Im letzten Jahr feierte BMW Motorsport das Comeback in Le Mans und nutzte die Rückkehr gleich zur Vorstellung des neuen 8er Coupés. Nur ein Jahr später wird der BMW M8 GTE auf dem Circuit de la Sarthe seines Abschiedstour fahren, denn die BMW Group zieht dem eigenen WEC-Programm den Stecker. Entsprechende Gerüchte hatte es bereits vor einiger Zeit gegeben, nun werden die letzten Zweifel von einem langen Statement des Motorsport-Chefs Jens Marquardt sowie Erklärungen der Vorstände Klaus Fröhlich und Pieter Nota ausgeräumt.
Erklärt wird der Abschied nach den 24 Stunden von Le Mans 2019 mit einer Fokussierung der Motorsport-Aktivitäten auf Rennserien, die zur BMW Group Strategie Number One > Next passen. Hierzu zählen aus Sicht der Verantwortlichen die Formel E, die DTM und die IMSA WeatherTech SportsCar Championship, nicht aber die FIA World Endurance Championship. Für den Kundensport plant BMW Motorsport außerdem ein neues Flaggschiff, das die Nachfolge des M6 GT3 antreten kann. Als völlig neues Feld soll das Sim Racing erschlossen werden, also virtuelle Rennen auf Basis realitätsnaher Computerspiele.
Klaus Fröhlich (Mitglied des Vorstands der BMW AG, Entwicklung): “Motorsport ist und bleibt in den Genen der BMW Group fest verankert. Wir nutzen unsere Engagements – neben dem sportlichen Wettbewerb – auch dazu, unsere Leistungs- und Zukunftsfähigkeit als Unternehmen zu demonstrieren: In der Formel E arbeiten die gleichen Entwickler, die auch für BMW i die Elektrifizierung vorantreiben. Dadurch stellen wir sicher, dass BMW auch in der Elektromobilität für Freude am Fahren steht. Mit Sim-Racing erschließen wir uns neue, junge Zielgruppen und geben unseren Nachwuchsfahrern eine weitere Plattform für den sportlichen Wettkampf. Und auf den Rennstrecken der Welt demonstrieren wir zum Beispiel mit Class 1, GTLM, GT3 und GT4, dass BMW M für Performance und Hochleistungsmotorsport steht. Mit diesem breiten Programm sind wir auch im Motorsport trotz herausfordernder Rahmenbedingungen sehr gut aufgestellt und unterstützen die Ziele unserer Konzernstrategie Number ONE Next.”
Pieter Nota (Mitglied des Vorstands der BMW AG, Kunde, Marken, Vertrieb): “Der Motorsport ist für unsere Marken BMW und BMW Motorrad auch in der Zukunft von großer Bedeutung. Allerdings ist dieses Umfeld in den vergangenen Jahren immer komplexer geworden. Vor diesem Hintergrund sind wir mit unserer Differenzierung zwischen BMW i Motorsport und BMW M Motorsport sehr gut aufgestellt. Sie gibt uns die Möglichkeit, unsere Zielgruppen einerseits noch gezielter anzusprechen und andererseits eine maximale Breitenwirkung zu erzielen. Genau das ist für uns ein wichtiges Bewertungskriterium für unsere Engagements.”
Jens Marquardt (BMW Group Motorsport Direktor): “Der Motorsport war für die BMW Group schon immer ein wichtiger Taktgeber und ein relevantes Versuchsfeld für zukünftige Entwicklungen in der Automobilbranche insgesamt – und das wird auch weiter so sein.
