Im Streit um die Freigabe für Markus Duesmann bleibt BMW offenbar hart: Audi kann den ehemaligen BMW-Manager nicht wie geplant zum Vorsitzenden des Vorstands machen und muss nun eine andere Lösung finden. Die Folge: Der eigentlich als Übergangslösung für den erst in die Untersuchungshaft verlorenen und später entlassenen Ex-Audi-Chef Rupert Stadler installierte Bram Schot wird nun zur Dauerlösung.
Der Wechsel vom kommissarischen auf den dauerhaften Chefposten ist zwar noch nicht offiziell bestätigt, die Süddeutsche Zeitung beruft sich in ihrem Bericht aber auf mehrere Konzern-Insider und lässt praktisch keinen Spielraum für Spekulationen. Der 57-jährige Niederländer wird damit auch offiziell zum Nachfolger von Rupert Stadler, der innerhalb des Konzerns auch durch den von Audi mitverursachten Diesel-Skandal nicht in Ungnade gefallen war und aus Wolfsburger Sicht erst durch die Maßnahmen der Staatsanwaltschaft und den langen Ausfall an der Spitze untragbar wurde.
Als Nachfolger für Rupert Stadler hat Volkswagen den 2018 den BMW-Vorstand Markus Duesmann abgeworben, dabei aber offenbar nicht mit der Beharrlichkeit der BMW Group gerechnet. Offenbar ging man in Wolfsburg davon aus, die Sperrfrist Duesmanns für einen Wechsel zum direkten Wettbewerb umgehen beziehungsweise eine finanzielle Lösung für den “Transfer” finden zu können.
In München hat man offenbar nur sehr wenig Interesse daran, den von einem Moment auf den anderen sehr wechselwilligen Manager freizugeben. Somit bleibt er bis 2020 für hochrangige Positionen bei anderen Autobauern gesperrt – viel zu lange für Audi, schließlich stecken die Ingolstädter derzeit sowohl in Vertrauens- als auch in Absatz-Schwierigkeiten.
Aus Sicht der BMW Group dürfte das Festhalten an der Sperrfrist auch ein wichtiges langfristiges Signal nach innen und außen sein. Denn enthalten sind gleich zwei zentrale Botschaften: Unser Vorstand ist kein Selbstbedienungsladen für andere Autobauer, wir halten unser Top-Personal. Und natürlich dürften auch die aktuellen BMW-Manager aufmerksam zur Kenntnis nehmen, dass zu einem Wechsel immer zwei Seiten gehören: Da BMW nicht mit sich reden lässt und keine Freigaben für einen Wechsel zur direkten Konkurrenz erteilt, können mit anderen Unternehmen geschmiedete Karriere-Pläne schnell zerplatzen – wie im Fall von Markus Duesmann.
(Fotos: Audi)