Wenn der BMW M4 DTM 2019 in wenigen Wochen erstmals in die Startaufstellung rollt, setzt er eine vor 50 Jahren begonnene Tradition fort. Denn der brandneue und über 600 PS starke Turbo-Vierzylinder mit der internen Bezeichnung P48 ist keineswegs der erste Turbo-Motor von BMW Motorsport, sein Urahn feierte schon 1969 seine Premiere und war die Grundlage für die Erfolge von Dieter Quester in der Tourenwagen-Europameisterschaft.
Quester fuhr 1969 im BMW 2002 Ti zum Titel und konnte sich dabei auf den mächtigen Vortrieb des M121-Motors unter der Motorhaube verlassen. Wie viel in den letzten fünf Jahrzehnten passiert ist, zeigt allerdings schon der Blick auf die technischen Eckdaten: Obwohl es sich bei M121 und P48 jeweils um Vierzylinder-Motoren mit 2,0 Liter Hubraum handelt, sind die Unterschiede bei Leistung und Drehmoment eklatant. Genügten 280 PS vor 50 Jahren zum Titel, sind über 600 PS 2019 die Voraussetzung, um überhaupt konkurrenzfähig sein zu können.
Einer der Gründe für die erheblich höhere Leistung des neuen Motors ist der Überdruck, der im inneren des Triebwerks realisiert werden kann. Waren 1969 noch 0,98 bar Stand der Technik, sind es 2019 bis zu 2,5 bar. Schon vor 50 Jahren hätte der Turbolader theoretisch bis zu 1,76 bar Überdruck herstellen können, der Rest des Motors wäre diesem Druck aber nicht gewachsen gewesen.
Als begrenzender Faktor für die Leistung der Turbo-Motoren für die DTM 2019 haben sich die Verantwortlichen auf die Spritmenge geeinigt. Maximal dürfen 95 Kilogramm Kraftstoff pro Stunde verbrannt werden, weshalb ein möglichst effizienter Motor direkt zu einem Leistungsvorteil führt. Bei aktivierter Push-to-Pass-Funktion darf der Verbrauch für fünf Sekunden auf 100 kg/h angehoben werden, was für ein Leistungs-Plus von etwa 30 PS sorgt.
Natürlich ist auch das Kühlsystem des neuen BMW P48 erheblich komplexer, um die enormen Belastungen dauerhaft überstehen zu können. Erschwerend kommt dabei hinzu, dass der Motor für eine Laufleistung von über 6.000 Kilometern pro Saison ausgelegt ist. Pro Fahrzeug dürfen je Saison 1,5 Motoren eingesetzt werden, es können also ohne Strafen nur einige ausgewählte Komponenten ausgetauscht werden.
Angesichts der hohen Drücke und Drehzahlen von bis zu 9.500 Umdrehungen pro Minute ist die Haltbarkeit des Motors eine echte Herausforderung. Dennoch ist es den Entwicklern gelungen, das Gewicht des Triebwerks deutlich zu reduzieren. Der Rumpfmotor wiegt mit 85 Kilogramm kaum mehr als die Hälfte seines Urahns, auch sonst sorgen Carbon und andere Hightech-Werkstoffe für ein möglichst niedriges Gewicht bei extremer Belastbarkeit.
Wenn der BMW P48 gefordert ist, drückt sein Turbolader 400 Liter Luft pro Sekunde in die Brennräume. Die Wasserpumpe setzt innerhalb einer Stunde 18.000 Liter um. Und wenn die Kolben bei voller Drehzahl ihren Totpunkt erreichen, beschleunigen sie innerhalb von weniger als einer Tausendstel-Sekunde von 0 auf 100 km/h.