Wie sich die Nachfrage nach neuen Autos in den nächsten Monaten entwickeln wird, kann im Moment niemand seriös vorhersagen. Erste positive Signale für einen möglicherweise weniger starken Einbruch gibt es aber bereits, denn sowohl bei BMW als auch bei Porsche und anderen Autobauern warten offenbar noch so viele Kunden auf ihren Neuwagen, dass die Werke gut zu tun haben. Allerdings ist auch klar: Wenn jetzt davon die Rede ist, dass die BMW-Werke in den Zwei-Schicht-Betrieb zurückkehren, bleiben sie weiterhin weit von ihrem maximalen Ausstoß entfernt.
Ab Mitte Juni soll in allen Werken wieder zur Zwei-Schicht-Normalität zurückgekehrt werden. Der Hintergrund sind aber weniger neue Bestellungen, sondern vor allem das Abarbeiten von Käufen aus der Zeit vor Corona: Viele Fahrzeuge konnten durch die überraschende und völlig ungeplanten Werksschließungen ab März nicht wie geplant produziert werden, weshalb weltweit viele tausend Kunden länger als erhofft auf ihr neues Auto warten müssen. Damit die Wartezeiten hier nicht unnötig noch länger werden, wird der Rückstand nun im Zwei-Schicht-Betrieb aufgeholt.
Die aus Unternehmenssicht viel wichtigere Frage ist allerdings die nach dem Auftragseingang: Wie entwickelt sich die Kauflaune in den nächsten Monaten und Jahren? Bleibt die überraschend schnelle Rückkehr zur Nachfrage-Normalität in China die Ausnahme oder verdauen andere Märkte den Corona-Schock ähnlich gut wie der mit Abstand größte Einzelmarkt? Die Antwort dürfte je nach Land sehr unterschiedlich ausfallen, denn die Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaft waren ebenfalls sehr verschieden. Besonders stark getroffene Länder wie Italien, Spanien oder auch die USA werden mit Sicherheit einige Zeit länger brauchen, um wieder auf das Vor-Krisen-Niveau zurückzufinden.
Doch auch Länder wie Deutschland, die bisher ziemlich gut durch die Krise gekommen sind, werden die internationalen Auswirkungen noch viele Monate zu spüren bekommen. Gerade die deutsche Wirtschaft, die auf den Export von Waren und generell einen funktionierenden Außenhandel mit großer Nachfrage aus anderen Ländern angewiesen ist, wird auch unter den indirekten Folgen leiden.
Für Autobauer wie die BMW Group ist seit Monaten klar, dass sich das Vor-Krisen-Niveau kurzfristig nicht wieder erreichen lässt. Das ursprüngliche Ziel, 2020 einen neuen Absatz-Rekord aufzustellen, ist schon durch die Schwächephase zum Ende des ersten Quartals unmöglich geworden – und das zweite Quartal fällt aller Voraussicht nach noch schlechter aus. Bis alle wichtigen Märkte der Welt wieder so viele Autos verlangen wie Ende letzten Jahres, ist wohl noch einige Geduld gefragt.