Schon vor ein paar Monaten durften wir erstmals ans Steuer des neuen BMW 330e G20, nun konnten wir auf öffentlichen Straßen weitere Eindrücke für einen alltagsnäheren Fahrbericht sammeln. Der Plug-in-Hybrid präsentiert sich dabei in einer Konfiguration, die das Fehlen von Einschränkungen bei der individuellen Gestaltung unübersehbar macht: M Sport-Paket und matte Individual-Lackierung in Frozen Dark Grey stehen stellvertretend für die darstellbare Vielfalt.
Auch durch den Verzicht auf weitere Erkennungszeichen jenseits von Modellschriftzug am Heck und Ladeklappe am vorderen Kotflügel spielt der 330e die Rolle des Normalos, der sich nicht besonders von 330i oder 330d abheben will. Show-Effekte hat der neue BMW 330e 2019 auch gar nicht nötig, er kann schließlich auf überzeugende Substanz vertrauen.
Fahrbericht BMW 330e G20: Hybrid-Fahrspaß mit XtraBoost
Dank der inzwischen mit mehreren hunderttausend Plug-in-Hybriden gesammelten Erfahrungen gelingt es den BMW-Entwicklern auf immer überzeugendere Art, passende Antriebe zur jeweiligen Fahrzeugklasse zu gestalten. Im Fall eines BMW 3er G20 heißt das ganz klar: Dynamik und sportliche Fahrleistungen sind ebenso wichtig wie Alltagstauglichkeit und Langstreckenkomfort.
Um jeden Zweifel an der Agilität des Antriebs von vornherein aus dem Weg zu räumen, genügt schon ein kurzer Blick ins Datenblatt des 330e: Dank einer Systemleistung von 292 PS beschleunigt der heckgetriebene Plug-in-Hybrid in nur 5,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Der Hybrid-3er bewegt sich damit auf Augenhöhe mit dem etwas schwächeren, aber auch 270 Kilogramm leichteren 330i.
Das Mehrgewicht, das sich zwingend aus dem zweiten Antriebsstrang samt Lithium-Ionen-Akku ergibt, ist ohne Zweifel der größte Kritikpunkt am BMW 330e. Der üppige Hüftspeck kann zwar im Alltag gut vom ständig verfügbaren Drehmoment des E-Motors kaschiert werden, bei betont-dynamischer Fahrweise mit hohen Kurvengeschwindigkeiten lässt er sich aber nicht verstecken. Egal ob enge Kehren oder weite Kurven bei höherem Tempo, die Reifen eines 330e stimmen ihr Klagelied deutlich früher an als die eines 330i.
Dass die Hybrid-typische Gewichtsthematik beim BMW 330e besonders in den Fokus rückt, liegt an zwei besonderen Stärken: Einerseits fällt das Übergewicht in einem für Dynamik bekannten Umfeld stärker auf als bei Fahrzeugen, die ohnehin von kaum einem Kunden dynamisch bewegt werden wollen. Andererseits bietet der 330e abgesehen vom Gewicht kaum weitere Angriffsfläche: Der Kofferraum ist mit 375 Litern groß genug für den Alltag, die Rückbank ist dreigeteilt umklappbar, die Elektro-Reichweite wurde im Vergleich zum Vorgänger sehr deutlich auf 59 bis 66 Kilometer gesteigert und auch die elektrische Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h deckt außerhalb Deutschlands alle Geschwindigkeiten ab.
Falsch verstehen sollte man die Kritik am hohen Gewicht aber auch nicht: Der BMW 330e versteht es bestens, seine Insassen zu unterhalten. Das gilt nicht nur für die noch immer etwas futuristisch wirkende Anmut beim lautlosen Gleiten im Elektro-Modus, sondern auch für die sportlichen Qualitäten im XtraBoost genannten Sport Plus-Modus. Schon der deutlich dominantere Motorsound schärft das subjektive Erlebnis in diesem Modus deutlich, aber auch die direktere Gasannahme trägt ihren Teil dazu bei. Wer will, kann den 330e in diesem Modus wunderbar über Landstraßen jagen und dabei eine spontane Kraftentfaltung genießen, die weder 330i noch 330d bieten können.
Das zweite Gesicht, das der 330e nur im XtraBoost-Modus zeigt, dürfte im Alltag der meisten Kunden nicht die Hauptrolle spielen. Denn wer einen Plug-in-Hybrid kauft, denkt in erster Linie an die Möglichkeit zum lokal emissionsfreien elektrischen Fahren. Mit mehr als 50 Kilometern bietet der neue 330e dabei genügend Reichweite, um die Bedürfnisse der allermeisten Pendler abzudecken. Auch bei höherem Verbrauch durch Klimaautomatik, Sitzheizung & Co. sollten über 30 Kilometer mit voll geladenem Akku immer möglich sein.
Für viele Kunden heißt das: Wer zu Hause oder auf Arbeit die Möglichkeit zum Laden hat, kann den 3er wochenlang als “Elektroauto” und somit ohne klassischen Spritverbrauch bewegen. Und wenn eines Tages doch die Langstrecke ruft oder das Verlangen nach einer wilden Fahrt über die Landstraße zu groß wird, beherrscht der 330e auch diese Spielart des automobilen Lebens absolut überzeugend. Die Übergänge vom rein elektrischen in den Hybrid-Modus sind dabei mittlerweile so verschliffen, das man sie schon nach kurzer Zeit als Selbstverständlichkeit wahrnimmt und kaum noch bemerkt. Auch hieran wird deutlich: Die Plug-in-Hybrid-Technik ist für BMW längst Normalität geworden. Und der elektrifizierte Antrieb steht auch dem neuen 3er richtig gut.