Besondere Zeiten fordern auch von den BMW Motorsport-Fahrern besondere Maßnahmen. Genau wie Millionen andere Menschen sind auch die Profi-Rennfahrer derzeit im Home Office aktiv und müssen versuchen, sich während der Corona-Zwangspause möglichst gut fit zu halten: Wenn die Saison 2020 endlich richtig beginnen kann, steht den Fahrern und Teams möglicherweise eine sehr kurze und daher auch besonders intensive Saison bevor.
Viel Zeit auf der Couch oder ungesunde Ernährung sind daher auch in der aktuellen Phase der Ungewissheit nicht empfehlenswert. Kraft- und Ausdauertraining sind dabei ebenso wichtig wie die eine oder andere Runde Sim Racing, bei der die Streckenkenntnis und der richtige Umgang mit rivalisierenden Fahrern trainiert werden können.Viele BMW-Piloten sind zumindest in der glücklichen Position, dass sie zu Hause über diverse Fitnessgeräte verfügen und so auch im Home Office gut trainieren können.
Unterstützt werden die Fahrer vom Formula Medicine Team, das mit individuellen Plänen und Vorgaben auf den Fitness-Zustand der Piloten reagieren. Marco Wittmann lässt seine Fans und Follower auch in den sozialen Netzwerken an seinem Fitness-Programm teilhaben und verfolgt einen vielseitigen Trainingsplan: “Im Moment mache ich tatsächlich sehr, sehr viel Sport – ob Ausdauertraining, Kraft, Koordination oder auch Mentaltraining.”
Auch Lucas Auer nutzt die Zeit für eine intensive Vorbereitung auf die DTM-Saison: “Ich mache zwei Einheiten am Tag. Es hält dich fit und du fühlst dich gut. Ich habe hier zuhause in Kufstein ein Laufband, ein Ergometer und eine Armkurbel für meine Ausdauerübungen. Dazu mache ich alle meine speziellen Nacken-, Core- und sonstigen Übungen, die ich brauche, um mich fit zu halten.”
Bruno Spengler verfügt zu Hause ebenfalls über einen Fitness-Raum, hält sich vor allem auf dem Fahrrad fit und bereitet sich so ebenfalls intensiv auf die nächsten Rennen vor: “Ich fahre zuhause Rad, und das kann ich auch gemeinsam mit Freunden über Swift machen. Da treten wir auch online in Rennen gegeneinander an. Diese Online-Rennen sind sehr schwierig, aber machen riesigen Spaß.”
Sheldon van der Linde ist während der Corona-Pause in seiner Heimat Südafrika und hat ebenfalls ungewöhnlich viel Zeit für die Arbeit im eigenen Fitness-Raum: “Ich bin nun fitter als je zuvor und fühle mich noch besser auf die Saison vorbereitet als in den vergangenen Jahren. Denn durch die Pause habe ich die Zeit, konstant an meiner Fitness zu arbeiten und mich darauf zu konzentrieren.”
Eine wichtige Alltags-Komponente ist für viele der BMW Motorsport-Piloten auch das Sim Racing geworden. Martin Tomczyk freut sich über den Erfolg des virtuellen Rennsports: “Das erlebt gerade in der jetzigen Zeit einen wahnsinnigen Boom. Fast jeder Werksfahrer hat mittlerweile einen Simulator zuhause, und wer ihn noch nicht hat, kauft ihn wahrscheinlich in den nächsten Wochen. Die Simulationen sind mittlerweile auf einem sehr hohen Standard, die Rennserien, die auch von den verschiedenen Veranstaltern organisiert werden, sind toll, und der Zuspruch ist einfach wahnsinnig. Mittlerweile sind sie so realistisch, dass man den Ehrgeiz als Rennfahrer auch da wirklich spürt und sich auch über einen Sieg wahnsinnig freut. Da geht es auch um Set-up-Arbeit, Disziplin, Konzentration und Teamarbeit.”
Neben der Arbeit gibt es auch ungewöhnlich viel Zeit für die Familie. Während die Profi-Rennfahrer normalerweise fast jedes Wochenende irgendwo auf der Welt ein Rennen fahren, genießt Augusto Farfus die Zeit mit der Familie in Brasilien: “Es ist sehr schön, dass ich in der Nähe meiner Familie bin. Das war in den vergangenen 20 Jahren meines Lebens nicht mehr der Fall. Leider ist der Anlass alles andere als erfreulich, aber wenigstens kann ich viel mehr als sonst in der Nähe meiner Eltern und meiner Familie sein.”
Genau wie bei unzähligen anderen Familien sind auch bei den Rennfahrern gerade Lehrer-Qualitäten gefragt. Martin Tomczyk macht dabei ganz ähnliche Erfahrungen wie viele andere Eltern: “Das heißt, dass Mama und Papa derzeit den Lehrer spielen müssen. Man bekommt Aufgaben von der Lehrerin, und da sitzt man vormittags schon mal zwei Stunden mit der Kleinen zusammen und unterrichtet. Denn die Zeit kann ja im Endeffekt nicht nachgeholt werden – deshalb ist ‚Home Schooling’ angesagt. Es ist sehr interessant, es beansprucht von dem jeweiligen Elternteil aber auch viel Energie.”
Ganz ähnliche Erfahrungen mit der eigenen Tochter sammelt Augusto Farfus in Brasilien: “Es gibt viele Hausaufgaben zu erledigen, auf Englisch und auf Französisch, und das ist eine ziemliche Herausforderung. Sie ist in der vierten Jahrgangsstufe und lernt viel in Fächern wie Mathematik, Erdkunde und Geschichte. Es ist wirklich toll, nun wesentlich enger in die schulische Entwicklung meiner Tochter eingebunden zu sein. Aber es nimmt viel Zeit in Anspruch. Wir stehen jeden Morgen um sechs Uhr brasilianischer Zeit auf und verbringen dann erst einmal mindestens drei Stunden mit Unterricht. Am Mittag machen wir dann noch einmal eine Lerneinheit, denn wir versuchen, an dem Thema dranzubleiben.”
Obwohl derzeit keine Rennen stattfinden, ist eines also ganz offensichtlich: Langweilig wird den BMW Motorsport-Piloten auch in dieser Phase nicht.