Einer der schärfsten Konkurrenten für den 7er kommt ab November aus München: Mit dem BMW 8er Gran Coupé kommt frischer Wind die Luxusklasse – und dieser dürfte auch der Luxuslimousine aus eigenem Haus hart ins Gesicht blasen. Für einen ersten Fahrbericht konnten wir den BMW 840i mit dem klassischsten der BMW-Antriebs-Layouts fahren: Reihensechszylinder vorn, Antrieb hinten.
Im Vergleich zu den zweitürigen Varianten ist das BMW 8er Gran Coupé rund 23 Zentimeter länger, der Radstand übertrifft Coupé und Cabrio um satte 21 Zentimeter. Dennoch bleibt das viertürige Luxus-Coupé bei Länge und Radstand knapp fünf Zentimeter unterhalb des 7er-Niveaus. Noch wichtiger dürfte den Kunden sein, dass der Maßanzug des 8er Gran Coupés völlig anders geschnitten ist als der einer 7er Limousine: Der komplette Vorderwagen vermittelt die selbstbewusste Aggressivität eines Sportwagens, die Seitenansicht sprüht vor Dynamik und das Heck versucht gar nicht erst, die extrem breite Spur zu verstecken.
Fahrbericht BMW 8er Gran Coupé G16: Luxus im Maßanzug
Wer das breite Heck primär für ein schön anzusehendes Design-Feature hält, könnte allerdings kaum weiter von der Realität entfernt sein. Selbst das nicht eben schmächtige 8er Coupé übertrifft der Viertürer um 30 Millimeter, denn nur so konnte im Fond genügend Platz für die zwei tief ausgeformten Sitze geschaffen werden. Dass die Dachlinie am höchsten Punkt 61 Millimeter höher verläuft, schafft die nötige Kopffreiheit für größere Fond-Passagiere und bringt auch in der ersten Reihe mehr Luft nach oben. Das Gran Coupé hält damit, was der Name verspricht: Im Gegensatz zum Zweitürer überzeugt nicht nur das Kofferraumvolumen, auch das Platzangebot in der zweiten Reihe kann sich sehen lassen. Zweifellos in der Luxusklasse spielen auch die Materialien und Verarbeitung.
Doch wer sich für ein BMW 8er Gran Coupé interessiert, darf genügend Platz und luxuriöses Flair im Innenraum voraussetzen. Was hingegen nicht selbstverständlich ist, ist ein wirklich agiles Fahrverhalten. Neben dem frischeren Design findet sich hier der zweite wirklich große Unterschied zum 7er: Obwohl das Gran Coupé in jeder Dimension kompakter baut, ist es bei identischer Motorisierung rund 40 Kilogramm schwerer als die größere Limousine. Was zunächst kontraproduktiv klingt, geht auf das Konto der zahlreichen zusätzlichen Verstrebungen für eine noch steifere Karosserie.
Gemeinsam mit der erheblich lebendigeren Fahrwerkscharakteristik ergibt sich ein Fahrgefühl, bei dem man niemals von einem höheren Gewicht als im 7er ausgehen würde: Subjektiv legt das BMW 8er Gran Coupé in jeder Kurve ein paar Zentner ab und fährt sich so sportlich, wie es das Äußere verspricht. Dabei ist er kein puristischer oder gar radikaler Sportwagen, der den Komfort vernachlässigt – aber der Fokus liegt in diesem Auto zweifellos auf dem Fahrer, der seinen Sportwagen nur zum Wohl gelegentlicher Mitfahrer als Viertürer bestellt hat.
Mit dem Komfort für Fond-Passagiere ist es allerdings vorbei, wenn der Fahrer das dynamische Potenzial des Fahrzeugs ausloten will. Der heckgetriebene 840i profitiert von der breiten Spur an der Hinterachse und verfügt über derart viel Traktion, dass man auf trockenem Asphalt auch bei Vollgas und vollständig deaktiviertem DSC keine Angst vor Überraschungen haben muss. Das beim Hecktriebler serienmäßig verbaute Sperrdifferenzial hat daran ebenso einen Anteil wie das adaptive M Fahrwerk und andere Komponenten, die sich der 840i mit dem M850i teilt. Die optionale Wankstabilisierung trägt ebenfalls zum subjektiven Eindruck bei, dass sich dieser 8er durch nichts aus der Ruhe bringen lässt.
So wird das Wissen um den noch stärkeren Antrieb des M850i fast zur Randnotiz und der 840i zur ersten Wahl für alle, die sich etwas gönnen wollen, ohne dabei gleich alle Grenzen sprengen zu müssen. Dass die Basis-Motorisierung im Fall des BMW 840i Gran Coupé rein gar nichts mit Verzicht zu tun hat, ist angesichts von 340 PS unbestreitbar. Wenn man hier auf etwas verzichtet, dann nur auf Leistung im Überfluss. Die Alltags-Situationen, in denen man noch mehr Leistung tatsächlich brauchen und nicht nur wünschen könnte, müsste man erst noch erfinden.
Nein, der viertürige 8er ist ganz unabhängig von der Motorisierung ein Genuss-Automobil erster Güte – vor allem für den Fahrer, aber auch für bis zu drei Mitfahrer. Denn während der 7er den Fokus aller markentypischen Dynamik zum Trotz eher auf Komfort legt, steht beim 8er Gran Coupé ganz unstrittig der Fahrer im Mittelpunkt. Mit dieser klar erfahrbaren Philosophie wird es so manchen selbstfahrenden 7er-Kunden begeistern und ins noch exklusivere 8er-Lager ziehen.
Zusätzlich betont werden die eleganten Formen unseres Testwagens von der Individual-Lackierung in Frozen White, die mit schwarzen Felgen und der Shadow Line mit erweiterten Umfängen kombiniert wurde: