Gemeinsam mit Produktmanager Christian Metzger konnten wir uns das BMW 7er Facelift 2019 bereits genauer betrachten. In unserem Interview sprechen wir über die neue Design-Sprache der Luxuslimousine und die Hintergründe der ungewöhnlich großen Veränderungen. Natürlich spielen auch die technischen Updates eine wichtige Rolle, denn das neue Blechkleid ist nur ein Teil der Maßnahmen zum Facelift.
Selbstverständlich ist, dass wir das Treffen neben der neuen BMW 7er Limousine auch für einige Studio-Fotos genutzt haben. Im Fokus steht dabei ein BMW 750Li G12 LCI mit Design Pure Excellence. Die Front mit erheblich größeren Nieren und neuer Motorhaube, das durchgehende Leuchtenband am Heck und die geänderten Seitenwände machen dabei aus jedem Blickwinkel klar, dass der 7er künftig eine staatstragendere Rolle als bisher spielen soll. Bei der Lackierung handelt es sich um die neue Variante Berninagrau Bernsteineffekt.
BimmerToday.de: Wir stehen hier am BMW 7er Facelift und man sieht schon auf den ersten Blick, dass sich sehr viel getan hat. Können Sie kurz zusammenfassen, wo Sie die wichtigsten Änderungen an der Front sehen und weshalb diese vorgenommen wurden?
Christian Metzger: Die Front wurde mit dem Ziel komplett neu gestaltet, gegenüber dem aktuellen Modell eine noch höhere Präsenz zu bieten. Vom Stoßfänger vorn bis zur A-Säule ist die komplette Außenhaut neu. Die Niere ist 40 Prozent größer als bisher, die Scheinwerfer sind schmaler designed. Adaptive LED-Scheinwerfer verbauen wir jetzt weltweit in Serie, Laserlicht gibt es optional. In der Frontschürze der Serienversion sind sogenannte Air-Blades in den unteren Lufteinlässen verbaut, die ein 7er-exklusives Designmerkmal sind. Es wird natürlich auch wieder ein M Sportpaket geben, das mit mächtigen seitlichen Lufteinlässen kommt. Wir werden auch keine Nebelscheinwerfer mehr verbauen, weil sie mit den adaptiven LED-Scheinwerfern nicht mehr nötig sind und wir so ein noch repräsentativeres Design realisieren konnten. Auch die Motorhaube und die Seitenwände mit vertikal orientiertem Air Breather sind neu.
BimmerToday.de: Die Niere ist sehr groß und erinnert stark an den X7. Kann man die beiden Nieren größentechnisch einordnen?
Christian Metzger: Der X7 hat aufgrund seiner größeren Bauhöhe eine noch größere Niere, aber die 7er-Niere ist nicht weit davon entfernt. Die schmaleren Scheinwerfer mit konzentriertem Blick und die große, repräsentative Niere sind unsere neue Design-Sprache in der Luxusklasse.
BimmerToday.de: Kann man sagen, dass die große Niere besonders mit Blick auf wichtige Einzelmärkte wie China oder die USA so gestaltet wurde?
Christian Metzger: In China gibt es einen sehr großen Anspruch an Präsenz, da ist der 7er ein klares Statussymbol. Man möchte dort offen zeigen, dass man es geschafft hat und in der gesellschaftlichen Hierarchie weit oben steht. Auch die schiere Größe zählt in China, weshalb wir dort auch nur die Langversion anbieten.
BimmerToday.de: Okay, dann kommen wir nun zum Heck. Auch hier gibt es mit dem durchgehenden Leuchtenband ein ganz neues Merkmal, das wir vom einen oder anderen Wettbewerber, aber nicht vom bisherigen 7er kennen. Wie grenzt sich der 7er da Ihrer Meinung nach bei Nacht ab?
