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Interview: Frank van Meel über den BMW M2 Competition

Der BMW M2 Competition liefert viele Antworten, aber natürlich gibt es auch ein paar spannende Fragen rund um den neuen Kompaktsportler aus Garching. Wir haben uns mit dem Fachmann für alle Fragen rund um BMW M zusammengesetzt und Frank van Meel zum Interview gebeten. Der Chef der M GmbH beantwortet dabei unsere Fragen rund um den Motor, den Otto-Partikelfilter, das höhere Gewicht und die generelle Positionierung des Fahrzeugs.

Wie sich der M2-Nachfolger mit 410 PS starkem Biturbo-Reihensechszylinder S55 und einigen weiteren Verbesserungen fährt und ob er den Namenszusatz Competition mit Recht trägt, haben wir bereits in unserem Fahrbericht besprochen.

BimmerToday.de: Bevor wir zum neuen M2 Competition kommen, habe ich zwei kurze Fragen zum ursprünglichen M2: Wie zufrieden sind Sie mit den bisherigen M2-Verkaufszahlen?
Frank van Meel: Wir sind extrem zufrieden, die Verkaufszahlen haben sich stetig nach oben entwickelt. Es ist ja bekannt, dass wir am Anfang längere Lieferzeiten hatten, aber wir haben es über Produktionserweiterungen dann geschafft, diese Zeiten in den Griff zu kriegen. Wir haben bis jetzt schon mehr als 25.000 M2 verkauft und die Nachfrage ist ungebremst hoch. Wir gehen jetzt nahtlos in den M2 Competition über und das Ziel ist, an den Erfolg des bisherigen M2 anzuknüpfen.

BimmerToday.de: Der bisherige M2 hat sehr viel Lob erhalten, aber sicherlich nicht nur. Welche Aspekte des M2 haben bei den Kunden Kritik ausgelöst?
Frank van Meel: Es gab ein Sowohl-als-auch beim Thema der puristischen Ausstattung. Die ist zwar genau das, was das Auto auszeichnet, weshalb es viele Kunden genauso wollten, aber sie war eben dennoch etwas spartanisch. Was überwiegend kritisch gesehen wurde, war das Fehlen der Außenspiegel mit Doppelfuß. Wir haben da bewusst drauf verzichtet, aber das Feedback vieler Kunden war, dass dieses Design-Merkmal aller M-Modelle auch zum Einstieg in die M-Familie gehört. Darauf haben wir reagiert.

BimmerToday.de: Die Motorleistung war also kein Kritikpunkt?
Frank van Meel: Die Motorleistung war nie ein Kritikpunkt. Das Auto zeichnet sich ja auch weniger über die absolute Motorleistung aus als über die Themen Fahrdynamik, Präzision, Agilität – und da gab es keinerlei Kritik. Aber wir haben auch festgestellt, dass es im Wettbewerbsumfeld gewisse Tendenzen zum Überschreiten der 400-PS-Marke gibt. Darauf haben wir proaktiv reagiert und den neuen Motor ins Auto integriert, um auf über 400 PS zu kommen.

BimmerToday.de: Bisher wurden die Competition-Modelle als Competition Paket zusätzlich zum Standardmodell angeboten. Der neue BMW M2 Competition ist anders, denn er ist als eigenständiges Modell positioniert. Außerdem gibt es aber keinen gewöhnlichen M2 mehr. Wie kam es zu diesen Entscheidungen?
Frank van Meel: Wir werden keine Competition-Pakete mehr anbieten, sondern Competition-Modelle. Weil wir hier keine Sonderausstattung sehen, sondern ein komplett neues, eigenständiges Auto mit mehr Leistung, mehr Fahrdynamik sowie Interieur- und Exterieur-Inhalten. Zudem mussten wir das Thema Emissionierung angehen. Hätten wir den bisherigen M2-Motor in Richtung RDE modifiziert, dann hätten wir definitiv nicht mehr Leistung bieten können, tendenziell sogar weniger. Daher haben wir uns für die Flucht nach vorn entschieden und dabei gleich die 400-PS-Marke ins Visier genommen, also den Motor aus M3 und M4 genommen und in den M2 gebracht. Der Motor ist OPF-tauglich und ist im M4 bereits mit OPF im Einsatz. Im M2 Competition haben wir ihn mit 410 PS positioniert.
Mit 40 PS mehr und mehr Drehmoment hatten wir einen Motor, der perfekt für ein Competition Modell passt. Wenn wir die alte Positionierung beibehalten hätten, hätten wir den Motor weiter drosseln müssen, was aber nicht in Frage kam. Die 410 PS sind eine super Kombination mit dem neuen Fahrwerk und dem Gesamt-Fahrzeugkonzept. Gleichzeitig wollen wir den Respekt-Abstand zu M3 und M4 halten. Daher mussten wir in diesem Fall eine Ausnahme von der Regel machen und bieten den M2 nur als Competition an, wobei er preislich nur leicht über dem bisherigen M2 liegt. Wir haben uns also dafür entschieden, nur ein Auto zu machen, dieses aber preislich erreichbar zu gestalten und auf die Splittung zu verzichten, weil diese in diesem Fall nicht wirklich Sinn ergeben hätte.

