Wie geht es weiter mit dem BMW Vision M Next? Kommt der Hybrid-Sportwagen oder wurde ihm wenige Monate nach der Vorstellung in München schon wieder der Stecker gezogen? Um diese Fragen drehen sich aktuelle Berichte in deutschen und englischen Medien. Dabei ist schon die Bezeichnung von Studien bei der BMW Group ziemlich eindeutig, wenn auch nicht einhundertprozentig verlässlich: Ein als Concept Car bezeichnetes Fahrzeug soll tatsächlich in Serie gehen, meistens handelt es sich um eine relativ seriennahe Vorschau. Ein Vision Car ist im Gegensatz dazu eher ein Ausblick auf mögliche Neuheiten, aber niemals eine konkrete Vorschau auf ein spezifisches Serienfahrzeug. Eine dritte Spielart sind die Hommage Cars wie der BMW M1 von 2008, mit denen Ikonen aus der Vergangenheit gewürdigt werden.
Die im Kontext des BMW Vision M Next bedeutendste Ausnahme von dieser inoffiziellen Regel betrifft den BMW Vision EfficientDynamics, der 2009 eine durchaus ernstgemeinte Vorschau auf den fünf Jahre später auf den Markt gebrachten i8 war. Dennoch ist klar, dass mit der Vorstellung des BMW Vision M Next niemals das Versprechen auf ein entsprechendes Serienfahrzeug verbunden war: Die Studie sollte zeigen, wie ein effizienter Sportwagen der Zukunft aussehen könnte. Damit war das Fahrzeug durchaus als Vision zur Nachfolge des BMW i8 interpretierbar. Aber eine konkrete Ankündigung, dass ein dem Vision M Next entsprechendes Serienfahrzeug in der Entwicklung sei, gab es nie.
Auch die kleine Chance für eine Umsetzung als Serienfahrzeug ist inzwischen allem Anschein nach gestorben: Im Kontext der Corona-Pandemie, die auch die BMW Group mehrere Milliarden Euro kosten wird, ist wenig Platz für eher experimentelle Fahrzeuge wie den BMW Vision M Next. Zwar könnte ein solcher Hybrid-Sportwagen dem Image nützen, für sich betrachtet lässt sich im Supersportler-Segment aber kaum noch Geld verdienen – harte Konkurrenz, extrem teure Entwicklung und insgesamt sehr überschaubare Stückzahlen zerstören so gut wie jeden Business Case.
Doch auch ohne ein entsprechendes Serienfahrzeug ist die Botschaft des BMW Vision M Next durchaus interessant: Es geht darum, dass der Fahrer bei sportlichen Modellen auch weiterhin im Mittelpunkt stehen wird. Autonome Systeme werden zwar immer wichtiger, aber Fahrspaß und damit die Gefühle des Fahrers bleiben der Kern aller BMW-Modelle. Genau wie bisher ist es die Philosophie der Bayern, die Freude am Fahren nicht nur in wenigen ausgewählten Modellen anzubieten, sondern in der gesamten Modellpalette: Wichtiger als der Fahrspaß einiger weniger Supersportwagen-Fahrer ist unterm Strich der Fahrspaß, den der durchschnittliche Kunde am Steuer seines 320d Touring erleben kann. Denn das sportliche Image einer Marke sollte nicht auf ein oder zwei Aushängeschildern basieren, es muss in der breiten Masse des Modellportfolios erfahrbar sein. Genau aus diesem Grund hat es BMW bisher nicht geschadet, seit dem M1 nie wieder einen waschechten Supersportler auf die Räder gestellt zu haben.