Wenn bei BMW in der Vergangenheit von flexibler Anpassung der Produktion an die Nachfrage die Rede war, dachte vermutlich niemand an flächendeckende Kurzarbeit. Doch genau dieses Szenario erleben viele Mitarbeiter in der aktuellen Corona-Krise, denn von großer Nachfrage kann derzeit ganz sicher nicht die Rede sein: Egal ob Unternehmen oder Privatkunden, egal ob in China, Europa oder den USA – die wirtschaftliche Sicherheit für ein gutes Gefühl bei großen Investitionen ist momentan eher die Ausnahme als die Regel.
Hinzu kommen gesundheitliche Fragen, die eine Produktion ganz unabhängig von der Nachfrage unmöglich machen. Wenn die Mitarbeiter in den Werken nicht ausreichend Abstand halten und so nicht ausreichend vor einer Infektion mit dem Coronavirus geschützt werden können, gibt es keine Alternative zur Werksschließung. In Europa, den USA und Südafrika läuft seit einigen Tagen kein Auto vom Band. Auch wenn der aktuelle Stillstand offiziell auf wenige Wochen befristet ist, weiß niemand genau, wann es wirklich weitergehen kann.
Für die Mitarbeiter in den BMW-Werken kommt die Kurzarbeit ebenso überraschend wie für das Unternehmen selbst. Sie alle müssen auf Teile ihres Gehalts verzichten, wobei BMW das staatliche Kurzarbeiter-Geld zumindest bis Ende April deutlich aufstockt und damit die finanziellen Einbußen begrenzt.
Natürlich trifft die Krise auch Angestellte, die nicht in den Werken arbeiten. Auch viele Niederlassungen und Händler mussten aufgrund der Corona-Pandemie ganz oder teilweise schließen, viele Mitarbeiter vor Ort können ihren gewohnten Tätigkeiten in diesen Tagen nicht nachgehen und damit auch keinen Umsatz erwirtschaften.
Erschwerend kommt hinzu, dass bei der Überbrückung der aktuellen Krise keinesfalls die Zukunft aus dem Blick geraten darf: Wenn die Geschäfte in einigen Wochen wieder anziehen, muss die BMW Group ihre Produktion so schnell wie möglich wieder hochfahren und auch in allen übrigen Bereichen wieder zum Tagesgeschäft zurückkehren.
Wie gut das Krisenmanagement der Münchner in diesen Tagen ist, wird sich erst mit etwas Abstand beurteilen lassen. Sicher ist: Genau wie BMW sind auch alle anderen Autobauer darum bemüht, die Schäden durch das Coronavirus so gering wie möglich zu halten. Dennoch ist klar, dass sich ein gewaltiger Rückgang bei Absatz, Umsatz und Ergebnis 2020 nicht vermeiden lässt.