseite wäre. Hier hatten wir den Platz, und wir haben eine spezielle Blende konstruiert, auf der wir dann die Plakette montieren konnten.”
Marc Bongers (BMW Motorrad Motorsport Direktor): “Es wird häufig unterschätzt, wie viel Zeit unsere Fahrer tatsächlich sitzend in der Box verbringen. Dies ist vor allem während der Trainingssessions der Fall. Bevor es auf die Strecke geht, bereiten sie sich auf ihre Outings vor. Zwischen den Runs kommen sie zurück, und während die Crew am Motorrad arbeitet, besprechen sich die Fahrer mit ihren Crewchiefs und den Ingenieuren und geben ihr Feedback über das Bike. Nach allen Sessions inklusive Qualifying und Rennen folgt direkt das Debrief mit dem Team, in dem alle Details über das Verhalten des Bikes in den einzelnen Streckenabschnitten besprochen und die Sektorenzeiten analysiert werden. All das ist die Basis für unsere Set-up-Arbeit während eines Rennwochenendes. Und natürlich verbringen die Fahrer auch die letzten Minuten, bevor es auf die Startaufstellung geht, in der Box und gehen dort in die letzte Konzentrationsphase.”