Christian Metzger: Die Abgrenzung ist primär innerhalb des BMW Portfolios gedacht, kein anderer BMW hat dieses Merkmal. Das Leuchtenband wurde unabhängig vom Wettbewerbsangebot designed und betont die Horizontalität des Fahrzeugs. Es ist bereits mit dem Tagfahrlicht aktiviert, sehr präzise und homogen ausgeführt. Dazu passen auch die neuen Heckleuchten in skulpturalem 3D-Design mit Schwarz-Rot-Optik und die neu gestaltete Heckschürze.
BimmerToday.de: Facelifts haben bei BMW den Ruf, in der Regel dezent zu sein – bei einem großen Facelift vermuten manche Beobachter, dass es viel Kritik gab und das Fahrzeug bisher nicht so erfolgreich war wie erwartet. Gilt diese Annahme auch für den 7er?
Christian Metzger: Der aktuelle 7er war schon bisher sehr erfolgreich, wir waren auch in jüngster Zeit immer wieder in Abschnitten führend im weltweiten Absatz, aber der Wettbewerb ist in diesem Segment natürlich auch sehr stark. Deswegen wollen wir uns auch für die Zukunft gut aufstellen. BMW hat ja das klare Ziel, mehr Fahrzeuge als bisher im Luxussegment zu verkaufen.
BimmerToday.de: Das heißt, Sie wollen künftig nicht nur phasenweise vor der S-Klasse landen, sondern Mercedes dauerhaft hinter sich lassen?
Christian Metzger: Das ist unser Anspruch.
BimmerToday.de: Im Innenraum sind die Änderungen auf den ersten Blick eher zurückhaltend. Wie kommt es dazu, dass man außen so tief ins Blech geht und innen so nah am Vor-Facelift bleibt?
Christian Metzger: Das Interieur ist vom Design her nach wie vor unumstritten, hat auch sehr gute Kritiken und sehr gute Marktakzeptanz erfahren. Wir haben mit dem BMW Operating System 7.0 das neues Bediensystem, gleichzeitig beseitigen wir die manchmal kritisierte Position der Wireless Charging Ablage. Wir erweitern die Steppung beim Nappaleder und beim Vollleder Merino, erstmals inklusive Türamlehnen und Mittelarmlehne, was noch mehr Luxus in den Innenraum bringt. Für einen noch weiter gesteigerten Akustik-Komfort haben wir im Bereich der Radläufe und der C-Säulen zusätzliche Dämmmaterialien verbaut, was sich vor allem im Fond bemerkbar macht.
BimmerToday.de: Mit iDrive 7 kommt auch der Intelligent Personal Assistant in den 7er. Kann man damit nun auch Fahrzeugfunktionen steuern?
Christian Metzger: Mit dem Intelligent Personal Assistant kann man auch Fahrzeugfunktionen steuern, ja. Das Funktionsspektrum wird laufend erweitert, das ist ein wachsendes und lernendes System. Man kann sich per “Hey BMW” mit dem Fahrzeug unterhalten und dieses Ansprache-Kommando auch personalisieren. Mit der natürlich erkannten Sprache kann man beispielsweise auch die Klimatisierung steuern. Zusätzlich wird es sogenannte Experience Modes geben, also Fahrzeug-Stimmungen, die Licht, Duft, Lautstärke, Temperatur und Abschattung des Fahrzeugs mit einem Befehl an den Intelligent Personal Assistant anpassen.
BimmerToday.de: Ein wichtiges Thema in der Luxusklasse sind auch die Assistenzsysteme. Gibt es hier zum Facelift auch weitere Entwicklungen in Richtung Autonomes Fahren?
