Bisher hat BMW auffallend wenig über das 48-Volt-Bordnetz gesprochen, das inzwischen bereits bei einigen Fahrzeugen der Wettbewerber verfügbar ist. Die Hintergründe der bisherigen Zurückhaltung offenbart Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich nun in einem Interview mit der Auto Motor und Sport: “Die Systeme der ersten Generation liefern […] zu wenig Leistung und können aus meiner Sicht zu wenig rekuperieren. Für uns ist daher die zweite Generation deutlich interessanter”.
Das 48-Volt-Bordnetz der zweiten Generation will BMW bis 2025 flächendeckend und ausnahmslos in allen Modellen untergebracht haben. Beginnen wird die Integration schon deutlich früher, schließlich sind viele moderne Assistenz- und Infotainment-Funktionen auf das leistungsfähigere Bordnetz angewiesen. Schon heute fährt der Rolls-Royce Phantom mit 48-Volt-Bordnetz der ersten Generation, was auch mit Rücksicht auf seinen längeren Lebenszyklus zwingend erforderlich war. Der gleiche Grund führt auch beim BMW 3er G20 zur Integration des 48-Volt-Bordnetzes der ersten Generation, später im Lebenszyklus dürfte die Technik ein großes Update erfahren. Die ersten Serienfahrzeuge mit 48-Volt-Bordnetz der zweiten Generation plant BMW nach unseren Informationen für das Jahr 2020.
Fröhlich führt im Interview weiter aus, dass die aktuellen Systeme aus seiner Sicht noch keine großen Vorteile bringen. Die positiven Effekte des 48-Volt-Bordnetzes fallen zu gering aus, was sich auch in diversen Vergleichstests von BMW-Modellen gegen Wettbewerber mit 48-Volt-Bordnetz der ersten Generation gezeigt hat: Weder die Fahrleistungen noch der Praxis-Verbrauch fallen pauschal besser oder schlechter aus. Auch wenn das 48V-Bordnetz in einigen Situationen Vorteile bringt, beispielsweise beim Segeln oder beim Neustart des Motors, sind die Effekte bisher zu klein, um ausschlaggebend für Erfolg oder Misserfolg in der Eigenschaftswertung zu sein.
Für das 48-Volt-Bordnetz der zweiten Generation kündigt Fröhlich spürbar größere Effekte an. Eine leistungsfähige E-Maschine mit mehr als 20 kW Leistung und deutlich über 100 Newtonmeter Drehmoment soll im Getriebe untergebracht werden und für echte Vorteile sorgen. Der Verbrauchsvorteil liegt laut Fröhlich eher bei 10 als bei 5 Prozent, außerdem lässt sich die Beschleunigung nicht nur pro forma unterstützen, sondern auch erlebbar. Die größere Batterie, die zur Versorgung eines solchen Bordnetzes notwendig ist, hat BMW von Anfang an in die Konzeption der kommenden Fahrzeug-Generation eingeplant.
Für den BMW 3er G20 könnte die Elektrifizierung des Antriebs dafür sorgen, dass auf den Einsatz von Dreizylinder-Motoren verzichtet werden kann: Die etwas geringeren Verbrauchswerte lassen sich künftig auch mit Vierzylinder-Motoren darstellen, die ein besseres Image genießen und mehr Laufruhe bieten. Mit Blick auf nationale Gesetzgebungen und Hubraum-Grenzwerte sagt Fröhlich, dass Dreizylinder im 3er nur noch in Märkten wie Indien oder der Türkei sinnvoll sein werden.