Mit Sechszylinder sind wir den neuen BMW Z4 G29 schon mehrfach gefahren, aber wie schlägt sich der Roadster eigentlich mit dem Basis-Vierzylinder? Um das herauszufinden, haben wir uns den BMW Z4 sDrive20i als Testwagen organisiert und uns die Frage gestellt, ob der Zweisitzer nicht auch mit rund 200 PS genügend Fahrspaß bieten kann. Denn auch wenn alle anderen Varianten stärker sind, steht eines fest: Mit 197 PS, einer Zeit von 6,6 Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 und 240 km/h Höchstgeschwindigkeit ist auch der Basis-Z4 kein Kind von Traurigkeit.
Die Unterschiede zum Topmodell sind dennoch eklatant und machen klar, warum zwischen den Grundpreisen der beiden G29-Pole rund 20.000 Euro liegen. Die schärfere Optik des M40i ist dabei noch der kleinste Unterschied, denn ohne direkten Vergleich wirkt auch unser Testwagen mit Sport Line ausgesprochen dynamisch. Selbst die bei 1er und 3er dem M Performance Modell vorbehaltenen Mesh-Nieren trägt der Z4 unabhängig von der Motorisierung. Wer etwas genauer hinsieht, bemerkt aber schnell die Performance-relevanten Unterschiede jenseits des Antriebs: Ohne M Sportpaket begnügt sich der Z4 mit deutlich schmaleren Reifen, ohne dabei auf schmalem Fuß unterwegs zu sein: 225 Millimeter vorn und 255 Millimeter hinten stehen zwar einerseits klar im Schatten der Z4 M40i-Bereifung, sorgen aber dennoch für mehr Aufstandsfläche als bei einem M240i Coupé.
Fahrbericht BMW Z4 sDrive20i G29: Kurven-Star mit 197 PS
Wenn man also nicht gerade vom Topmodell in den BMW Z4 sDrive20i umsteigt oder neue Bestzeiten auf der Hausstrecke aufstellen will, vermisst man auch im Basis-Z4 wenig. Das liegt am sehr tiefen Schwerpunkt, der sehr breiten Spur und natürlich der sportlichen Abstimmung des adaptiven M Fahrwerks. Letztere ist unabhängig vom gewählten Modus weit von übertriebener Härte entfernt, lässt aber im Alltag auch nie den Verdacht von Schwammigkeit aufkommen. Erst bei sehr dynamischer Fahrweise wünschen sich Fahrer, die regelmäßig in noch konsequenter abgestimmten Fahrzeugen unterwegs sind und Komfort generell als lästiges Übel betrachten eine noch direktere Abstimmung.
Geübte Fahrer, die jede kurvige Strecke als Herausforderung verstehen und sich den Grenzen des Fahrzeugs nähern wollen, spüren außerdem das deutlich niedrigere Gewicht auf der Vorderachse. Der 2,0-Liter-Vierzylinder des Z4 sDrive20i ist nicht nur deutlich leichter als der Reihensechszylinder des M40i, sein Schwerpunkt rückt dank der kürzeren Bauweise auch näher an die Fahrzeugmitte heran. Der stattliche Gewichtsunterschied von 115 Kilogramm zwischen den beiden Z4-Polen deutet daher nur an, wie groß der empfundene Fahrdynamik-Unterschied tatsächlich ist. Ja, der Basis-Z4 stürzt sich dank seines niedrigeren Gewichts auf der Vorderachse noch williger in Kurven als das Topmodell! Er lenkt dabei nicht nur sehr agil ein, er bleibt dann auch unter Last lange neutral und macht es dem Fahrer einfach, ihn sicher am Grenzbereich entlang zu führen.
Auch für den subjektiv größten und bei fast jeder Geschwindigkeit erlebbaren Unterschied ist der Vierzylinder des BMW Z4 sDrive20i verantwortlich. Während das Topmodell ständig den Eindruck von Kraft im Überfluss vermittelt und den Fahrer mit seinem Leistungsüberschuss reizt, sind die Kraftreserven des Basis-Z4 merklich überschaubarer.
