Das Wasserstoff-Kompetenzzentrum der BMW Group in München hatte heute hohen Besuch: Wirtschaftsminister Peter Altmaier besuchte die Experten für die Wasserstoff-Brennstoffzelle und ließ sich dabei von Oliver Zipse über den neuesten Stand der Entwicklungen informieren. Im Forschungs- und Technologiehaus wird derzeit die zweite Generation des BMW Brennstoffzellen-Antriebs als weitere Säule des “Power of Choice” genannten Prinzips vorbereitet. Bisher war damit das Angebot von Benziner, Diesel, Plug-in-Hybrid und Elektroantrieb gemeint, zumindest in manchen Fahrzeugklassen könnte künftig auch die Wasserstoff-Brennstoffzelle als Option hinzukommen.
Voraussetzung dafür ist aber ein deutlicher Ausbau der Infrastruktur, das stellte Oliver Zipse erneut klar. Dass die BMW Group bei entsprechender Nachfrage auch passende Fahrzeuge anbieten kann, soll der BMW i Hydrogen Next ab 2022 in einer Kleinserie demonstrieren. Das Luxus-SUV auf Basis des aktuellen BMW X5 G05 verfügt dann über eine Brennstoffzelle mit einer Leistung von 170 PS, diese Energie kann zum Aufladen eines Lithium-Ionen-Akkus genutzt werden. Der Antrieb des Fahrzeugs erfolgt über Elektromotoren, die mit einer Systemleistung von 374 PS für BMW-typische Fahrleistungen sorgen werden.
Bei der chemischen Reaktion von Wasserstoff und Sauerstoff in der Brennstoffzelle entsteht als einziges “Abfallprodukt” reiner Wasserdampf, der BMW i Hydrogen Next ist also effektiv lokal emissionsfrei unterwegs. Im Gegensatz zu einem rein batterieelektrisch angetriebenen Fahrzeug wie dem BMW iNext, der ganz ähnliche Abmessungen bietet, können die Energiereserven innerhalb von wenigen Minuten wieder aufgefüllt wrden: Was beim Elektroauto selbst mit 150 kW Ladeleistung über eine halbe Stunde dauert, ist an einer Wasserstoff-Tankstelle in weniger als fünf Minuten erledigt. In die beiden 700-bar-Tanks passen insgesamt 6 Kilogramm Wasserstoff. Gerade für Langstreckenfahrer könnte die Brennstoffzelle daher zu einer spannenden Alternative für die saubere, schnelle und luxuriöse Fortbewegung über große Distanzen werden.
Sollte sich die Nachfrage nach Brennstoffzellen-Fahrzeugen im Premium-Segment wie erhofft entwickeln, wird die BMW Group in der zweiten Hälfte des laufenden Jahrzehnts auch ein entsprechendes Serienfahrzeug auf die Räder stellen. Eine entsprechende Entscheidung ist momentan zwar noch nicht gefallen, die hohen Investitionen und Förderungen durch Bundesregierung und EU machen ein Ja zur Brennstoffzelle aber zumindest immer wahrscheinlicher.
Oliver Zipse (Vorsitzender des Vorstands der BMW AG): “Die Politik hat die Bedeutung des grünen Wasserstoffs für das Energiesystem der Zukunft erkannt. Wir begrüßen die verschiedenen Initiativen ausdrücklich. Für den Straßenverkehr ist jetzt vor allem ein Ausbau der Tankinfrastruktur erforderlich, der sowohl die Bedürfnisse der Nutzfahrzeuge als auch die von Pkw berücksichtigt. Je nachdem, wie sich die Rahmenbedingungen entwickeln, hat die Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technologie das Potenzial, eine weitere Säule im Antriebsportfolio der BMW Group zu werden.”
Peter Altmaier (Bundesminister für Wirtschaft und Energie): “Mit der Nationalen Wasserstoffstrategie und den im Konjunkturpaket zur Umsetzung zugesagten Milliarden hat die Bundesregierung ein deutliches Zeichen gesetzt. Wir werden die Rahmenbedingungen gestalten und die Wirtschaft bei der Entwicklung und beim Einsatz der Wasserstoff-Technologie tatkräftig unterstützen. Die marktfähige Umsetzung der Wasserstoff-Technologien liegt aber bei den Unternehmen. Und ich bin daher sehr froh, dass es in Deutschland viele Betriebe wie BMW gibt, die die Vision, den Mut und die Innovationskraft haben, diese Technologie zu einem Markterfolg zu machen.”
Jürgen Guldner (Leiter BMW Group Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technologie und -Fahrzeugprojekte): “Beim Antriebsystem des BMW i Hydrogen NEXT erzeugt das Brennstoffzellensystem bis zu 125 kW (170 PS) elektrische Energie, die aus der chemischen Reaktion von Wasserstoff und Sauerstoff aus der Luft gewonnen wird. Dies garantiert große Reichweiten bei allen Wetterbedingungen. Der Tankvorgang nimmt nur drei bis vier Minuten in Anspruch.