Die Kritik an Deutschlands Autobauern wird in den letzten Tagen immer lauter: Egal ob BMW oder Daimler, die großen Konzerne wollen nicht auf Dividenden für ihre Aktionäre verzichten und ziehen damit viel Unmut auf sich. Denn während auf der einen Seite Anteilseigner für ein erfolgreiches Geschäftsjahr belohnt werden sollen, werden auf der anderen Seite zehntausende Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt – mit Hilfe von Kurzarbeitergeld aus der Arbeitslosenversicherung, was von einigen Kritikern pauschal als Staatshilfe betrachtet wird.
Zur Wahrheit gehört, dass die Empfänger der Ausschüttungen aus der Arbeitslosenversicherung zuvor über viele Jahre eingezahlt haben, wobei es sowohl einen Arbeitnehmer- als auch einen Arbeitgeber-Anteil zu zahlen gab. Dennoch ist nachvollziehbar, dass die Inanspruchnahme der Kurzarbeiter-Regelung als staatliche Unterstützung wahrgenommen wird, was sich auf den ersten Blick nur schwer mit Dividenden-Ausschüttungen in Milliarden-Höhe vereinen lässt. Die Satire-Sendung extra3 veranschaulicht die Situation mit einer kleinen Skizze auf Basis des BMW-Logos. Innerhalb weniger Stunden erhielt die Grafik tausende Likes und hunderte Kommentare bei Facebook:
Gerne übersehen wird dabei, dass es sich bei der Dividende per Definition um eine auf das vorangegangene Geschäftsjahr bezogene Ausschüttung handelt. Damals konnte die BMW AG Gewinne in Milliarden-Höhe einfahren, musste hunderte Millionen Euro Steuern zahlen und belohnt die Aktionäre nun mit einer entsprechenden Dividende. Im Fall der BMW Group wird die Kritik häufig um den Aspekt erweitert, dass ein Großteil der Aktien in Besitz der Familien Quandt und Klatten sind – und die Ausschüttung folglich zu einem großen Teil auf den Konten einiger der reichsten Deutschen landet. Dass die dabei Kritisierten auch für zehntausende Arbeitsplätze sorgen und zur Stärke des Wirtschaftsstandorts Deutschland beitragen, wird dabei gerne übersehen.
Kritiker werfen den Autobauern außerdem vor, mit ihren lauten Forderungen nach einer Kaufprämie als Unterstützung nach der Corona-Pandemie erneut auf das Geld des Steuerzahlers zugreifen zu wollen. Auch hier findet auf Seiten der Politik natürlich ein Abwägen statt, denn der Verlust zehntausender Arbeitsplätze in der Automobilindustrie würde den Steuerzahler deutlich härter treffen als eine kurzzeitige Förderung von Deutschlands Schlüsselindustrie.
Unabhängig von den real vorhandenen Hintergründen muss sich die BMW Group damit auseinandersetzen, dass ihr Image derzeit massiv unter dem scheinbaren Kontrast von Kurzarbeit und Dividenden-Ausschüttung leidet. Oder wie es ein Twitter-Nutzer pointiert zusammenfasst:
Textaufgabe:
Obwohl 40.000 deiner Angestellten Kurzarbeitergeld beziehen, willst du für das letzte Geschäftsjahr 1,6 Mrd. Euro ausschütten. Die Hälfte davon sollen die drei reichsten Deutschen bekommen. Außerdem forderst du Kaufprämien vom Staat. Berechne deinen Imagefaktor X.
— Nicht Chevy Chase (@DrWaumiau) May 19, 2020