Eigentlich wollte die BMW Group ihre Verkaufszahlen ab 2020 nur noch pro Quartal nennen, die Corona-Pandemie führt nun aber zu einer Ausnahme. Im Rahmen der Vorstellung des Quartalsberichts Q1 2020 lieferte Oliver Zipse auch eine Information zu den Verkaufszahlen des begonnenen zweiten Quartals und spricht dabei für den April 2020 ganz konkret von einem Absatz-Rückgang in Höhe von rund 44 Prozent. Da im Vorjahr weltweit 196.000 Einheiten verkauft wurden, ergibt sich für den April 2020 ein Absatz von ungefähr 110.000 Fahrzeugen der Marken BMW, MINI und Rolls-Royce.
Gemessen daran, dass der Verkauf neuer Automobile in weiten Teilen der Welt und damit auch auf vielen wichtigen Märkten unmöglich war, fällt diese Zahl sogar besser aus als befürchtet. Verantwortlich dafür sind vor allem China und andere asiatische Märkte, wo die Corona-Pandemie vor allem im ersten Quartal für heftige Einschnitte gesorgt hatte. Allerdings erwarten die Verantwortlichen der BMW Group ausdrücklich nicht, dass sich auch andere Märkte so schnell von Corona erholen wie China.
Vor allem die besonders heftig betroffenen europäischen Länder wie Spanien, Italien oder Großbritannien werden im gesamten Jahr 2020 weit unter den ursprünglichen Erwartungen bleiben. Wie wir berichtet haben, gab es hier im April 2020 Absatz-Einbrüche von teilweise über 90 Prozent. Da die Krise so gut wie alle Branchen betrifft, dürfte ein großer Teil der potenziellen Kunden auch nach dem Ende der Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen andere Probleme als den Kauf eines Neuwagens haben.
Im Vergleich zur Corona-Einschätzung von Mitte März stellt die BMW Group Anfang Mai fest, dass die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie in vielen Ländern deutlich länger notwendig waren als zunächst gedacht. Daher wurde auch der Ausblick für den Rest des Jahres nach unten korrigiert, die Erwartungen für die EBIT-Marge im Segment Automobile wurde auf einen Wert zwischen 0 und 3 Prozent abgesenkt. In normalen Zeiten strebt die BMW Group seit vielen Jahren eine Marge im Korridor zwischen 8 und 10 Prozent an, aber daran ist im Moment absolut nicht zu denken.
Zur Wiederaufnahme der Produktion nennt Oliver Zipse einen konkreten Überblick und Zeitplan: Schon seit mehreren Wochen produzieren die Motoren- und Komponentenwerke wieder wie gewohnt, auch das Joint-Venture-Werk in China sowie die Werke in Spartanburg und Goodwood (Rolls-Royce) produzieren wieder – allerdings nur im Ein-Schicht-Betrieb und keineswegs auf vollen Touren. Im BMW Werk Dingolfing wird die Produktion am kommenden Montag (11. Mai) wieder aufgenommen, die meisten übrigen Werke folgen nach aktueller Planung nicht vor dem 18. Mai. Generell will die BMW Group den Wiederanlauf vor allem von der Entwicklung der Nachfragesituation abhängig machen.