Der Z4 setzt für BMW eine lange Tradition faszinierender Roadster fort, will dabei aber viel mehr als eine Fortsetzung der bekannten Geschichte sein. Auch wenn man die übrigen Z-Modelle ausblendet und nur die Geschichte des Z4 selbst betrachtet, gab es bereits zwei Vorgänger mit höchst unterschiedlichem Charakter. Beide sind für den neuen Z4 G29 nur bedingt als Vorbild geeignet, beide haben unstrittig einen anderen Weg verfolgt als die dritte Generation.
Während der erste Z4 den knallharten Sportler gab und Fahrdynamik im Lastenheft spürbar weiter oben stand als Fahrkomfort und Innenraum-Qualität, versuchte die zweite Generation fast so etwas wie einen Gegenentwurf: Dynamik ja, aber bitte nur mit jederzeit angenehmem Restkomfort. Was vielen Neukunden und Markenwechslern durchaus gefiel, war für zufriedene Kunden der ersten Z4-Generation ein kaum nachvollziehbarer Schritt. Alles besser machen soll nun der BMW Z4 G29, der die erstklassige Fahrdynamik der ersten mit der Alltagstauglichkeit der zweiten Generation kombinieren will.
Fahrbericht BMW Z4 M40i: Neue Eindrücke vom G29
Dass es die Entwickler mit diesem Ansatz sehr ernst meinen, merkt man schon lange vor dem Einsteigen. Die Proportionen des Roadsters haben sich deutlich sichtbar verändert: Der Fahrerarbeitsplatz ist in die Mitte gerückt, der Radstand kürzer, die lange Motorhaube Geschichte. Feine Details wie das in die Aluminium-Überrollbügel geprägte Z4-Logo und die Kontrastnähte des belederten Armaturenbretts zeigen, dass der Premium-Eindruck auch auf den zweiten Blick stimmen soll.
Dennoch ist klar: Um den neuen BMW Z4 G29 kennenzulernen, ist anschauen nicht genug. Und nachdem wir bereits vor einigen Monaten ans Steuer eines dick in Tarnfolie eingepackten Prototypen durften, war die Vorfreude sogar noch größer. Schon damals fuhr der Z4 auf dem Niveau eines BMW M2, inzwischen hat er sein Fahrdynamik-Potenzial auch auf der Nürburgring Nordschleife unter Beweis gestellt. Wie die Entwickler offen zugeben, wurde seitdem nicht mehr viel getan: Die Abstimmung war bereits im Frühjahr weitgehend finalisiert und hatte ein Niveau erreicht, mit dem alle Seiten mehr als zufrieden waren.
Steigt man nun in den neuen BMW Z4 und sieht das neue Cockpit-Design ungetarnt, fallen zunächst die digitalen Anzeigen des BMW Live Cockpit Professional ins Auge. Die Neugier sucht allerdings sofort nach dem seit kurzem auf der Mittelkonsole “versteckten” Startknopf, denn anders als beim Prototypen würden wir nun die Antwort auf eine zentrale Frage vieler Roadster-Fans erhalten: Wie klingt der Reihensechszylinder B58, wenn seine Abgase durch einen Otto-Partikelfilter müssen?
Wer an dieser Stelle große Enttäuschung erwartet, dürfte positiv überrascht werden: Auch beim Start im Comfort-Modus ist der aktuelle Reihensechszylinder akustisch sofort präsent. Mit dem Wechsel in den Sport-Modus wird die Stimme des Motors noch etwas markanter, ohne aufdringlich zu werden. Wie es sich für ein M Performance Modell gehört, bleibt der Z4 M40i alltagstauglich und verzichtet auf übertriebene Show, ist dabei aber keineswegs leise oder schüchtern-zurückhaltend. Man könnte auch sagen: Er drückt sich stets gewählt aus.
Das funktioniert zumindest so lange, wie der Motor auf dem Weg zur vollen Betriebstemperatur nicht sein volles Potenzial zeigen soll. Denn sein bestes und überzeugendstes Klangbild zeigt der OPF-verhinderte B58 bei mittlerer Last und niedrigen bis mittleren Drehzahlen. In diesem Bereich ist den Akustikern auch mit Hilfe aus den Lautsprechern ein beeindruckend-überzeugendes Klangbild gelungen, das man dem Roadster auch als authentischen Sound abkaufen würde.
