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BMW X5 M & X6 M: Doppel-Interview zum Power-SUV-Duo

Wenn es gleich um zwei neue Power-SUV geht, ist ein Gesprächspartner nicht genug: Für unser Interview zu BMW X5 M F95 und X6 M F96 haben wir uns mit Projektleiter Rainer Steiger und Produktmanager Lars Beulke geballte Kompetenz gesichert und gemeinsam Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um die beiden Edel-Offroader mit der Extra-Portion Performance gefunden.

Im Interview geht es unter anderem um die wichtigsten Ziele bei der Entwicklung, die größten Unterschiede zu den Vorgängern, die wichtigsten Märkte und natürlich auch um die Frage, wie die beiden bis zu 625 PS starken SUV in unsere Zeit und zur Diskussion um Nachhaltigkeit und CO2-Emissionen passen.

BimmerToday.de: Wir stehen vor Generation 3 von X5 M und X6 M. Bei der ersten Generation gab es viel Kritik an Allradantrieb und Turboaufladung, die damals Neuland für die M GmbH waren. Wie sehen Sie diese Themen heute?
Lars Beulke: Es war damals tatsächlich so etwas wie ein Tabubruch, aber inzwischen ist diese Technik vollkommen etabliert. Schon bei der zweiten Generation waren diese Aspekte kein Thema mehr und die Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf die Performance, die uns zahlreiche Testsiege eingebracht hat.

BimmerToday.de: Aus europäischer Sicht gibt es immer wieder auch die Frage, inwiefern M in das Segment dieser luxuriösen SUV passt. Wie groß ist die Nachfrage nach M in diesem Segment?
Lars Beulke: Die Beliebtheit von SUVs ist ungebrochen und weiter wachsend, das gilt für alle Größen und Motorisierungen. Europa ist zwar nicht der Hauptmarkt für diese Fahrzeuge, aber auch nicht zu vernachlässigen. Wir haben auch in Deutschland eine große Nachfrage nach diesen Modellen.
Rainer Steiger: Aus einer deutschen Perspektive zählen X5 M und X6 M sicherlich zu den großen SUV, aber in anderen Märkten wie hier in den USA relativiert sich das bekanntlich. Auf vielen anderen Märkten stellt sich diese Frage also überhaupt nicht.

BimmerToday.de: Die zweite Generation hatte gerade in Sachen Querdynamik einen sehr großen Schritt nach vorn gemacht. Was waren Ihre wichtigsten Ziele für die dritte Generation, wo sollten die beiden Power-SUV noch besser werden?
Rainer Steiger: Wir wollten diesen Trend unbedingt fortsetzen. Der Fahrdynamik-Benchmark lag bereits durch die zweite Generation bei uns im Haus, aber wir wollten hier nochmal eins draufsetzen. Nicht nur in den klassischen Quartett-Werten wie 0 auf 100 oder Rundenzeiten, sondern auch in allen Fahrerlebnis-Werten. Außerdem lag ein besonderes Augenmerk auf dem Innenraum, denn wir bewegen uns natürlich in einem Segment mit einer sehr anspruchsvollen Zielgruppe. Feine Materialien und viele M-spezifische Details steigern den erlebbaren Luxus nochmals deutlich.

BimmerToday.de: Welche technischen Maßnahmen haben Sie umgesetzt, um diese Ziele zu erreichen?
Rainer Steiger: Das sind sehr vielfältige Maßnahmen. Natürlich bewirkt der neue Motor einen Schub, bietet mit höheren Drehzahlen noch mehr Leistung und mehr Drehmoment. Wir haben außerdem die Steifigkeit des Fahrzeugs auf ein ganz anderes Niveau gehoben, was der Dynamik große Vorteile bringt. Auch das Fahrwerk wurde auf dieser Basis nochmals weiterentwickelt. Im Endeffekt haben wir alles reingepackt, was unsere M-Schatulle derzeit bereithält.