Christian Metzger: Bei den Fahrerassistenzsystemen haben wir eigentlich alle Funktionen weiterentwickelt und auch innovative Features wie die Kamera zum Tracken des Fahrers integriert. Damit können wir die Blickrichtung des Fahrers erkennen und dadurch Funktionen erkennen, beispielsweise kann das Wiederanfahren im Stau bei Blickrichtung nach vorn künftig ohne Zeitlimit automatisch erfolgen. Es wird auch einen Rückfahrassistenten geben, der einfach zu bedienen ist und beispielsweise in engen Passagen das Zurückfahren auf der zuletzt gefahrenen Route erleichtert. Ab Juli bieten wir auch einen Drive Recorder an, der mit den im Fahrzeug verbauten Kameras permanent die Umgebungssituation aufzeichnet und die Aufnahmen im Crash-Fall automatisch speichert. So sind 40 Sekunden vor dem Ereignis und 40 Sekunden danach immer gesichert. Außerdem können interessante Ereignisse auch manuell gespeichert werden, diese Videos können per USB-Stick auch exportiert werden.
BimmerToday.de: Gibt es auch Veränderungen an Fahrwerk und Lenkung?
Christian Metzger: Das Fahrwerk als solches bleibt unverändert, aber wir haben die Lenkung verfeinert und können daher noch etwas mehr Rückmeldung und Präzision als bisher bieten. Damit unterstreichen wir auch unseren Anspruch an die Fahrdynamik.
BimmerToday.de: Der BMW 7er ist im Wettbewerbsumfeld dank Carbon Core sehr leicht. Wissen die Kunden das wirklich zu schätzen oder spielt es eher eine Nebenrolle?
Christian Metzger: Das wird von allen zur Kenntnis genommen, von vielen Kunden wird es auch sehr geschätzt.
BimmerToday.de: Auf einigen Märkten wird der 7er nur in der Langversion angeboten. Gibt es auf anderen Märkten eine relevante Nachfrage nach dem 7er mit kurzem Radstand oder könnte man sich hier nicht auch auf die Langversion konzentrieren?
Christian Metzger: Nein, zum Beispiel in Europa kaufen über 85 Prozent der Kunden den normalen Radstand. Auch in anderen wichtigen Märkten wie Japan oder Südkorea kommen der normale Radstand und die Langversion auf jeweils rund 50 Prozent.
BimmerToday.de: In Europa gab es jetzt für rund ein Jahr keinen 7er mit Benziner. Inwiefern hat sich das auf den Absatz ausgewirkt?
Christian Metzger: Wir haben keine Einbußen festgestellt, weil auch vor dieser Angebotsunterbrechung der Diesel-Anteil sehr hoch war.
BimmerToday.de: Mit dem Facelift kommen die Benziner zurück. Was hat sich da getan, neben der gesetzlich verlangten Einführung der Ottopartikelfilter?
Christian Metzger: Wir haben alle Motoren überarbeitet, nicht nur bezüglich der Ottopartikelfilter. Die größte Änderung gibt es beim Plug-in-Hybrid, der von vier auf sechs Zylinder wächst. Der Verbrennungsmotor ist aus dem bisherigen 740i bekannt, so steigt die Systemleistung auf 294 kW oder 394 PS. Das führt natürlich zu noch souveräneren Fahrleistungen. Auf der anderen Seite haben wir das V8-Triebwerk des 750i umfangreich überarbeitet, hier gibt es nun 530 PS und Fahrleistungen auf Sportwagen-Niveau. Der M760Li bleibt weiterhin im Angebot, aber durch den Ottopartikelfilter reduziert sich die Leistung in Europa von 610 auf 585 PS.
BimmerToday.de: Wie ist es um den V12 generell bestellt? Kann man mit Blick auf die immer strengeren Emissionsvorgaben sagen, dass sich der Zwölfzylinder langsam aber sicher auf seiner Abschieds-Tournee befindet?
Christian Metzger: Der V12 ist ein sehr erfolgreiches Modell und hat unsere Erwartungen übertroffen, wir bewegen uns hier nach wie vor an der Produktionskapazitätsgrenze. Es gibt ja in den unterschiedlichen Weltregionen unterschiedliche Emissionsvorschriften. Der größte Markt für den V12 ist China, dann folgen die USA. Wir planen daher, den V12 in jedem Fall im Programm zu behalten.
