Mit drastischen Worten hat BMW-Chef Oliver Zipse das zweite Quartal 2020 auf den Punkt gebracht: Im bayerischen Fernsehen sagte der Vorsitzende des Vorstands ohne Umschweife, dass es sich für sein Unternehmen um das bisher schlimmste Quartal aller Zeiten gehandelt hat. Die logische Konsequenz: “Wir werden ordentlich Verlust machen”, womit Zipse schon jetzt die wesentliche Botschaft der kommenden Quartalszahlen übermittelt. Zwar ist ein Verlust mit Blick auf 25 Prozent weniger Absatz keine echte Überraschung, aber derart klare Worte sind in der Wirtschaft dennoch selten zu hören.
Dennoch betont Zipse, dass er Licht am Ende des Tunnels sieht. Schon im Juni 2020 lag der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr nur noch bei 9 Prozent, außerdem konnte der Absatz elektrifizierter Modelle im ersten Halbjahr 2020 trotz Corona gesteigert werden. Mit Blick auf die aktuellen Kaufprämien in Deutschland verweist Zipse ausdrücklich auf den Nutzen für die Zulieferer-Industrie: “Eine Kaufprämie brauchen Sie nicht für die Automobilhersteller”, viel wichtiger als für die global agierenden Konzerne mit weiterhin guter Liquidität sei der Effekt für die zahlreichen mittelständischen Zulieferer-Unternehmen. Hierfür ist es seiner Meinung nach erforderlich, dass die Verkaufszahlen weltweit in spätestens zwei Jahren wieder deutlich anziehen.
Neben der Kaufprämie spielt in Deutschland auch die von 19 auf 16 Prozent reduzierte Mehrwertsteuer eine Rolle beim Autokauf. BMW gibt diese Senkung vollständig an die Kunden weiter, auch wenn es mancherorts zu inoffiziellen Verrechnungen mit anderen ohnehin gewährten Rabatten kommt. Als stärkeren Treiber für Absatz-Steigerungen in den nächsten Monaten sieht Oliver Zipse auch deshalb den Produktmix, für den die Weichen bereits vor Jahren gestellt wurden. Beim Thema Elektroautos und Plug-in-Hybride attestiert er den kommenden Neuheiten ein gutes Timing, denn diese seien zum Zeitpunkt der steigenden Nachfrage auf breiter Front verfügbar.
Die komplette Sendung “Wirtschaft im Corona-Schock” kann direkt in der Mediathek von BR Fernsehen angesehen werden. Neben BMW-Chef Oliver Zipse sind auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, die VdK-Präsidentin Verena Bentele und die “Wirtschaftsweise” Monika Schnitzler an der Talk-Runde beteiligt.