Der Ausbruch des neuartigen Corona-Virus in China kommt langsam aber sicher auch in der deutschen Wirtschaft an. Bereits vor ein paar Tagen berichteten wir von verlängerten Werksferien in den chinesischen Werken der BMW Group, auch viele Zulieferer können nicht wie geplant produzieren. Hinzu kommen die Sorgen um die Gesundheit tausender Mitarbeiter, die in China und anderenorts mit dem Virus in Kontakt kommen könnten.
Zu dieser naheliegenden Problematik kommt nun auch die Frage nach dem Absatz auf dem mit Abstand wichtigsten Einzelmarkt aller deutschen Premium-Anbieter, denn ohne die gewohnten Verkaufszahlen in China können auch die weltweiten Absatzziele unmöglich erreicht werden. Auch wenn sich die Premium-Anbieter dem seit einiger Zeit schwächelnden Markttrend bisher widersetzen konnten, dürfte das Coronavirus nicht spurlos an den Verkaufszahlen vorbeigehen.
Nach Informationen der dpa (via Automobilwoche) teilte der chinesische Herstellerverband CAAM mit, dass im Januar 2020 rund 20 Prozent weniger Fahrzeuge an die Händler geliefert wurden als im Vorjahr. Für das Gesamtjahr rechnet der Verband allein durch das Coronavirus mit etwa einer Million Fahrzeuge, die weniger verkauft werden können. Auch der Branchenverband PCA geht davon aus, dass der Absatz im Januar und Februar um bis zu 30 Prozent unter dem Vorjahr liegen könnte. Schon jetzt gehen die Experten von mindestens 5 Prozent weniger Absatz für das Gesamtjahr aus – und noch ist völlig unklar, wie sich die Situation in den nächsten Wochen und Monaten entwickelt.
Die BMW Group stand im Jahr 2019 an der Spitze des Premium-Markts in China. Insgesamt verkauften die Münchner 723.680 Fahrzeuge in China, das entspricht über einem Viertel des weltweiten Absatzes. Auch Mercedes-Benz und Audi sind mit jeweils über 650.000 Einheiten von den Verkaufszahlen in China abhängig.
In der bisherigen Jahresplanung, also vor Bekanntwerden des Coronavirus-Ausbruchs, rechnete die BMW Group für das Jahr 2020 mit einem soliden Wachstum in China. Ob diese Einschätzung vor den aktuellen Hintergründen noch zu halten ist, werden die nächsten Wochen zeigen. Klar ist auch: Sollten die Verkaufszahlen in China einbrechen, dürfte auch die weltweite Erwartung eines leichten Wachstums so gut wie unmöglich werden.