Einige Monate später als gedacht kann Markus Duesmann nun doch auf den Chefsessel bei Audi. Der ehemalige BMW-Vorstand für Einkauf und Lieferantennetzwerk hatte die Münchner im Sommer 2018 völlig überraschend verlassen und wurde offenbar von den Ingolstädtern abgeworben, um den nach wie vor in juristischen Schwierigkeiten steckenden Rupert Stadler zu ersetzen. Treibende Kraft hinter dem Wechsel war offenbar der ehemalige BMW-Vorstand und heutige VW-Chef Herbert Diess.
Bei BMW war man damals alles andere als begeistert vom plötzlichen Wechselwunsch Duesmanns und verwies auf eine Sperrklausel, die ihm den Arbeitsantritt in Ingolstadt bis zum Oktober 2020 unmöglich machte. Hinter den Kulissen dürfte eine mögliche Freigabe Duesmanns für den Audi-Chefposten mehrfach diskutiert worden sein, schließlich stritten sich die beiden bayerischen Autobauer im gleichen Zeitraum auch um den Sponsorenvertrag für den FC Bayern München. Wenige Monate nach Duesmann wechselte schließlich auch noch Hildegard Wortmann von BMW zu Audi, was die Stimmung und Verhandlungsbereitschaft in München weiter verschlechtert haben dürfte.
Wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung nun exklusiv berichtet, dürfen die Ingolstädter Markus Duesmann nun schon ein paar Monate vor Ablauf seiner Sperrklausel zum neuen Vorstandsvorsitzenden machen. Er soll bereits im Frühjahr 2020 auf Bram Schot folgen, der den Posten erst Anfang des Jahres 2019 übernommen hatte. Zunächst war Schot im Sommer 2018 als kommissarischer Audi-Chef eingesetzt worden, weil die Verantwortlichen offenbar auf eine rasche Entlastung Rupert Stadlers im Abgasskandal hofften. Anfang 2019 wich diese Hoffnung der Gewissheit, dass Stadler nicht auf den Chefsessel zurückkehren kann.
Eine offizielle Bestätigung für die Einigung von BMW und Audi gibt es bisher nicht, die FAS spricht bei den noch offenen Fragen aber von reinen Formsachen. Spätestens Anfang 2020 dürften die Ingolstädter den Wechsel offiziell machen, wenn Duesmann seinen Job wie allem Anschein nach geplant am 1. April antreten soll. Eine einfache Aufgabe erwartet Duesmann bei Audi nicht: Die VW-Tochter befindet sich seit Bekanntwerden des Diesel-Skandals auf einem Schlingerkurs, muss sich mit immer wieder neuen Vorwürfen auseinandersetzen und hat für den Moment auch im deutschen Premium-Dreikampf mit Mercedes und BMW den Anschluss verloren.