Der Weg nach Italien ist nicht weit. Zumindest nicht, wenn man in München lebt und den Brenner auf vier Rädern bezwingen kann. Bei BMW erfüllt man diese Voraussetzungen seit über 100 Jahren und schnelle Alpenquerungen sind in der sportlichen Marken-DNA der Motoren Werke fest verwurzelt. So verwundert es kaum, dass auch in der Design-Abteilung der Bayern immer wieder gerne ein Blick über die Berge geworfen wird – schließlich ist Italien das Land der großen Karossiers.
Im Laufe der Jahrzehnte entwickelten sich immer wieder Kooperationen zwischen BMW und den größten Namen im italienischen Karosseriebau-Geschäft. Design-Studios wie Bertone, Giugiaro oder die Carrozzeria Touring haben Legenden wie den BMW 328 Mille Miglia gezeichnet oder den Supersportler BMW M1 erschaffen. Zudem entstanden immer wieder eigene Concept Cars auf BMW-Basis , die das kreative Potenzial der Italiener für die Autowelt greifbar machen sollten.
Eine dieser Fahrzeugstudien debütierte im Jahr 1970 in Genf: der BMW Garmisch. Hinter dem ungewöhnlichen Namen steckte ein kantig-elegantes Mittelklasse-Coupé aus der Feder von Marcello Gandini, der als Designer von Sportwagenikonen wie dem Lancia Stratos Zero oder dem Lamborghini Miura in die Geschichte eingegangen ist. Fast 50 Jahre später erzählt Gandini von den Anfängen des Projekts: „Die ursprüngliche Idee kam von Nuccio Bertone persönlich, der unsere bestehende Beziehung zu BMW mit einer überraschenden Designstudie auf dem Genfer Autosalon festigen und ausbauen wollte.“
Nach der feierlichen Premiere auf der Genfer Messe wurde es allerdings schon bald still um den Bertone-BMW. Das Konzeptfahrzeug verschwand spurlos und bis auf ein paar vergilbte Fotografien erinnerte lange Zeit kaum noch etwas an das spektakuläre Coupé mit der sechseckigen Doppelniere – bis jetzt. Denn im Rahmen des Concorso d’Eleganza Villa d’Este 2019 feiert der BMW Garmisch seine zweite Weltpremiere.
Auf der Basis historischer Fotos und der Erinnerung von Marcello Gandini hat ein Team von Experten aus den Bereichen BMW Group Design und BMW Classic das champagnergoldene Coupé originalgetreu rekonstruiert.
Heute wie damals steht der BMW Garmisch für den großen Auftritt. Die glatte, schlichte Seitenlinie steht im direkten Kontrast zu verspielteren Details wie der wabenförmigen Blende an der Heckscheibe. An der Front ziehen sich derweil die üppig verglasten Scheinwerfer bis an die weit herausgestellte Doppelniere – auch bei modernen BMW-Modellen ein beliebtes Stilmittel.
Die Außenfarbe, das Design und nicht zuletzt auch die Modellbezeichnung verkörpern dennoch gleich auf den ersten Blick den Geist der frühen 1970er Jahre: „Skifahren war zu dieser Zeit in Italien äußerst populär. Und der Name Garmisch beschwor Träume von Wintersport und alpiner Eleganz“, erklärt Gandini.
So einzigartig wie die Karosserie fällt natürlich auch das Interieur aus. Das hochkant montierte Radio und ein riesiger ausklappbarer Spiegel auf der Beifahrerseite lassen keinen Zweifel am Konzept-Charakter des BMW Garmisch, der wie das Original in Turin handgefertigt wurde. Ganz gleich von welcher Seite man die Alpen nun überqueren möchte: die Liste an potenziellen Traumautos für diese Aufgabe wird mit der Neuauflage dieses spektakulären Klassikers um ein Modell reicher.