In normalen Zeiten sind Zahlen das A und O der Bilanz-Pressekonferenz eines Dax-Konzerns wie der BMW Group. Dass 2020 alles andere als normal ist und viele Gewohnheiten schon jetzt ihre Gültigkeit verloren haben, zeigt sich schon beim Modus der Veranstaltung: Während sonst zahlreiche Journalisten vor Ort sind und direkt Fragen an die Verantwortlichen stellen können, sitzen die Vorstände des Unternehmens in diesen Tagen in einem leeren Raum der BMW Welt.
Auch inhaltlich rücken die Geschäftszahlen für das Jahr 2019 in den Hintergrund. Viel wichtiger als Absatz, Umsatz und Ergebnis sind Prognosen für die Zukunft. Und damit die Frage, mit welchen Strategien die BMW Group der Corona-Krise begegnen und die Folgen für das Unternehmen so gering wie möglich halten will. Dabei ist allen Beteiligten klar: An ein normales Geschäftsjahr ist längst nicht mehr zu denken, statt Wachstum und Ergebnis stehen plötzlich Schadensbegrenzung und die Sicherung von Arbeitsplätzen ganz oben auf der Prioritätenliste.
Auch wenn die Corona-Krise gerade alles in den Schatten stellt, sollen die wichtigsten Zahlen zum Jahr 2019 an dieser Stelle nicht völlig fehlen: Bekanntermaßen erzielte die BMW Group einen neuen Absatz-Rekord und verkaufte weltweit erstmals über 2,5 Millionen Premium-Pkw der Marken BMW, MINI und Rolls-Royce. So wurde der Umsatz erstmals auf über 100 Milliarden Euro gesteigert. Beim Ergebnis sorgten diverse Einflüsse dafür, dass die Zahlen unter dem Strich schlechter als im Jahr zuvor ausgefallen sind.
Wichtiger als der Blick auf 2019 ist die Anpassung an die aktuelle Situation, die Finanzvorstand Dr. Nicolas Peter vorgestellt hat. Klar ist schon jetzt, dass sich die Krise deutlich auf das gesamte Geschäftsjahr 2020 auswirken wird. Oberstes Ziel ist momentan die Stabilisierung von Liquidität und Ergebnis. An den langfristigen Zielen hält die BMW Group unverändert fest: Der Ziel-Korridor für die Gewinn-Marge bleibt zwischen 8 und 10 Prozent, der Free Cashflow soll sich bei rund 3 Milliarden Euro bewegen. Dass diese 2020 kaum zu erreichen sind, ändert die langfristigen Ziele nicht.
Dr. Nicolas Peter sagte dabei ausdrücklich, dass sich der Absatz auf allen wesentlichen Märkten als Folge des Coronavirus negativ entwickeln wird. Damit verbunden ist die Hoffnung, dass sich die Märkte jeweils nach einigen Wochen mit starken Einschränkungen wieder erholen. Eine sichere Prognose ist aufgrund der Dynamik der aktuellen Situation selbstverständlich unmöglich.
Die Auswirkungen auf das Finanzergebnis sind entsprechend dramatisch: Vor Ausbruch des Coronavirus hatte die BMW Group mit einem deutlich steigenden Ergebnis 2020 gerechnet. Aktuell ist allerdings davon auszugehen, dass sich das Ergebnis deutlich verschlechtert. Für das laufende Jahr erwartet Dr. Nicolaus Peter daher nur noch eine EBIT-Marge im Korridor zwischen 2 und 4 Prozent.
Auch beim Absatz ging BMW bis vor wenigen Wochen von einem leichten Wachstum aus. Die aktuelle Annahme ist, dass der weltweite Absatz 2020 aufgrund der Corona-Pandemie deutlich unter Vorjahr liegen wird.