“Wann schließt BMW seine Werke und unterbricht die Produktion in Europa?” – mit Blick auf die fortschreitenden Maßnahmen gegen die Coronavirus-Pandemie steht diese noch vor wenigen Tagen völlig undenkbare Frage längst offen im Raum. Praktisch täglich werden die Einschränkungen für das Leben der Menschen und damit auch für die Wirtschaft immer drastischer, der gestern ausgerufene Katastrophenfall in Bayern und die bundesweit beschlossenen Maßnahmen müssen längst nicht das Ende der Fahnenstange sein.
Seit heute ist klar, dass nach Fiat Chrysler Automotive und PSA auch der Volkswagen-Konzern seine Produktion in Europa ab Samstag unterbrechen wird. Diese Entscheidung wird die Konzerne viele Millionen Euro kosten und dürfte entsprechend ungern getroffen worden sein. Dennoch ist klar: Die außergewöhnliche Situation erfordert außergewöhnliche Maßnahmen und Opferbereitschaft auf allen Seiten. Es liegt auf der Hand, dass eine ähnliche Maßnahme auch für die BMW Group früher oder später unausweichlich wird.
Schon in den letzten Tagen war bekannt geworden, dass es erste vereinzelte Corona-Fälle in den Werken der BMW Group gegeben hat: In Dingolfing, Steyr und Leipzig mussten Kollegen in Quarantäne geschickt werden, auch ein Mitarbeiter im Münchner Forschungs- und Innovationszentrum FIZ war erkrankt. Bei VW wurden Fälle in den Werken Wolfsburg und Baunatal öffentlich, weitere bekannte oder auch unbekannte Fälle sind genau wie bei BMW und jedem anderen Unternehmen nicht ausgeschlossen.
Die Produktions-Unterbrechung bei Volkswagen soll zunächst auf etwa zwei Wochen beschränkt sein. Die vom VW-Betriebsrat monierte Problematik des teilweise engen Kontakts unter den Mitarbeitern in der Produktion dürfte auch viele andere Autobauer betreffen. Möglicherweise ist die Entscheidung des VW-Konzerns nun der Türöffner für andere deutsche Autobauer, die dem Beispiel der Wolfsburger in den nächsten Tagen folgen könnten.
Die Folgen für das Geschäftsjahr 2020 rücken dabei mehr und mehr in den Hintergrund. Standen zu Beginn des Jahres noch die Absatz-Einbrüche in China im Fokus, hat die Corona-Pandemie längst völlig andere Maßstäbe erreicht. Dass alle Prognosen für Absatz, Umsatz und Ergebnis im Jahr 2020 hinfällig sind, ist längst zur Gewissheit geworden. Hinter der Schließung der deutschen und europäischen BMW-Werke – Standorte in anderen Ländern könnten in weiteren Schritten durchaus folgen – steht vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen nur noch die “Wann?”-Frage, denn die Frage nach dem “Ob” hat sich eigentlich bereits erledigt.