Darf Harald Krüger eine zweite Amtszeit als Vorsitzender des Vorstands der BMW AG antreten – oder wird sein Vertrag nach fünf Jahren nicht mehr verlängert? Laut einem ausführlichen Bericht des Handelsblatts gibt es im Aufsichtsrat weiterhin Zweifel an der Personalie Krüger, hinter die schon vor ein paar Monaten öffentlich ein Fragezeichen gesetzt wurde. Entscheidend bleibt freilich, was der Aufsichtsrat entscheidet – und das wird er laut Handelsblatt am 18. und 19. Juli im US-Werk Spartanburg tun.
Als potenzielle Nachfolger für Harald Krüger wären zwei aktuelle Vorstände zur Stelle: Entwicklungs-Chef Klaus Fröhlich und Produktions-Vorstand Oliver Zipse sind laut Handelsblatt die aussichtsreichsten-Kandidaten für die Krüger-Nachfolge, falls sich der Aufsichtsrat gegen eine Verlängerung mit dem aktuellen Vorstandsvorsitzenden entscheiden sollte.
Für die Hintergründe der anhaltenden Debatte um die Führungsstärke und Eignung Krügers kann man den aktuellen BMW-Chef nicht allein verantwortlich machen. Zweifellos hat er es mit einem ausgesprochen schwierigen Marktumfeld zu tun, das von vielen Einflüssen außerhalb seines Einflussbereichs belastet wird – egal ob der verzögerte Brexit, der schwächelnde Automarkt China oder die für Außenstehende kaum nachvollziehbare Handelspolitik von US-Präsident Trump, alle frei Faktoren hat sich Krüger mit Sicherheit nicht ausgesucht.
Vorwerfen lassen muss er sich allerdings, dass die BMW Group aus ihrem unbestreitbaren Vorsprung in Sachen Elektromobilität zumindest auf der Image-Seite zu wenig gemacht hat. Auch wenn andere Hersteller noch mit Pilot-Fahrzeugen auf den Markt drängen, während BMW bereits an vollständig in die Serienproduktion integrierten Modellen arbeitet, wurden die Münchner in der öffentlichen Wahrnehmung abgehängt. Ob derartige Aussagen objektiv betrachtet richtig sind oder eher eine Interpretation im Sinne der Konkurrenten darstellen, spielt für den öffentlichen Diskurs eine untergeordnete Rolle.