Dass ein Absatz-Vergleich der drei deutschen Premium-Riesen BMW, Mercedes und Audi im Jahr 2020 zu einer Frage des kleinsten Einbruchs wird, dürfte noch vor einem halben Jahr kaum jemand erwartet haben. Doch nach den Entwicklungen und Zahlen der letzten Monate ist allen Interessierten klar, dass niemand im ersten Halbjahr 2020 neue Rekordwerte aufstellen kann: Die Corona-Pandemie sorgt allerorten für teils dramatische Einbrüche bei Absatz, Umsatz und Ergebnis, wobei die drei großen deutschen Premium-Anbieter keine Ausnahme darstellen.
Nach dem 1. Halbjahr 2020 liegen BMW, Mercedes und Audi allesamt zweistellig im Minus, bei genauerer Betrachtung gibt es aber durchaus erwähnenswerte Unterschiede. Auffällig ist, dass Mercedes-Benz bisher besser durch die Krise zu fahren scheint als die direkte Konkurrenz: Die Stuttgarter melden für das zweite Quartal 2020 “nur” einen Rückgang um 20,2 Prozent und kommen beim Blick auf die Halbjahres-Zahlen sogar auf ein Minus von nur 17,6 Prozent. Zum Vergleich: Der weltweite Absatz der Kernmarke BMW ist im zweiten Quartal um 23,2 Prozent zurückgegangen, Audi meldet ein Minus von 22,8 Prozent.
In absoluten Zahlen heißt das, dass Mercedes-Benz seinen Vorsprung auf BMW im Schatten der Corona-Pandemie weiter vergrößern konnte: Lag der Rückstand von BMW nach dem ersten Halbjahr des Vorjahres noch bei 58.770 Einheiten, so sind es ein Jahr später fast 93.000 verkaufte Fahrzeuge weniger. Audi ist mit einem Rückstand von rund 135.000 Einheiten auf BMW und sogar 228.000 Einheiten auf Mercedes-Benz weit abgeschlagen.
Betrachtet man neben den Kernmarken auch MINI und Smart, führt allerdings wie üblich die BMW Group vor Mercedes-Benz Cars. Bei dieser Betrachtung ist der Abstand von 55.256 auf nur noch 15.825 Einheiten geschrumpft, obwohl Smart 2020 bisher kaum mehr als 10.000 Fahrzeuge verkaufen konnte.
Was die aktuellen Zahlen Wert sind und ob sie sich im zweiten Halbjahr bestätigen oder in eine völlig andere Richtung entwickeln, kann im Moment niemand mit Sicherheit sagen. Auf vielen Märkten waren die Verkaufszahlen aufgrund der Produktionsunterbrechungen deutlich stärker als üblich von der realen Verfügbarkeit als von der Attraktivität des Gesamtpakets aus Preis und Produkt abhängig. Trotz einiger positiver Tendenzen bleiben Prognosen auch im zweiten Halbjahr so gut wie unmöglich, weil neue Corona-Ausbrüche die Situation in ganzen Regionen quasi über Nacht auf den Kopf stellen können.