Im Anschluss an unsere erste Fahrt mit dem BMW M5 Competition hatten wir die Gelegenheit, uns mit M-Chef Frank van Meel über sein neuestes Produkt zu unterhalten. Dafür gibt es viele gute Gründe, schließlich ist die 625-PS-Limousine nicht weniger als der bisher stärkste und schnellste Serien-BMW aller Zeiten. Sie ist aber auch der bisher track-fokussierteste BMW M5 aller Zeiten und verlangt eine gewisse Kompromissbereitschaft in Sachen Komfort.
Wie Frank van Meel die Positionierung des Fahrzeugs einschätzt, wie viele Kunden er dafür erwartet und wo er diese finden will, klärt das folgende Interview ebenso wie die Frage nach den wichtigsten Wettbewerbern – mit einer erstaunlich kurzen, aber dadurch umso vielsagenderen Antwort.
BimmerToday.de: Der BMW M5 ist erst vor ein paar Wochen auf den Markt gekommen und hat die Konkurrenz in den bisherigen Vergleichstests dominiert. Wieso kommt schon jetzt ein BMW M5 Competition?
Frank van Meel: Wir wollten nicht länger warten, da die Nachfrage hoch ist. Beim M3 und M4 beispielsweise haben wir das Competition Paket im Angebot und kommen weltweit auf Einbau-Raten um die 50 Prozent. Das heißt, dass jeder zweite Kunde einen Competition will. Das wollen wir den Kunden natürlich nicht vorenthalten. Zudem bieten wir aufgrund der zahlreichen Modifikationen unsere Competition nun auf Modellebene an. Wie groß die Nachfrage ist, hängt vom einzelnen Markt und auch den Straßenverhältnissen dort ab. Aufgrund der Erfolge bei M3 und M4 wollen wir in Zukunft die Competition-Modelle so schnell wie möglich anbieten.
BimmerToday.de: 625 PS klingen auf den ersten Blick beeindruckend, 25 zusätzliche PS dürften in dieser Leistungsklasse aber eher mess- als spürbar sein. Spielt die Abgasanlage hier die größere Rolle für den subjektiven Leistungsgewinn?
Frank van Meel: Hier gibt das Gesamtpaket den Ausschlag, also die Kombination aus Motor, Fahrwerk und natürlich den Design-Inhalten. Die 25 PS sind von 0 auf 100 tatsächlich nur gering spürbar, bei 0 auf 200 wird es schon deutlicher. Aber wie gesagt, beeindruckend am M5 Competition ist die Kombination aus höherer Leistung, breiterem Drehmoment-Plateau und dem Track-optimierten Fahrwerk.
BimmerToday.de: Es ist gute Tradition bei der M GmbH, den Fokus der Entwicklung eher auf das Fahrwerk als auf maximale Leistung zu legen. Was genau haben Sie hier verändert?
Frank van Meel: Am Fahrwerk haben wir viel gemacht, nicht nur die klassische Tieferlegung, höhere Feder- sowie Dämpfer- und Stabilagerungs-Raten. Hier haben wir zudem Kugelgelenke an der Hinterachse, einen geänderten Sturz an der Vorderachse, eine steifere Aggregatanbindung, einen steiferen Hilfsrahmen und eine steifere Lagerung der Lenkung für noch mehr Lenkpräzision umgesetzt. Das Auto fährt sich eher in Richtung Go-Kart, obwohl es relativ groß ist. Die Summe dieser Maßnahmen macht gemeinsam mit der höheren Leistung und den optischen Differenzierungsmerkmalen den Charme dieses Autos aus. Das spürt man in jeder Situation, besonders aber auf der Rennstrecke.
BimmerToday.de: Wurde auch die Abstimmung des Allradantriebs M xDrive nochmals angepasst?
Frank van Meel: In gewisser Weise schon. Da der M xDrive Controller auch das DSC und die Quersperre an der Hinterachse steuert, gab es hier natürlich einige Anpassungen an das geänderte Eigenlenkverhalten des Autos, weil wir das Auto durch das geänderte Fahrwerk deutlich agiler ausgelegt haben.
BimmerToday.de: Die aktiven Motorlager wurden straffer abgestimmt als beim normalen M5. Welchen Einfluss hat das auf das Fahrverhalten und was sprach dagegen, schon den Serien-M5 so zu konfigurieren?