Die Formel E hat sich für uns als großartige Plattform erwiesen, um unsere Kompetenz in Sachen Elektromobilität zu zeigen und weitere Zukunftsthemen in den Fokus zu nehmen. Unser Einstieg mit Beginn von Saison 5 war ein voller Erfolg, und wir konnten auf Anhieb gewinnen. Unser Engagement in dieser Serie ist langfristig angelegt. Wir begreifen die Formel E nicht nur als ein reines Motorsport-Thema, unser Engagement geht darüber hinaus. Sie ist für uns eine wichtige Bühne zur Demonstration unserer Kompetenz in den wesentlichen Innovationsfeldern der Automobilbranche. Wichtig ist für uns dabei, dass das Kosten-Nutzen-Verhältnis in der Formel E auch mit dem Einstieg immer neuer Wettbewerber weiterhin positiv bleibt.
Die DTM hat mit der Einführung des neuen Class-1-Reglements, dem neuen Turbo-Motor, einem neuen Hersteller sowie wichtigen Schritten in Richtung Internationalisierung einen vielversprechenden Weg eingeschlagen. Den gilt es nun konsequent weiterzugehen. Wir glauben weiterhin an die Serie und werden nach Kräften dabei unterstützen, dass die DTM ihre internationale Präsenz noch weiter ausbauen kann.
Die IMSA-Serie nimmt für uns in Nordamerika eine zentrale Rolle ein und entwickelt sich gut. Die USA sind der wichtigste Markt für BMW M Automobile. So ist sehr passend, dort mit dem BMW M8 GTE eine direkte Brücke zu unseren Serienmodellen zu schlagen.
In der WEC werden wir zukünftig nicht mehr antreten. Die 24 Stunden von Le Mans im Juni sind für uns daher zum Abschluss noch einmal ein Highlight – ganz so wie 2018, als wir dort die erfolgreiche Weltpremiere des BMW 8er Coupé gefeiert haben. Aber vor dem Hintergrund, dass wir uns im Rahmen unserer künftigen Strategie noch stärker fokussieren, passt eine Fortsetzung unseres WEC-Engagements für die kommenden Jahre nicht mehr in unsere Ausrichtung. Die weltumspannende Präsenz des BMW M Motorsports ist durch den Kundensport und die DTM in Asien und Europa sowie durch die IMSA-Serie in Nordamerika auch ohne die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft sichergestellt. Wir bedanken uns beim BMW Team MTEK für den Einsatz in den vergangenen Jahren. Außerdem wünschen wir der WEC alles Gute und hoffen, dass sie sich gut weiterentwickeln wird.
Im Rahmen vom BMW M Motorsport Kundensport-Programm werden private Fahrerinnen, Fahrer und Teams auch in Zukunft die Marke BMW weltweit repräsentieren. Dabei erhalten sie von uns vielfältigen Support – und natürlich konkurrenzfähige Fahrzeuge. Der BMW M4 GT4 hat sich seit seiner Premiere zur Saison 2018 als echter Siegertyp erwiesen. Auch der BMW M6 GT3 feiert weiterhin regelmäßig Triumphe in aller Welt. Ein Nachfolger für unser GT3-Erfolgsmodell ist bereits in Planung. So werden auch weiterhin werksunterstützte Starts bei internationalen GT-Klassikern wie auf der Nordschleife, in Spa-Francorchamps oder in Macau möglich sein.
Es ist schön zu sehen, wie viele Berührungspunkte es schon jetzt zwischen dem BMW Motorrad Motorsport-Programm und uns bei BMW Motorsport gibt. Diese Synergien möchten wir unter dem Dach von BMW M Motorsport in den kommenden Jahren noch intensiver gestalten. Die WorldSBK ist die ideale Bühne für die BMW S 1000 RR, mit der das BMW Motorrad WorldSBK Team die BMW Farben vertritt.
Das Sim-Racing ist ein spannendes Zukunftsfeld für uns – und mittlerweile eine offiziell anerkannte Motorsport-Disziplin. Wir haben höchsten Respekt vor den Teilnehmern in diesen virtuellen Rennen und möchten sie mit unseren Erfahrungen und Technologien noch stärker machen. Hierzu werden wir ein Programm aufsetzen, das an unser BMW Motorsport Junior Programm angekoppelt ist und es auf eine neue Stufe hebt.”