BimmerToday.de: Auch beim Plug-in-Hybrid gibt es unterschiedliche Nachfragen je nach Markt. Können Sie sagen, welche hier die größten Märkte sind?
Christian Metzger: Große Märkte für den 745e sind unter anderem die USA, aber auch europäische Märkte mit staatlichen Förderungen für Plug-in-Hybride. Ein sehr großer Markt für den 745e ist beispielsweise auch Malaysia, weil er dort komplett von Steuern und Einfuhrzöllen befreit ist.
BimmerToday.de: Der Wettbewerb arbeitet auch mit 48-Volt-Bordnetz und Mild-Hybrid-Systemen. Solche Lösungen sind für den 7er nicht geplant?
Christian Metzger: Das ist aktuell nicht geplant. Wir sind ja auch ohne diese Systeme beim Verbrauch auf Augenhöhe und teilweise sogar besser als der Wettbewerb.
BimmerToday.de: Können Sie sagen, welcher Motor der weltweit gefragteste für den 7er ist?
Christian Metzger: Den meistgefragten Motor gibt es nur für wenige Märkte, das ist der 730i. Dieses Modell bieten wir in China und wenigen anderen Märkten wie Taiwan an. Aufgrund der Marktbedeutung Chinas hat er das insgesamt größte Volumen. Dicht dahinter folgt der 740i, den wir fast weltweit anbieten. In Europa hat der 730d nach wie vor den höchsten Anteil.
BimmerToday.de: An der Rolle des 730d wird sich auch im Licht des Diesel-Skandals bei anderen Autobauern nichts ändern?
Christian Metzger: Nein, das erwarten wir nicht. Die aktuellen Diesel sind in den Emissionswerten hervorragend, liefern einen wichtigen Beitrag zur Senkung der CO2-Emissionen und haben unbestreitbare Vorteile bei Reichweite und Verbrauch.
BimmerToday.de: Innerhalb des BMW-Portfolios wird es mit dem X7 und dem 8er Gran Coupé zwei neue Rivalen für den 7er geben. Welche Rolle spielt der 7er in diesem Umfeld?
Christian Metzger: Der 7er hat ganz klar seinen festen Platz als klassische Luxuslimousine. Es gibt zwar einen Trend zum SUV, aber genau wie ein 5er seinen festen Platz neben dem X5 hat, wird auch der 7er seinen festen Platz neben dem X7 haben. Er wird auch vom Volumen her die größte Rolle in unserem Luxussegment spielen. Der 7er wird auch immer das Flaggschiff und der erste Technologieträger von BMW bleiben, unabhängig von einem X7 oder 8er.
BimmerToday.de: Wie sehen Sie den internen Wettbewerb zum BMW 8er Gran Coupé?
Christian Metzger: Das Gran Coupé wird wesentlich sportlicher gezeichnet und deutlich flacher sein. Es wird auch nicht das Komfort-Niveau eines 7ers erreichen, da sind beide Fahrzeuge also sehr eigenständig positioniert. Den 7er sehen wir als sportlichste Limousine im Wettbewerbsumfeld, während wir den 8er als Sportwagen mit vier Türen sehen.
BimmerToday.de: Wird sich mit dem Facelift auch die preisliche Positionierung der 7er-Reihe verändern?
Christian Metzger: Nein, die preisliche Positionierung bleibt prinzipiell auf dem gleichen Niveau wie bisher. Es gibt aber Änderungen, die die deutlich gestiegene Leistung bei 745e und 750i widerspiegeln. Es wird außerdem marktspezifische Anpassungen geben, die den Preis der zum Teil umfassender gewordenen Serienausstattung ausgleichen.
Herr Metzger, vielen Dank für das informative Gespräch!