Viele Jahre hat die M GmbH das wilde Treiben im Segment der richtig starken Mittelklasse-SUV nur aus der Ferne verfolgt, aber die Zeiten der M-Abstinenz sind nun auch in der Klasse von X3 und X4 endlich vorbei. Wie ernst es den Garchingern mit dem Angriff auf die längst etablierte Konkurrenz ist, zeigt schon der Variantenreichtum: Neben dem BMW X3 M F97 gibt es direkt auch die Performance-Variante X3 M Competition sowie die passenden Gegenstücke auf X4-Basis.
Potenzieller Bestseller des Quartetts ist der BMW X3 M mit 480 PS, der einen optimalen Mittelweg aus Alltagstauglichkeit und begeisternden Fahrleistungen verspricht. Der in Garching für X3 und X4 M betriebene Aufwand entspricht dabei dem gewohnten Umfang bei M-Modellen und betrifft alle Bereiche, die für die Performance eines Autos maßgeblich sind – angefangen vom Antrieb über Lenkung, Fahrwerk und Bremse bis hin zum vollvariablen Allradantrieb M xDrive.
BMW X3 M 2019: Power-SUV F97 wahlweise mit 480 oder 510 PS
Herzstück der neuen M-SUV ist der Reihensechszylinder-Motor S58, der in die Fußstapfen des bisherigen S55 tritt und später auch die nächste Generation von M3 und M4 antreiben wird. Das Biturbo-Triebwerk mit 3,0 Liter Hubraum bietet mindestens 353 kW / 480 PS und 600 Newtonmeter Drehmoment, in den Competition-Modelle warten sogar 510 PS auf ihren nächsten Auftrag. Auf die technischen Besonderheiten des völlig neuen Triebwerks gehen wir hier ausführlicher ein.
Kombiniert wird der S58 mit einer Achtgang-Wandlerautomatik von ZF, die wir in ähnlicher Form bereits aus dem M5 kennen. Das bewährte Getriebe beherrscht extrem schnelle Gangwechsel ebenso wie Mehrfach-Rückschaltungen und verzichtet im manuellen Modus auch beim Erreichen des Drehzahlbegrenzers auf automatisierte Wechsel in den nächsten Gang. Die Charakteristik des Getriebes kann mit Hilfe der Drivelogic-Wippe auf dem Gangwahlhebel in drei Stufen angepasst werden, wobei der schärfste Modus auf den Rennstrecken-Betrieb mit ständig hohen Drehzahlen ausgelegt ist.
Essenziell für eine optimale Kraftübertragung ist der Allradantrieb M xDrive, den wir in ähnlicher Form ebenfalls schon im M5 kennenlernen durften. Das direkt mit dem DSC gekoppelte Allrad-System verhält sich prinzipiell wie ein Hinterradantrieb, leitet bei Bedarf aber blitzschnell Kraft an die Vorderräder. Im Klartext: Erst wenn die Elektronik erkennt, dass die vom Fahrer per Gaspedal angeforderte Leistung die Hinterräder überfordern wird, wird auch Kraft an die Vorderräder geschickt.
Während der Standard-Modus 4WD bei aktiviertem DSC fast jeden Ansatz von Leistungsübersteuern unterbindet, kann im Modus 4WD Sport mit DSC im M Dynamic Mode auch problemlos gedriftet werden. Wer ohne elektronisches Sicherungsnetz spielen möchte, kann DSC natürlich auch komplett deaktivieren. Dass der im M5 angebotene 2WD-Modus mit reinem Hinterradantrieb im BMW X3 M F97 nicht zur Wahl steht, dürfte die wenigsten Käufer eines Power-SUV ernsthaft stören.
In die Steuerung von DSC und M xDrive integriert ist auch das Aktive M Differenzial an der Hinterachse, das die Kraft des S58-Motors optimal zwischen den beiden Hinterrädern verteilt. Im Zusammenspiel der drei Systeme können störende DSC-Eingriffe häufig umgangen werden, weil bereits eine geänderte Verteilung des Antriebsmoments zusätzliche Stabilität bringen und Bremseingriffe überflüssig machen kann.
