Für einige Zeit fiel der Name SGL Carbon auch auf dieser Seite sehr regelmäßig, schließlich galten die Carbon-Experten als Schlüssel zum Leichtbau-Konzept der BMW Group. Hinzu kamen Streitigkeiten, als sich der Volkswagen-Konzern in das Unternehmen einkaufte, über sieben Prozent der Aktien erwarb und sich damit zumindest einen gewissen Einblick in die eng mit BMW verbundene Firma sicherte. Größter Anteilseigner ist weiterhin die von BMW-Miteigentümerin Susanne Klatten kontrollierte SKion GmbH, die gemeinsam mit der BMW AG auf knapp 46 Prozent der Aktien kommt.
Nun hat SGL Carbon einen Großauftrag von der BMW Group erhalten, der wenig überraschend erneut im Zusammenhang mit Elektromobilität steht. Überraschender als die erneute Zusammenarbeit ist der Umstand, dass statt Carbon dieses Mal Glasfaser-Komponenten im Mittelpunkt des Auftrags stehen – zumindest für weniger gut mit den zahlreichen Geschäftsfeldern der Firma vertraute, denn SGL Carbon ist längst sehr breit aufgestellt und betreibt unter anderem auch ein Joint-Venture mit Brembo zur Herstellung von Carbon-Keramik-Bremsscheiben für zahlreiche Sportwagen-Hersteller.
Im neuen Großauftrag von BMW geht es laut der Pressemitteilung von SGL Carbon um die Serienproduktion von Abdeckungen für Batteriegehäuse, die “in einem zukünftigen Plug-in-Hybridmodell der BMW Group zum Einsatz kommen” werden. Die neuartige Gehäuse-Abdeckung besteht aus einem Glasfaser-basierten Kunststoff und wird von SGL als “substanziell” und “mehrjährig” beschrieben, ohne konkret auf die geforderten Stückzahlen einzugehen.
Genau wie Carbonfaser-basierte Kunststoffe eignen sich auch Glasfaser-basierte Kunststoffe sehr gut für Elektroautos und Plug-in-Hybride, weil sie geringes Gewicht mit hoher Steifigkeit kombinieren. Während Carbon bei potenziell besonders beanspruchten Elementen, etwa der auch gegen Durchschlag geschützten Unterseite von Batterien, weiterhin das Maß der Dinge ist, können bei der oberen Abdeckung einer Batterie auch Glasfasern oder ein Fasermix ausreichend sein.
Unabhängig vom neuen Großauftrag ist SGL Carbon weiterhin für die Lieferung von diversen Carbon-Bauteilen für den BMW i3 und von Elementen der Carbon Core-Karosserie der BMW 7er-Reihe verantwortlich. Auch im Fall des BMW iNext wird SGL ab 2021 sämtliche benötigten Carbon-Materialien liefern.
Sebastian Grasser (Head of Automotive Segment im Geschäftsbereich Composites – Fibers & Materials bei SGL Carbon): “Getrieben durch die weltweit fortschreitende Entwicklung der Elektromobilität entwickeln sich unsere innovativen Lösungen für Batteriegehäuse aus faserverstärktem Kunststoff weiter zu einem Wachstumstreiber für die SGL Carbon.”