Frank van Meel: Straffere Lager beinhalten immer mehr Dynamik und etwas weniger Komfort. Der M5 ist aus unserer Sicht optimal zwischen Dynamik und Komfort positioniert, der M5 Competition hingegen fokussiert noch mehr in Richtung Rennstrecke, ist straffer und direkter, auch bezüglich der Lenkung. Hinzu kommen 10 Prozent höhere Federraten und eine stärkere Dämpfung. Der M5 Competition ist damit spürbar straffer, aber das ist ja auch das Ziel eines Competition-Modells.
BimmerToday.de: Auf den nicht immer topfebenen Landstraßen der Umgebung hier rund um Ascari wirkt das Fahrwerk stellenweise fast zu straff, auch im Comfort-Modus. Welche Zielgruppe kauft einen M5 Competition, der nur noch für guten Asphalt wirklich geeignet ist?
Frank van Meel: Die Fans eines solchen Autos. Es gibt da große Unterschiede. In den USA ist der Anteil solcher Fans relativ hoch, in Großbritannien wegen der dortigen Straßen eher niedriger. In Deutschland ist der Anteil wegen der vielen Autobahn-Abschnitte auch eher hoch. Hier in Spanien wird der Anteil eher geringer sein, ja, weil bei schlechten Straßen etwas mehr Schluckvermögen und weniger Aufbauanbindung besser für den Komfort sind.
BimmerToday.de: Haben Sie mit dem BMW M5 Competition die Nürburgring-Rundenzeit von 7:30 Minuten im Visier?
Frank van Meel: 7:30 Minuten ist schon eine Ansage, unser M4 GTS schaffte 7:28 Minuten. Vielleicht können wir uns zumindest in die Nähe von 7:30 Minuten herantasten.
BimmerToday.de: Weiterhin nicht zum Serien-Umfang gehört die Carbon-Keramik-Bremsanlage. Würde diese nicht sehr gut zum Charakter des BMW M5 Competition passen?
Frank van Meel: Die Carbon-Keramik-Bremse ist eine Rennstrecken-Bremse. Wir haben viele Kunden, die bewusst keine Carbon-Keramik-Bremse wollen, weil ihnen die Spreizung zwischen dem Trocken-Bremsverhalten auf der Rennstrecke und dem Alltags-Bremsverhalten einfach zu groß ist. Diese Kunden wünschen eine klassische Stahlbremse mit kleinerer Spreizung. Natürlich spielt auch der Aufpreis von fast 8.800 Euro eine Rolle, den möchte nicht jeder bezahlen.
BimmerToday.de: Wie hoch erwarten Sie den Anteil der Competition-Modelle am gesamten M5-Absatz?
Frank van Meel: Das ist schwierig zu sagen, aber ich schätze ihn ähnlich wie bei M3 und M4. Dann landen wir weltweit ungefähr im Bereich von 50 Prozent. Auf Märkten wie den USA oder Deutschland eher mehr, in anderen Märkten eher weniger.
BimmerToday.de: Insgesamt fällt die optische Differenzierung zum Serien-M5 überschaubar aus, obwohl sich technisch viel getan hat. Was spricht gegen einen noch selbstbewussteren Auftritt?
Frank van Meel: Der BMW M5 ist ja generell eher ein Understatement-Auto, das extrem schnell ist, aber nicht zu dick aufträgt. Mit dieser Tradition wollten wir jetzt auch beim M5 Competition nicht brechen.
BimmerToday.de: Bei M3 und M4 gab es oberhalb der Competition- auch noch die CS-Modelle. Dürfen wir auch im Fall des M5 auf weitere Performance-Varianten hoffen?
Frank van Meel: Denkbar ist grundsätzlich alles, aber momentan ist so etwas nicht geplant.
BimmerToday.de: Der Name des neuen Topmodells spricht von Competition. Wen sehen Sie denn als Wettbewerber für den M5 Competition, wenn schon der normale M5 die Konkurrenz deutlich hinter sich lässt?
Frank van Meel: Es gibt keinen direkten Wettbewerber. Wir bauen solche Autos auch nicht, um andere zu ärgern, sondern weil wir Spaß daran haben. Und weil unsere Kunden großen Spaß daran haben.
BimmerToday.de: Das ist eine klare Ansage. Vielen Dank für das ausführliche Gespräch!
Lust auf noch mehr Hintergrund-Infos mit Frank van Meel? Das obige Gespräch führten wir direkt im Anschluss an unser Interview zum neuen BMW M2 Competition.