Hinzu kommt, dass der Vierzylinder auch akustisch nicht an die Vielseitigkeit und Klanggewalt des großen Sechszylinders heranreicht. Den Sound-Designern ist es unabhängig davon gut gelungen, dem Roadster eine sportliche Stimme zu verpassen, die ohne direkten Vergleich sehr markant und voluminös klingt – und damit völlig anders als die 20i-Ausbaustufe des B48 in anderen Baureihen.
Die Leistung von 197 PS und das maximale Drehmoment von 320 Newtonmeter motivieren zwar nicht zum Bäume ausreißen, genügen aber zweifellos für sportliche Fahrleistungen. Dennoch ist klar: Lange Geraden oder Autobahn-Etappen sind für den BMW Z4 sDrive20i eher eine lästige Pflichtübung als die Kür, auf die sich der Zweisitzer bereits lange im Voraus freut. Kein Zweifel: Dieser Z4 liebt Kurven mehr als Geraden und kommt der ursprünglichen Idee eines Roadsters damit vielleicht sogar näher als der M40i. Denn wer mit dem Z4 sDrive20i maximalen Fahrspaß erleben will, konzentriert sich beinahe zwangsläufig auf besonders kurvige Strecken und versucht, genau hier das Maximum aus dem Roadster herauszuholen. Ein weiterer positiver Nebeneffekt von “nur” 197 PS: Man kann im Basis-Z4 auch mal mehrere Sekunden am Stück Vollgas geben, ohne die Grenzen der StVO sofort weit hinter sich zu lassen.
Im Alltag jenseits hoher Kurvengeschwindigkeiten gefällt der BMW Z4 G29 mit seinem schnell öffnenden und schließenden Verdeck, das ganz nebenbei für einen deutlich größeren Kofferraum als beim Vorgänger sorgt. Der nur rund 10 Sekunden dauernde Vorgang wird auch während der Fahrt mit bis zu 50 km/h mühelos erledigt und verleitet dazu, sich auch auf kürzeren Strecken ein paar Minuten Offenfahr-Genuss zu gönnen. Unklar bleibt, warum BMW seinen Z4-Kunden Komfort-Features wie den Nackenwärmer oder eine Sitzbelüftung vorenthält – während der Purismus an anderen Stellen etwas weit geht und man offenbar darauf setzt, dass niemand regelmäßig die Kunststoff-Verkleidung der A-Säulen ertasten will.
Wer auf gehobenen Komfort verzichten kann und den BMW Z4 G29 so puristisch wie möglich erleben will, kann den sDrive20i inzwischen auch als Handschalter bestellen. Mit manuellem Sechsgang-Getriebe wird der Z4 weitere 15 Kilogramm leichter und obendrein spürbar günstiger: 2.350 Euro liegen zwischen den beiden Getriebevarianten, damit sinkt der Grundpreis für den Roadster auf 40.950 Euro. Wie schon in anderen Baureihen dürfte sich auch hier so mancher Interessent fragen, wieso nicht auch die stärkeren Motoren als Handschalter angeboten werden. Den Kunden des Basis-Z4 kann diese Frage egal sein, sie haben schließlich die Wahl und können frei entscheiden, welches Getriebe sie ihrem Roadster verpassen wollen.
Auch sonst schafft der niedrigere Grundpreis etwas mehr Bewegungsfreiheit in der langen Ausstattungsliste: Selbst mit M Sportpaket bleibt der Z4 sDrive20i noch unter dem Grundpreis des stärkeren sDrive30i. Doch auch unabhängig vom Budget gibt es noch eine Einschränkung für den Einstiegs-Z4: Das beim Sechszylinder serienmäßige M Sportdifferenzial gibt es derzeit nur für den stärkeren der beiden Vierzylinder. Dennoch bleibt unterm Strich das Bild eines nüchtern betrachtet keineswegs untermotorisierten Spaßmachers, der viele Blicke anzieht und auf kurvigen Landstraßen beste Unterhaltung bietet. Klar, wer mehr Geld ausgeben und zu den stärkeren Motoren greifen kann, macht damit keinen Fehler. Aber der Z4 ist auch mit “nur” 197 PS ein Garant für viel Freude am Fahren – und das zu einem vergleichsweise niedrigen Preis.