BMW 1er F40: Designer Simm und Sebastian im Interview

BMW 1er | 4.06.2019 von 1

In den letzten Tagen wurde das Design des BMW 1er F40 kontrovers diskutiert, nicht allen gefällt der Look der dritten 1er-Generation. Wir hatten bereits vor …

In den letzten Tagen wurde das Design des BMW 1er F40 kontrovers diskutiert, nicht allen gefällt der Look der dritten 1er-Generation. Wir hatten bereits vor einigen Tagen bei unserem Besuch in der Tarnwerkstatt die Gelegenheit, mit den beiden verantwortlichen Designern über die Formensprache von Exterieur und Interieur zu reden.

Das Exterieur-Design des BMW 1er F40 stammt aus der Feder von Sebastian Simm, den unsere Leser bereits vor ein paar Jahren als Designer des BMW X2 in einem Interview kennengelernt haben. Für das Interieur-Design ist Simon Sebastian verantwortlich, der uns im Gespräch unter anderem die Unterschiede zum aktuellen 3er erklärt.

BimmerToday.de: Wir stehen hier am neuen BMW 1er, den wir bisher nur mit Tarnung gesehen haben. Das neue Technik-Layout mit dem Wechsel auf die Frontantriebs-Architektur sorgt für einen größeren Frontüberhang, auch die im Vergleich zum Vorgänger steiler stehende Motorhaube fällt sofort auf. Wie gehen Sie als Designer mit derart stark geänderten Technik-Vorgaben um?
Sebastian Simm: Wir haben uns in diesem Fall eigentlich sehr gefreut, weil wir so eine sehr moderne Silhouette gestalten konnten. Auch die Differenzierung zum Vorgänger ist sehr groß. Die kürzere Motorhaube sorgt für eine sehr schnelle Silhouette, bringt aber auch mehr Platz im Innenraum. Wir haben eine sehr langgestreckte Fenstergrafik und ein sehr fließendes Dach, was uns sehr gut gefällt und wobei uns die technischen Änderungen entgegengekommen sind.

BimmerToday.de: Sie waren auch schon für den X2 verantwortlich, das BMW-Logo auf der C-Säule haben Sie dem 1er aber nicht spendiert. War das eine Option, über die nachgedacht wurde?
Sebastian Simm: Wir haben viele Ideen, aber wir wollen dieses Element auch nicht zu inflationär einsetzen. Weil der 1er doch ein Modell mit großem Volumen ist, haben wir es bei der konservativeren Plätzen für die Logos belassen. Durch die sehr langgestreckte Fenstergrafik ist der Hofmeister-Knick ohnehin stark betont, die C-Säule ist relativ dünn, da hätten wir also auch wenig Platz für ein Logo gehabt.

BimmerToday.de: Der 1er war immer der sportlichste Vertreter der Kompaktklasse, wie transportiert man diesen Anspruch im Design?
Sebastian Simm: Wir wollen eine gute Dynamik schon im Stand. Ich glaube man sieht auch, dass wir eine sehr fließende Silhouette haben und die Räder stark betonen. Wir spielen rund um die Radhäuser bewusst mit Licht und Schatten. Das Greenhouse zieht nach hinten sowohl in der Höhe als auch in der Breite sehr stark ein, was uns eine für diese Fahrzeugklasse ziemlich breite Schulter beschert.

BimmerToday.de: Auch die Scheinwerfer spielen für das Design immer eine große Rolle. Können Sie die generelle Idee hinter der Weiterentwicklung in diesem Bereich erklären?
Sebastian Simm: Wir haben die Tagfahrlicht-Ringe mit einer eckigeren Leuchtengrafik versehen und sie diagonal zur Niere angeordnet. Die Niere sitzt sehr tief und unterstreicht den Fokus auf die Straße, die Leuchten zeigen praktisch auf die Nieren und unterstreichen diesen Effekt. Am Heck haben wir zur Wiedererkennung die L-Leuchten, aber in einer neuen Interpretation. Wir finden den neuen Look mit nur einem Lichtband noch moderner, man sieht sofort dass es ein BMW ist und es ist dennoch komplett neu.

