Als der erste BMW X1 zu Beginn des Jahrzehnts auf den Markt kam, wurde er von manchen belächelt: Wer braucht schon ein SUV in diesem Format und mit überschaubaren Gelände-Eigenschaften? Keine zehn Jahre später hat sich der BMW X1 zum Erfolgsmodell entwickelt, das entscheidenden Anteil an den jüngsten Absatz-Rekorden hat. Von der aktuellen Generation F48 wurden schon vor dem Facelift 2019 rund 670.000 Fahrzeuge verkauft, im vergangenen Jahr war das kleinste auch das mit großem Abstand meistverkaufte X-Modell.
Angesichts dieser Zahlen ist es keine Überraschung, dass die Münchner bei der Modellpflege auf eine Revolution verzichtet haben. Für unseren ersten Fahrbericht konnten wir die BMW X1 xDrive25d und xDrive25i vergleichen, wobei nur der Diesel im Rahmen der Modellpflege ein nennenswertes Update erhalten hat: Der Top-Diesel erfüllt schon jetzt die erst ab 2021 verpflichtend notwendige Abgasnorm Euro 6d. Spürbar ist die gründlichere Abgasreinigung zwar nicht, aber sie entlastet zumindest das Umwelt-Gewissen und zeigt, wie sauber moderne Selbstzünder sein können.
Fahrbericht BMW X1 2019: Frischer Look für vertraute Technik
Abgesehen vom neuen Motor des BMW X1 xDrive25d sind die technischen Updates der Modellpflege erstaunlich schnell aufgezählt, denn wichtiger als die Integration neuer Funktionen war den Entwicklern offenbar ein neuer Look für den Bestseller. Damit der X1 auch in der zweiten Hälfte seines Lebenszyklus frisch wirkt, wurde das Interieur mit einem auf 10,25 Zoll vergrößerten Infotainment-Display und neuem Automatik-Wählhebel aufgewertet, wesentliche neue Features wurden dabei aber nicht integriert.
Fürs Auge hat das Kompakt-SUV eine deutlich überarbeitete Front mit hexagonalen Tagfahrlicht-Ringen und verbundenen Nieren erhalten, am Heck kommen optional Voll-LED-Rückleuchten zum Einsatz. Neue Felgen und eine X1-Lichtprojektion unterhalb der Türen runden das Design-Update gemeinsam mit zwei neuen Farb-Optionen ab: Neu im Programm sind die graue Individual-Lackierung Storm Bay und das kräftige Misanoblau, das bei Wahl des M Sport-Pakets an die Stelle von Estorilblau tritt.
Steigt man in den BMW X1 2019 ein, rücken die Design-Änderungen zunächst in den Hintergrund – bis der Blick auf das in diesem Umfeld erstaunlich groß wirkende Display fällt. Kein Zweifel: Der große Bildschirm wertet das Interieur deutlich auf. Die weitgehend analogen Tacho-Instrumente präsentieren sich bereits seit einiger Zeit im hochwertigen Black Panel-Design, ein volldigitales Display gibt es aber auch weiterhin nicht. Dank des großen und hervorragend ablesbaren Head-up-Displays ist dieser Nachteil zu verschmerzen, denn die meiste Zeit bleiben die Augen ohnehin auf das HUD fokussiert.
Auf Änderungen am Fahrwerk haben die Entwickler komplett verzichtet, schließlich wurde die ausgewogene Abstimmung von der überwiegenden Mehrheit der Kunden und Tester als eine der großen Stärken des X1 wahrgenommen. So bleibt der BMW X1 2019 unverändert agil, ohne die Insassen mit zu wenig Restkomfort zu nerven. Der gefundene Mittelweg von überdurchschnittlicher Dynamik und keinesfalls unterdurchschnittlichem Komfort hat in den letzten Jahren nichts von seinem Charme verloren und so manchen Kunden an BMW herangeführt.
Sportlich präsentieren sich auch die Motoren der gefahrenen Topmodelle, was angesichts von jeweils 231 PS keine Überraschung ist. Im direkten Vergleich werden die Unterschiede der Konzepte mehr als deutlich: Während der Diesel des X1 xDrive25d schon früh mit Drehmoment punktet und auch bei sportlicher Fahrweise nicht zu durstig wird, dafür aber gerade bei der Kombination von niedrigen Drehzahlen und hoher Last ziemlich knurrig klingt, punktet der Benziner mit dem breiteren nutzbaren Drehzahlband und einer viel spontaneren Reaktion auf unerwartete Gaspedal-Befehle.
Dass im BMW X1 Facelift 2019 trotz neuer Optik vor allem bewährte Technik steckt, hat allerdings auch klare Nachteile zur Folge: Das Kompakt-SUV geht weiterhin ohne Totwinkel-Warner an den Start und reagiert nur mit einer Lenkrad-Vibration auf ein Verlassen der Fahrspur – so sind die Assistenzsysteme mit fehlender Warnung bei anderen Fahrzeugen im toten Winkel und ohne Lenk-Eingriffe 2019 leider nicht mehr wirklich zeitgemäß. Und wer das aktuelle Infotainment-System mit “Hey BMW”-Sprachsteuerung kennt, fühlt sich im neuen X1 ebenfalls nicht ganz auf der Höhe der Zeit.
Dass diese mit dem Alter des Grundfahrzeugs verbundenen Nachteile den weltweiten Erfolg des X1 ernsthaft gefährden, ist allerdings nicht zu erwarten: Die Kunden haben entsprechende Features auch bisher nicht vermisst – und sie erhalten mit dem BMW X1 2019 ein weiterhin sehr stimmiges Gesamtpaket, das kleinere Schwächen mit sauberen Motoren, großzügigem Platzangebot und praktischen Funktionen wie der verschiebbaren Rückbank locker kaschiert.