Auch wenn sie bei einem M-Modell keineswegs die Hauptrolle spielen, dürfen die Zahlen für den Standardsprint natürlich nicht fehlen: Von 0 auf 100 km/h beschleunigt der BMW X3 M F97 in 4,2 Sekunden, das 30 PS stärkere Competition-Modell ist mit 4,1 Sekunden noch eine Zehntel schneller. Die Höchstgeschwindigkeit ist ab Werk auf 250 km/h begrenzt, mit Hilfe des M Driver’s Package kann das künstliche Limit aber auch angehoben werden – im Fall des X3 M auf 280 km/h, der 510 PS starke X3 M Competition darf dann sogar mit 285 km/h über die Autobahn jagen.
Mindestens so wichtig wie die klassenübliche Längsdynamik sind aber die Maßnahmen, die den neuen BMW X3 M zum Kurvenjäger unter den Mittelklasse-SUV machen sollen. Neben dem hochagil abgestimmten und vollvariabel arbeitenden M xDrive stellen hierbei die Maßnahmen am Fahrwerk den wichtigsten Baustein dar, denn im Vergleich zu den zivilen Varianten von X3 und X4 bleibt so gut wie kein Stein auf dem anderen. Grundstein für eine optimale Funktion der Fahrwerkskomponenten sind wirksamere Versteifungen des Fahrzeugs: Zusätzliche Streben im Motorraum, an der Vorderwand, zwischen Federbeindomen und Frontend sowie im Hinterwagen optimieren die Torsionssteifigkeit der Karosserie deutlich.
Eigenständige Schwenklager, Zugstreben und Querlenker an der Vorderachse, spezifische Elastomerlager für die Verbindung zwischen Achsen und Karosserie, besonders steif ausgeführte Sturzlenker an der Hinterachse, M-spezifische Stabilisatoren und adaptive, elektronisch geregelte Dämpfer arbeiten hier Hand in Hand. Die Dämpfer werden permanent radindividuell und stufenlos an die Fahrsituation angepasst. So verbessern die eigenständige Kinematik und Elasto-Kinematik der Zweigelenk-Federbein-Vorderachse und der Fünflenker-Hinterachse sowohl die Radführung als auch die Spurstabilität deutlich.
Erleben kann der Fahrer die Technik in einem Interieur, das sich BMW-Kennern als Mischung aus X3 und M5 präsentiert. Sowohl das Lenkrad mit seinen roten M1- und M2-Tasten als auch der Getriebe-Wahlhebel kennen wir aus dem M5, auch der rote Startknopf wirkt längst vertraut. Eng an der großen Limousine orientieren sich auch die volldigitalen Instrumente des BMW X3 M. Fahrer und Beifahrer nehmen stets auf M Sportsitzen Platz, gegen Aufpreis sind diese mit stärkerem Schalensitz-Charakter und der erweiterten Lederausstattung Merino erhältlich. Beleuchtete M-Logos machen diese im BMW X3 M Competition serienmäßig verbauten Sitze besonders bei Dunkelheit zum Hingucker.
Und weil auch der dynamischste Alltag nicht nur Termine auf der Rennstrecke kennt, kann der BMW X3 M mit der gleichen Vielzahl von Assistenzsystemen wie der gewöhnliche X3 G01 bestellt werden. Auch das Kofferraumvolumen von 550 bis 1.600 Liter zeigt, dass das neue Mittelklasse-SUV aus Garching aller Performance zum Trotz keine Kompromisse bei der Nutzbarkeit verlangt.
Die meisten offiziellen Fotos zeigen den F97 als BMW X3 M Competition in Donington Grey. Exklusiv für X3 M und X4 M ist auch die völlig neue Lackierung Toronto Rot erhältlich, die wir auf den Fotos zum X4 M in aller Pracht bestaunen dürfen. Neben den beiden M-Farben gibt es natürlich auch eine Auswahl bekannter Lackierungen, die für einen weniger extrovertierten Auftritt sorgen.
Deutlich weniger Fotos gibt es bisher vom gewöhnlichen BMW X3 M ohne den Competition-Zusatz, aber auch die 480 PS starke Einstiegs-Variante des Power-SUV muss sich keineswegs verstecken: