Die meisten Facelifts sind eher etwas für Kenner als für die breite Öffentlichkeit, aber im Fall des BMW 7er 2019 wollte man in München offenbar ein großes Ausrufezeichen setzen: War die Modellpflege beim Vorgänger für Laien kaum erkennbar, ist die jetzige kaum zu übersehen. Nachdem wir schon vor einigen Wochen ans Steuer des neuen BMW 745Le durften, stand nun der zweite grundlegend überarbeitete Antrieb für einen Fahrbericht zur Verfügung: Auch das BMW 750Li Facelift hat weit mehr zu bieten als nur geänderte Äußerlichkeiten.
Vor der ersten Ausfahrt steht dennoch die Optik im Fokus. Denn egal von welcher Seite man sich dem BMW 7er Facelift nähert, die Luxuslimousine wirkt aus jedem Blickwinkel wie eine völlig neue Generation. Weniger dynamisch, aber im Gegenzug viel statusbewusster und prägnanter. Geradezu staatstragend strahlt der 7er ein Selbstbewusstsein aus, dass er bisher erst auf den zweiten Blick gezeigt hat. Verwechslungen mit kleineren Baureihen sind nun völlig ausgeschlossen, an der Rolle als Markenflaggschiff besteht nicht mehr der geringste Zweifel.
Fahrbericht BMW 7er Facelift 2019: Pure Excellence im 750Li?
Der neue Eindruck fällt nicht nur auf die imposante Doppel-Niere zurück, die im Vergleich zum Vor-Facelift gewaltige 47 Prozent größer geworden ist. Noch stärker in Erscheinung tritt der charakteristische Kühlergrill dank der volle fünf Zentimeter höheren Motorhaube und der nachgeschärften Scheinwerfer, die etwas schmaler und dadurch noch konzentrierter geworden sind. Dass die Designer das BMW-Logo oberhalb der Niere um 12 Millimeter vergrößert haben, war mit Blick auf die Proportionen unvermeidbar. Ebenso wichtig für den neuen Look sind die senkrecht stehenden Luftauslässe in den vorderen Kotflügeln und natürlich die runderneuerte Heckpartie: Völlig neu gezeichnete Rückleuchten mit viel Schwarz und auf voller Breite durchgezogenem Leuchtband heben den 7er klar vom Rest der Modellpalette ab.
Hintergrund der umfassenden Änderungen ist der Wunsch nach mehr Exklusivität, den viele Kunden geäußert haben: Wer sich einen BMW 7er gönnt, will das in immer mehr Fällen auch zeigen und nicht für einen 5er-Fahrer gehalten werden. Keine Überraschung ist, dass der Geschmack chinesischer Kunden dabei eine viel größere Rolle spielt als vor ein paar Jahren: Vor dem Facelift wurden 41 Prozent aller 7er in China verkauft, acht Mal so viele wie in Deutschland und mehr als doppelt so viele wie in den USA. Und die Tendenz ist weiter steigend, 2018 waren es sogar 44 Prozent.
Kein Zweifel: Mit dem BMW 7er Facelift 2019 wollen die Münchner noch mehr Chinesen für ihr Flaggschiff begeistern und die Marktanteile auf dem wichtigsten Einzelmarkt weiter vergrößern. Die Kosten der extrem umfangreichen Modellpflege stellten dabei mit Blick auf die hohen Margen im Luxussegment offenbar kein Hindernis dar.
Verhältnismäßig vertraut präsentiert sich der Innenraum, hier wurde die Modellpflege offensichtlich mit mehr Zurückhaltung vorangetrieben. Spätestens nach dem Druck auf den Startknopf wirkt der 7er aber auch innen wie ausgetauscht, denn auf den großflächigen Displays erscheinen die aktuellen Anzeigen des ID7 genannten iDrive-Systems der jüngsten Generation. Neu ist auch der Intelligent Personal Assistant, der sich mit “Hey BMW” oder jedem anderen Codewort aktivieren und nutzen lässt. Der Assistent verarbeitet mit Hilfe der Experience Modus auch Aussagen wie “Ich fühle mich müde” und versucht, die Insassen mit verschiedenen Maßnahmen wieder zu aktivieren.
Keine zusätzliche Aktivierung wird benötigt, wenn man dem Antrieb des BMW 750Li xDrive die Sporen gibt: Der aus dem M850i bekannte und 530 PS starke V8-Biturbo bleibt zwar akustisch immer im Hintergrund, hat aber dennoch immer genügend Kraft für die ganz große Bühne. Gerade im Comfort-Modus ist vom Achtzylinder in den meisten Situationen so gut wie nichts zu hören, woran auch die dickeren Scheiben und die übrigen Maßnahmen für weiter gesteigerten Geräuschkomfort ihren Anteil haben. Dennoch ist der von zwei Turboladern unter Druck gesetzte V8 jederzeit bereit, die Luxuslimousine fulminant anzuschieben – egal ob beim Sprint von 0 auf 100 oder bei einem spontanen Überholmanöver, dass der 7er völlig beiläufig aus dem Ärmel schüttelt.
Passend zum ebenso potenten wie gelassenen Antriebsstrang ist der Umstand, dass der 7er nun auch im Comfort-Modus segeln kann – der mitunter etwas zu asketisch wirkende EcoPro-Modus muss nicht länger aktiviert werden, um an geeigneten Stellen im Leerlauf dahinzugleiten. Diese Art zu fahren ist auch im Fond ein Genuss, wo die Langversion verschwenderisch viel Platz und endlich auch Touchscreens an den Vordersitzen bietet. Auch wenn die Bedienung des Fond Entertainment-Systems über das aus der Mittelkonsole herausnehmbare Tablet nach wie vor die optimale Lösung darstellt, führte an Touchscreens einfach kein Weg vorbei: Jeder Mensch hat sich durch den täglichen Umgang mit Smartphones und Tablets längst daran gewöhnt, dass Bildschirme auf Berührungen reagieren und ist erstaunt, wenn sie es ausnahmsweise einmal nicht tun.
Sein zweites Gesicht zeigt der BMW 750Li xDrive auf den kurvigen Straßen im portugiesischen Hinterland. Klar, der 7er ist und bleibt in jedem Fahrmodus dem Komfort verpflichtet und wird unabhängig von roten Anzeigen im Display auch im Sport-Modus kein echter Sportler. Dennoch ist es erstaunlich, wie zielsicher und handlich sich die große Limousine auch durch engere Kurven dirigieren lässt. Während der Achtzylinder im Hintergrund sanft grollt, ertappt man sich bei ziemlich hohen Kurvengeschwindigkeiten und stellt fest, dass der 7er G12 auch mit dem Facelift nichts von seiner Agilität verloren hat. Besonders im Vergleich zum Vorgänger der Generation F01/F02 ist der Unterschied eklatant, woran natürlich auch das dank Carbon Core verhältnismäßig niedrige Gewicht einen großen Anteil hat.
Es ist genau diese Vielseitigkeit, die den BMW 7er so begehrenswert macht. Staatsmännisch im Auftritt, komfortabel und intelligent im Alltag, aber dennoch immer für einen Spaß zu haben: Der neue 750Li macht es seinem Fahrer leicht, ihn zu mögen. Die von uns gefahrene Design Pure Excellence Version hat scheinbar nicht die geringste Mühe, auch hohe Ansprüche zu bedienen. Und wenn der Chauffeur doch einmal zurücksetzen muss, greift sie dem Fahrer ebenfalls unter die Arme und macht sogar das Rangieren mit dem cleveren Rückfahr-Assistenten so mühelos wie in keiner anderen Luxuslimousine.