Der aktuelle BMW Reihensechszylinder-Benziner B58 erhält seine erste Technische Überarbeitung. Der B58 TÜ1 mit 3,0 Liter Hubraum wurde vor wenigen Tagen auf dem Aachener Kolloquium für Motorentechnik 2018 vorgestellt und wird wie üblich in verschiedenen Leistungsstufen (ML, OL) angeboten. Hauptziel der Überarbeitung war eine weitere Verbesserung des Emissionsverhaltens, um die Anforderungen des WLTP-Zyklus und der RDE-Messungen erfüllen zu können. Dabei standen neben den CO2- auch die Partikel-Emissionen im Fokus des Interesses, um auch künftig alle gesetzlichen Grenzwerte einhalten zu können.
Eine von mehreren wichtigen technischen Neuerungen ist ein völlig neues Kraftstoffsystem, das mit einem Einspritzdruck von bis zu 350 bar arbeitet. Bisher arbeitete das Einspritzsystem des B58 mit “nur” 200 bar maximalem Druck. Der erheblich höhere Einspritzdruck macht zahlreiche weitere Änderungen notwendig, die vom Einspritzventil über die Hochdruckleitungen bis hin zum Fördervolumen der Hochdruckpumpe reichen. Die 350-bar-Einspritzung trägt wesentlich dazu bei, dass die kumulierte Anzahl der bei der Verbrennung entstehenden Rußpartikel bei einer Fahrt gemäß WLTP-Zyklus um über 50 Prozent reduziert werden konnte.
Um die 350-bar-Einspritzung realisieren zu können, musste auch der Kettentrieb grundlegend überarbeitet werden. Vom zweiteiligen Layout des bisherigen B58 wird der B58 TÜ1 auf ein einteiliges Kettentrieb-Layout umgestellt. Dabei entfällt ein Stützpunktrad, was gemeinsam mit optimierter Gleitschienen-Gestaltung zu beachtlichen 30 Prozent weniger Reibung im Kettentrieb beiträgt.
Völlig neu ist auch der Split-Cooling-Ansatz, der das Wärmemanagement grundlegend verändert: Anders als bisher gibt es zwei voneinander getrennte Kühlkreisläufe für Zylinderkopf und Kurbelgehäuse. Diese Lösung erlaubt eine an die Situation angepasste und in drei Stufen einstellbare Kühlung der Zylinderwände. Bei geringer und mittlerer Last wird die Zylinderwandtemperatur nicht unnötig abgesenkt, was Vorteile in der Verbrennung mit sich bringt, was sich sowohl im WLTP-Zyklus als auch im Volllast-armen Alltag der meisten Kunden deutlich spürbar auswirkt. Ein weiterer Vorteil der stets hohen Zylinderwandtemperaturen ist, dass der Motor bei einem plötzlichen Lastsprung weniger Rußpartikel erzeugt. Die Klopfneigung steigt hingegen nicht an, weil der Split-Cooling-Ansatz gleichzeitig ein gut gekühltes Brennraumdach sicherstellt.
Die tiefgreifenden Änderungen an Kettentrieb und Kühlung haben auch eine Neuentwicklung des Kurbelgehäuses erforderlich gemacht. Dabei wurden die Wandstärken optimiert und einige andere Leichtbau-Maßnahmen umgesetzt, was in Summe für etwas mehr als 2 Kilogramm weniger Gewicht sorgt. Auf der Basis von aktuellen Erkenntnissen aus der Mehrkörpersimulation konnte auch die geschmiedete Kurbelwelle nochmals optimiert werden, was für eine Gewichtseinsparung von rund 2 Kilogramm sorgt.
Selbstverständlich ist, dass der BMW B58 TÜ1 seinen Vorgänger auch in Sachen Leistung übertrifft. Geplant sind zunächst zwei Leistungsstufen, die ML (Mittlere Leistungsstufe) und OL (Obere Leistungsstufe) genannt werden. In der ML kommt der B58 TÜ1 mit 250 kW (340 PS) und 450 bis 500 Newtonmeter Drehmoment, die OL verfügt über 275 bis 285 kW (374 bis 388 PS) und 500 Newtonmeter Drehmoment. Weitere Ausprägungen des Motors sind praktisch nur eine Frage der Zeit. Natürlich wird auch der neue M-Motor S58 einige Ideen der B58 TÜ1-Entwicklung in angepasster Form übernehmen.
In der Mittleren Leistungsstufe kommt ein neuer Zylinderkopf mit integriertem Krümmer zum Einsatz. Diese anspruchsvolle Lösung bringt diverse Vorteile beim Wärmemanagement mit sich und erlaubt unter anderem eine effizientere Verteilung der Wärme an relevante Stellen. Auch der Abgas-Turbolader der Mittleren Leistungsstufe wurde an die neue Position des Krümmers angepasst, was neben Vorteilen auf der Kostenseite auch eine Gewichtseinsparung um 2 Kilogramm bringt. Die Obere Leistungsstufe nutzt wie bisher einen Turbolader mit integriertem Krümmer, der aber ebenfalls in einigen Details angepasst wurde.
Insgesamt kann man sagen, dass der BMW B58 TÜ1 seinen Vorgänger in allen wichtigen Disziplinen klar übertrifft. Besonders im Fokus steht dabei momentan das Emissionsverhalten hinsichtlich diverser Schadstoffe und Partikel, gleichzeitig versprechen die Entwickler aber auch geringeren Verbrauch, eine verbesserte Akustik, weiter reduziertes Gewicht und eine erhöhte Leistungs- und Drehmomentkapazität. Keine Überraschung ist, dass der neue Reihensechszylinder-Benziner auch auf künftige Elektrifizierungsmaßnahmen vorbereitet ist und leicht für die Nutzung entsprechender Komponenten angepasst werden kann.