BimmerToday.de: Zu den erwähnenswerten Technik-Features zählt auch der Allradantrieb M xDrive. Wie unterscheidet sich das hier verbaute System von der Technik in M5 und M8?
Rainer Steiger: Der M xDrive ist im Prinzip ähnlich, aber weil es sich um X-Modelle handelt verzichten wir auf das Angebot des 2WD-Modus mit reinem Hinterradantrieb. Das würde einerseits nicht zum Charakter eines X-Modells passen, andererseits ist der M xDrive sehr hecklastig und fährt sich entsprechend dynamisch.

BimmerToday.de: Der eine oder andere Wettbewerber erwirbt auch im SUV-Segment Lizenzen, um Nürburgring-Rundenzeiten veröffentlichen zu dürfen. Sie sparen sich dieses Geld, aber intern können Sie die Zeiten sicher bewerten. Wo sehen Sie X5 M und X6 M im Vergleich zum Audi RS Q8?
Lars Beulke: Wie Sie schon gesagt haben, sprechen wir nicht über unsere Rundenzeiten. Wir wissen aber ganz sicher, dass wir deutlich besser sind als die zweite Generation unserer Fahrzeuge. Und wir müssen uns damit sicher auch nicht vor dem Wettbewerb verstecken.

BimmerToday.de: Und wo stehen die großen Modelle im Vergleich zu X3 M und X4 M? Kann die Mehrleistung das Mehrgewicht kompensieren?
Lars Beulke: Wenn man sich die Beschleunigungswerte ansieht, gibt es glaube ich keine Zweifel an der Hierarchie. Generell gehen diese Modelle einen anderen Weg zum Erreichen ihrer Performance, weshalb wir diesen Vergleich intern nicht für relevant halten.

BimmerToday.de: Auch im High-Performance-Segment spielt Hybridisierung eine zunehmend wichtige Rolle, auch mit Blick auf Wettbewerber wie den Porsche Cayenne Turbo S E-Hybrid. Haben Sie ein solches Konzept ebenfalls in Erwägung gezogen?
Lars Beulke: Keine Frage, Elektrifizierung ist ein Thema und wird auch bei uns in dieser Dekade kommen. Wir schauen uns natürlich immer alle verfügbaren Konzepte an und wählen dann die Lösung, die am besten passt. Weil X5 M und X6 M den Anspruch der Rennstrecken-Tauglichkeit haben, kam das Thema für uns derzeit aus Gewichtsgründen nicht in Frage.

BimmerToday.de: Wie sieht es mit einem 48-Volt-Bordnetz aus? Auch das haben X5 M und X6 M nicht an Bord, obwohl es gewissermaßen im Regal liegt?
Rainer Steiger: Das ist korrekt. Wir können das Thema aus technischer Sicht im Lauf des Lebenszyklus noch nachlegen, aber momentan ist das nicht geplant. In der Konzeptionierungsphase dieser beiden Modelle stand uns das 48-Volt-Bordnetz noch nicht zur Wahl

BimmerToday.de: Mit X3 M und X4 M haben die großen SUV erstmals Wettbewerb aus eigenem Haus, sehen Sie das als Gefahr für den Erfolg?
Lars Beulke: Nein. Die Charaktere dieser Fahrzeuge sind wirklich sehr unterschiedlich, weshalb sie jeweils eigene Zielgruppen ansprechen.

BimmerToday.de: Also ist das Ziel, den Absatz von X5 M und X6 M auch in der dritten Generation weiter zu steigern?
Rainer Steiger. Ja. Und wir sind auch positiv gestimmt, dass wir das schaffen werden.

BimmerToday.de: Wie erwarten Sie die Verteilung des Absatzes zwischen X5 M und X6 M?
Lars Beulke: Ähnlich wie beim Vorgänger erwarten wir ungefähr 60 Prozent des Absatzes beim X5 M, der X6 M kommt auf 40 Prozent. Das liegt unter anderem auch daran, dass auf dem Hauptmarkt USA in erster Linie der X5 gefragt ist. Es gibt aber auch Märkte wie Russland, wo der X6 M eindeutig gefragter ist.

