Mit ungewohnt deutlichen Worten hat sich BMW Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich über die Elektroautos von Wettbewerbern wie Mercedes und Audi geäußert. In einem langen Interview mit der Autogazette geht Fröhlich ausführlich auf den Vorwurf ein, dass die BMW Group mit i3 und i8 zwar früh im Markt gewesen sei, mittlerweile aber den Anschluss verpasst habe. Der Entwicklungsvorstand sieht das grundsätzlich anders und geht davon aus, dass die BMW Group auch weiterhin mehrere Jahre Vorsprung auf die Konkurrenz hat.
Denn die “Showcasefahrzeuge”, mit denen die Wettbewerber bald aufschlagen, sind seiner Meinung nach “nichts anderes als Piloten”, also bloße Befähigungsprojekte zum Sammeln erster Erfahrungen. BMW habe diese Erfahrungen bereits vor Jahren gesammelt und arbeitet längst am nächsten Schritt: Elektroautos nicht nur bauen und auf die Straße bringen, sondern auch in großen Stückzahlen profitabel herstellen und damit relevante Gewinne erwirtschaften.
Ohne Mercedes EQC und Audi e-tron beim Namen zu nennen, stellt er die beiden Elektro-SUV der deutschen Premium-Konkurrenz damit auf eine völlig andere Ebene als den BMW iX3. Genau wie der MINI E 2019 nutzen auch der iX3 ab 2020 und der i4 ab 2021 bereits die vierte Generation der BMW-Elektroantriebe. Schon 2021 feiert im BMW iNext die fünfte Generation ihre Premiere. Dennoch wird beim iNext das Thema E-Antrieb nicht mehr im Fokus der Kommunikation stehen, weil es für die BMW Group dann bereits den neuen Normalzustand verkörpert.
Für die nächsten zwei Jahre erwartet Fröhlich weitere Vorwürfe, dass die BMW Group das Thema Elektromobilität verschlafen habe. “Doch dann wird man sehen, dass wir E-Autos profitabel in Großserie bauen können und andere eben nicht.” Mit den ersten Elektroautos der Wettbewerber üben diese lediglich das, “was wir vor vier, fünf Jahren geübt haben. Einziger Unterschied: Sie verbauen einen größeren Speicher als wir damals.”
Für die Zukunft kündigt Fröhlich an, alle BMW- und MINI-Elektroautos mit mindestens zwei unterschiedlich großen Speichern anzubieten. Genau wie bei klassischen Autos mit Verbrennungsmotor kann der Kunde dann entscheiden, welche Leistungs- und Reichweitenstufe er tatsächlich benötigt und auch bezahlen will. Von einem “Kirschkernweitspucken” und das Streben nach immer größeren Reichweiten ohne echten Kundenbedarf hält Fröhlich dabei wenig.
Das komplette Interview mit Klaus Fröhlich kann hier nachgelesen werden.