BimmerToday.de: Gibt es Bereiche, an denen man auch als Laie die Auswirkungen der immer wichtiger werdenden Faktoren Aerodynamik und Fußgängerschutz sehen kann?
Sebastian Simm: Die Aerodynamik sieht man zum Beispiel an den funktionalen Air Curtain-Lufteinlässen und den vergrößerten Lufteinlässen bei den Sportmodellen. Für den Fußgängerschutz müssen wir viele immer schärfere Vorgaben erfüllen, aber das ist kein Thema, das wir sichtbar machen wollen.

BimmerToday.de: Mit Mercedes A-Klasse und Audi A3 gibt es zwei Haupt-Wettbewerber. Inwiefern orientiert sich man als Designer an diesen Fahrzeugen?
Sebastian Simm: Wir schauen uns das natürlich zum Vergleich an, aber wir orientieren uns stärker an unserer eigenen Historie als an den Wettbewerbern.

BimmerToday.de: Gibt es beim Exterieur ein Highlight, dessen Umsetzung besonders anspruchsvoll war oder wo Sie zwischenzeitlich an der Umsetzbarkeit gezweifelt haben?
Sebastian Simm: Die Dachabsenkung in der Mitte ist so ein Beispiel, das wir tatsächlich durchziehen konnten. Der Heckspoiler des M135i betont dieses Element zusätzlich.

BimmerToday.de: Der Innenraum erinnert auf den ersten Blick stark an den neuen 3er. Können Sie die wichtigsten Unterschiede kurz zusammenfassen?
Simon Sebastian: Der 1er ist noch stärker auf den Fahrer fokussiert, alle Bedienelemente sind noch etwas enger um den Fahrer herum angeordnet.

BimmerToday.de: Aber die Materialien sind in vielen Bereichen identisch zum 3er?
Simon Sebastian: Ja, wir erreichen mit dem 1er eine Wertigkeit die auf der Klasse des 3ers liegt, das war bei den Oberflächen und der Wertigkeit unser erklärtes Ziel.

BimmerToday.de: Die Infotainment-Funktionen sind auch die gleichen wie im 3er?
Simon Sebastian: Ja, wenn sich der Kunde für das größere Navigationssystem entscheidet ist das so.

BimmerToday.de: Eine große Rolle spielt offenbar das Licht-Design, hier gibt es sehr viele Optionen zur individuellen Anpassung. Wie wichtig sind den Kunden im Segment solche Spielereien?
Simon Sebastian: Wenn man sich in einer Baureihe so etwas erlauben kann und ein bisschen verspielter sein darf, dann im 1er. Wir wollten nicht wieder Linien umsetzen, wie man sie schon von uns kennt, sondern ein neues Bild ausprobieren und bewusst mit einer coolen Grafik arbeiten.

BimmerToday.de: Besonders der erste 1er hat viel Kritik für die Materialien im Innenraum geerntet, die zweite Generation war schon deutlich besser. Gelingt mit der dritten Generation wieder so ein großer Fortschritt?
Simon Sebastian: Wir bedienen uns wie gesagt sehr viel am 3er. Das betrifft Materialien und Farben, aber auch das Finish der Bauteile zueinander. Die Fugenmaße und wie alles harmoniert, das ist alles noch eine Spur knackiger geworden.

BimmerToday.de: Gibt es beim Interieur-Design ein spezielles Highlight, mit dem Sie besonders zufrieden sind?
Simon Sebastian: Ich glaube, dass wir das Licht sehr cool gelöst haben und den Fahrerbereich sehr gut abgrenzen, was den Fahrer ganz klar zur wichtigsten Person im Auto macht.

BimmerToday.de: Vielen Dank für das interessante Gespräch!

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