Das gestern noch vorhandene Fragezeichen ist zu einem Ausrufezeichen geworden: Auch BMW stoppt die Produktion in Europa und schließt seine Werke. Das Unternehmen will damit seinen Teil dazu beitragen, dass sich das Coronavirus nicht noch schneller und unkontrollierter ausbreiten kann als ohnehin schon. Die entsprechende Mitteilung machte der BMW-Vorstandsvorsitzende Oliver Zipse heute im Rahmen der Bilanz-Pressekonferenz 2020.
Betroffen sind wie erwartet alle europäischen Werke der BMW Group und das Werk Rosslyn in Südafrika. Die Produktion wird ab heute eingestellt, zunächst für vier Wochen. Ähnliche Maßnahmen hatten in den letzten Tagen bereits FCA, PSA, VW und Daimler beschlossen. Neben der Infektionsgefahr für alle Mitarbeiter im Werk spielt auch eine Rolle, dass viele Zulieferer die üblichen Termine unter den aktuellen Umständen nicht einhalten können und die Just-in-Time-Produktion ohnehin unmöglich geworden ist.
Hinzu kommt, dass die weltweiten Automobil-Märkte gerade zusammenbrechen und die Nachfrage nach Neuwagen auf absehbare Zeit deutlich sinken wird. Bitter ist die Entscheidung für alle, deren BMW oder MINI gerade gebaut wird und demnächst übergeben werden sollte. Allerdings: Da die Auslieferung in der BMW Welt derzeit ohnehin unmöglich ist und auch die Händler und Niederlassungen vor Ort voraussichtlich nicht mehr lange Kontakt zu Kunden haben dürfen, wäre eine Übergabe des Fahrzeugs ohnehin beinahe unmöglich.
Das Statement von Oliver Zipse im Wortlaut:
In diesen Zeiten braucht es verantwortungsvolles Handeln in der Gesellschaft. Denn: Wir alle befinden uns in einer außergewöhnlichen Situation. Und wir alle sind persönlich betroffen. Experten in Medizin und Wissenschaft sagen klar, was zu tun ist, um die Ausbreitung der Corona-Pandemie zu verlangsamen und einzudämmen. Die nächsten Wochen sind hier ganz entscheidend. Viele Länder haben einschneidende Maßnahmen getroffenen, die wir mittragen.
Als Unternehmen haben wir in dieser Situation verschiedene Aufgaben:
- Unsere Mitarbeiter mit ihren Familien bestmöglich zu schützen.
- Unsere Gesellschaft im Kampf gegen das Virus zu unterstützen.
- Aber auch gleichzeitig unsere operative Handlungsfähigkeit aufrecht zu erhalten und uns auf die Zeit „nach Corona“ vorzubereiten.
Dazu haben wir weitreichende Entscheidungen für unser Tagesgeschäft getroffen. Für viele Menschen geht es in diesen Tagen um das Wesentliche – um ihre Gesundheit und Versorgung. Viele Händlerbetriebe in Europa haben bereits vorübergehend geschlossen. Denn wie bei vielen Gütern wird auch die Nachfrage nach Automobilen deutlich sinken.
Bei uns folgt die Produktion der prognostizierten Absatzentwicklung. Unser Produktionsvolumen passen wir flexibel der Nachfrage an.
Ab heute fahren wir unsere europäischen Automobilwerke und das Werk Rosslyn in Südafrika herunter. Die Produktionsunterbrechung wird voraussichtlich bis zum 19. April eingeplant.
Bei der BMW Group verfügen wir über hoch flexible und wirksame Arbeitszeitinstrumente – sowohl im direkten Bereich, sprich in der Produktion, als auch im indirekten Bereich wie der Verwaltung. Das kommt uns nun zugute.
Wir werden unsere Arbeitsfähigkeit im Unternehmen weiterhin sicherstellen. Zugleich wollen wir das Infektionsrisiko für unsere Mitarbeiter reduzieren. Dazu haben wir ein umfassendes Paket an Maßnahmen in Kraft gesetzt. Mitarbeiter können zum Beispiel von zu Hause aus arbeiten, wenn dies möglich und sinnvoll ist. Ich danke den Sozialpartnern, dass wir in bewährter BMW Kultur schnell Lösungen gefunden haben. Ich danke allen Mitarbeitern, dass sie uns helfen, diese Situation gemeinsam gut zu überstehen. Ich danke ganz speziell Einkauf und Logistik sowie unseren Partnern für deren Flexibilität. Und ich danke natürlich unserem Kompetenzteam Corona.
Die BMW Group kann mit schwierigen Situationen umgehen. Das haben wir schon oft bewiesen:
- In der Ölkrise Anfang der 70er Jahre haben wir das Werk Dingolfing eröffnet. 2021 läuft dort unserer neuer Technologieträger iNEXT vom Band.
- In der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 haben wir schwarze Zahlen geschrieben und das erste rundum nachhaltige Serien- Elektrofahrzeug auf den Weg gebracht. Heute gehört der BMW i3 zu den meistverkauften E-Autos der Welt.
Auch in der aktuellen Situation sind wir dennoch vorsichtig zuversichtlich. Es gibt eine Zeit während Corona. Und es wird eine Zeit nach Corona geben.
Darum haben wir uns entschieden, Ihnen heute auch einen Ausblick zu geben, was wir alles vorhaben. Die aktuelle Situation erfordert eine starke Gemeinschaftsleistung. Wir sind stark – und wir kämpfen gemeinsam.