Die Pflicht meistert der Z4 somit mit Bravour, doch bei der Kür kommt die Akustik an ihre Grenzen: Mit Vollgas ausgedreht und auf der Suche nach den letzten Pferdestärken fehlen dem Reihensechszylinder schließlich doch die freien Atemwege, die er in dieser Situation brauchen würde. Wir jammern an dieser Stelle bewusst auf hohem Niveau, schließlich wird kein Motor mit OPF so klingen können wie die Triebwerke der letzten Jahre. Aber im Kontrast zum starken Sound bei mittleren Drehzahlen ist das große Finale kurz vor dem Drehzahlbegrenzer leider ein wenig enttäuschend. Ob sich auch mit dem in Europa seit kurzem gesetzlich vorgeschriebenen Otto-Partikelfilter bessere Lösungen darstellen lassen, kann nur die Zukunft zeigen.
Fährt man den BMW Z4 M40i auf den kurvigen Landstraßen Portugals, ist der Klang des Reihensechszylinders aber ohnehin nur eines von vielen Details. Und da das 340 PS starke Triebwerk im leichten Umfeld des Zweisitzers praktisch nie nach dem Abrufen der Maximaldrehzahl verlangt, spielt die fehlende Steigerung der Akustik im letzten Viertel der Drehzahlleiter so gut wie keine Rolle.
Viel wichtiger und viel häufiger erlebbar ist, wie die Entwickler das Fahrwerk des neuen Z4 abgestimmt haben. Die für wirklich scharfe Fahrweise zu softe Abstimmung der Vorgänger-Generation hat der G29 weit hinter sich gelassen, stattdessen wirkt er als Z4 M40i wie ein Sportwagen alter Schule: Der kraftstrotzende Motor spielt mit dem kleinen Roadster, der dank seines kürzeren Radstands und der an beiden Achsen erheblich breiteren Spur viel gieriger auf Kurven ist als bisher.
Wer die elektronischen Sicherheitssysteme des DSC in den Tief- oder Halbschlaf geschickt hat merkt schnell, wie viel agiler der Z4 beim Generationswechsel geworden ist. Unterschwellig denkt man dabei nicht an den Wechsel von einer Generation zur nächsten, sondern fragt sich eher, wieso zwei so verschiedene Fahrzeuge eigentlich den gleichen Namen tragen – eine Frage, die schon beim Wechsel von der ersten in die zweite Generation aufkam.
Doch egal warum, eines ist ganz klar: Die Kombination aus tiefem Schwerpunkt, kurzem Radstand, sportlicher Bereifung, direkter Lenkung und starkem Motor verursacht bei jedem Herausbeschleunigen mit einem gewissen Lenkeinschlag das Gefühl, definitiv genug Leistung an Bord zu haben. Und während man für die ultimative Zeitenjagd auf der Rennstrecke praktisch nie genug Leistung haben kann, stellt sich am Steuer des Z4 M40i auf öffentlichen Straßen schnell das Gefühl eines sehr runden Pakets ein: Unter dem rechten Fuß wartet stets etwas mehr Kraft auf ihren Abruf, als man gerade braucht.
Hat man sich etwas ausgetobt und lässt es ruhiger angehen, fallen schnell ein paar andere Dinge auf: Die eierlegende Wollmilchsau ist der G29 nicht geworden, denn die erheblich höhere Fahrdynamik verlangt eben doch nach ein paar Kompromissen in Sachen Komfort. Während das Fahrwerk im entsprechenden Modus durchaus feinfühlig arbeitet, überrascht der Roadster ab 120 km/h mit ziemlich viel Wind im Innenraum und relativ lauten Windgeräuschen – auch bei installiertem Windschott und mit geschlossenen Fenstern. Wer das schnell arbeitende Stoffdach schließt, reist naturgemäß etwas leiser, muss aber mit einer schlechten Rundumsicht leben und kann sich den Schulterblick innerorts beinahe sparen: viel mehr als die Innenseite des Stoffverdecks lässt sich ohnehin nicht erkennen.
Vom Gesamtpaket sind die Entwickler dennoch so überzeugt, dass sie für die dritte Z4-Generation erheblich bessere Verkaufszahlen erwarten. Dass dabei neben den bereits besprochenen Aspekten auch der Einsatz des aktuellsten Infotainmentsystems und Hightech-Features vom Remote Software Upgrade bis hin zum Digital Key auf dem Smartphone eine wichtige Rolle spielen, vermag 2018 höchstens noch hartgesottene Puristen zu verwundern.