BimmerToday.de: Die wichtigsten Märkte befinden sich in Nordamerika, aber wie sieht es im Rest der Welt aus? 
Lars Beulke: Mit zusammen ungefähr 35 Prozent des weltweiten Absatzes liegen die USA und Kanada ganz vorn, aber auch China und Russland sind wichtige Märkte. Wir haben aber auch in Europa und im Mittleren Osten eine große Nachfrage nach diesen Modellen.

BimmerToday.de: Wie kommt es, dass Sie beim X6 M in Deutschland nur das Competition Modell mit 625 PS anbieten, während beim X5 M auch das 600 PS starke “Einstiegsmodell” erhältlich ist?
Lars Beulke: Der X6 M ist von Grund auf etwas spitzer positioniert als der X5 M, deshalb denken wir dass die Nachfrage nach dem Competition-Modell hier ohnehin dominant wäre. Beim X5 M wird es hingegen auch einige Kunden geben, die nicht unbedingt zum Competition-Modell greifen wollen.

BimmerToday.de: Welche Unterschiede gibt es hier, einmal abgesehen von den offensichtlichen 25 PS Mehrleistung?
Lars Beulke: Das ist vor allem die M Sportabgasanlage, der Track Mode, einige Design-Differenzierungsumfänge und eine Reihe von Sonderausstattungen, die zum Serienumfang des Competition-Modells zählen. Das sind zum Beispiel die Volllederausstattung und die Leichtmetallräder in spezifischem Design mit 21 Zoll vorn und 22 Zoll hinten.

BimmerToday.de: Der rein elektrische BMW iNext kommt 2021, bietet relativ ähnliche Abmessungen wie ein X5 und wird ebenfalls in unter 4 Sekunden von 0 auf 100 beschleunigen. Sehen Sie das Elektro-SUV als Wettbewerber oder gibt es bei den Zielgruppen keinerlei Schnittmenge?
Lars Beulke: Ich bin mit dem Fahrzeugprojekt BMW iNext nicht im Detail vertraut und kann mich deshalb nicht dazu äußern. Generell ist ein Elektro-SUV in Sachen Image und Auftritt aber sicher ganz anders positioniert als unsere Fahrzeuge, weshalb ich da trotz der einen oder anderen Gemeinsamkeit sehr unterschiedliche Zielgruppen sehe.

BimmerToday.de: Ein immer größeres Thema sind heute CO2-Emissionen und Nachhaltigkeit. Wie passen diese Fahrzeuge zu diesen Debatten?
Lars Beulke: Wir haben als Unternehmen sehr starke Aktivitäten im Bereich BMW i, aber das eine schließt hier aus unserer Sicht das andere nicht aus. Wir nennen das “Power of Choice” und bieten verschiedenen Kunden unterschiedliche Lösungen an. Wir sind aber letztlich ein Wirtschaftsunternehmen und müssen Geld verdienen, dafür müssen wir vorhandene Begehrlichkeiten mit passenden Produkten bedienen. Es ist auch ein offenes Geheimnis, dass man mit Fahrzeugen in diesem Segment viel Geld verdient und damit auch die Möglichkeit schafft, andere Entwicklungen voranzutreiben. Die Diskussion wird auch längst nicht überall so geführt wie in Deutschland, da muss man sich nur das Straßenbild in den USA und auf anderen wichtigen Märkten ansehen.

BimmerToday.de: Gibt es abschließend noch Themen bei denen es Sie besonders freut, dass sie den Weg in die Serie geschafft haben?
Rainer Steiger: Für mich sind das die beleuchteten Logos mit X5 M oder X6 M Schriftzug in den Sitzen. Das ist eigentlich nur ein kleines Gimmick, aber sie erinnern eben bei jedem Einstieg daran, was man hier fährt.
Lars Beulke: Was mich besonders freut ist, dass wir nun erstmals bei einem X5 M und X6 M Individual-Farben und Matt-Lacke anbieten können. Das Werk Spartanburg wurde hierfür extra vorbereitet und wir freuen uns sehr darauf, der sicher mitunter extrovertierten Klientel Optionen wie Urban Green anbieten zu können.

BimmerToday.de: Vielen Dank für das informative Gespräch!

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