BimmerToday.de: 410 PS sind viel für die Kompaktklasse, aber das Basis-Triebwerk S55 kennen wir bisher mit mindestens 431 PS. Wieso wurde die Leistung extra abgesenkt, wo doch das Produktionsende des M4 bereits in Sicht ist?
Frank van Meel: Ehrlicherweise spielt hier der Respekt vor den größeren Modellen schon eine Rolle, denn es sind einfach unterschiedliche Preis-Kategorien und für Leistung muss man auch bezahlen. Wenn wir mehr Leistung reingebracht hätten, wäre das Auto teurer geworden, näher an M3 und M4 herangerückt und damit aus dem Sweet Spot herausgefallen. Aber der M2 soll ja ein erreichbarer Einstieg in das M High Performance Segment sein.
Außerdem gibt es noch einen technischen Hintergrund, denn für viel Leistung brauchen wir auch viel Luft. Wir haben beim M2 Competition die Lufteintrittsfläche bereits um knapp 20 Prozent vergrößert, auch die Kühlungskapazität für den Antrieb um 20 Prozent verbessert. Daher können wir auch mehr Leistung fahren als bisher, aber für 431 PS müssten wir noch größere Einlässe in der Front haben und irgendwann passt das nicht mehr zum Gesamtkonzept.

BimmerToday.de: Welche Rolle spielt der Otto-Partikelfilter? Inwiefern schadet er der Performance und vor allem auch dem Sound? Wie kann man das kompensieren?
Frank van Meel: Je nachdem wie ausgereizt ein Motor ist, kann ein Partikelfilter die Performance beeinträchtigen. Wenn ein Motor bereits am absoluten Limit ist und man nachträglich einen OPF installiert, erfordert der geänderte Abgasgegendruck Kompromisse bei der Leistung. Nachdem unser Motor grundsätzlich mehr Leistung kann, beeinträchtigt der OPF in diesem Fall nicht. Die Akustik ist ein Thema, denn ein OPF in der Abgasanlage sorgt für eine gewisse zusätzliche Dämpfung. Wir sind von einer einflutigen Abgasanlage beim bisherigen M2 auf eine zweiflutige Abgasanlage mit Klappensteuerung gegangen, nichtsdestotrotz ist der M2 Competition akustisch etwas zurückhaltender als der Vorgänger. Allerdings muss ich sagen, dass wir mit dem Sound zufrieden sind. Es war für uns, genau wie für alle anderen Hersteller, das erste Mal, so eine Umstellung in so kurzer Zeit serientauglich und homologiert realisieren zu müssen, das war schon eine Herausforderung. Wir sind sehr froh über den Sound, den wir erreicht haben.

BimmerToday.de: Rund um den Motor haben wir einen steiferen Vorderwagen, mit der zusätzlichen Domstrebe gibt es auch neue Komponenten und die Lenkungs-Kennlinien wurden ebenfalls angepasst. Die Fahrwerks-Komponenten selbst sind aber unverändert geblieben?
Frank van Meel: Die Fahrwerks-Komponenten selbst sind unverändert geblieben, weil wir ja ohnehin schon ein M3-Fahrwerk verbaut hatten, was in diesem Segment hochwertiger als alle Angebote des Wettbewerbs ist. Durch die direktere Anbindung und den steiferen Vorderwagen konnten wir die Lenkungskennlinie anpassen, daran haben wir auch DSC und das aktive M Differenzial nochmals angepasst.

BimmerToday.de: Es gibt weiterhin kein adaptives Fahrwerk für den M2. Was spricht dagegen, obwohl die Komponenten dank M3 und M4 praktisch im Regal liegen?
Frank van Meel: Auch hier spielt das Thema preisliche Erreichbarkeit die Hauptrolle, genau wie der Abstand zu M3 und M4. Der M2 Competition ist als puristische Fahrmaschine positioniert, bei der wir viele optionale Themen weglassen und uns auf das Wesentliche konzentrieren. What you see is what you get: Breite Spur, 19 Zoll Serie, nicht zu viele, preistreibende Extras. Also weder Carbon-Dach, noch geregelte Dämpfer, keine Carbon-Keramik-Bremsen. Das sind alles Themen, die den höheren Klassen vorbehalten bleiben. Und wenn ich mir die Preispunkte dieser Komponenten ansehe, dann kosten manche dieser Optionen jeweils mehr als 10 Prozent des Fahrzeug-Basispreises – das ergibt dann irgendwann keinen Sinn mehr.

BimmerToday.de: Das optionale Track Package gibt es nur mit DKG, wieso gibt es kein vergleichbares Angebot für Handschalter-Freunde?
Frank van Meel: Das Track Package richtet sich an Kunden, die bisher einen Handschalter hatten. Es beinhaltet das DKG, die Sportbremse und die Vmax-Anhebung. Mit dem Track Package bieten wir einfach einen Preis-Vorteil für Kunden, die diese drei Optionen haben wollen. Die restlichen Bestandteile mit Ausnahme des DKG sind aber auch für den Handschalter erhältlich, denn man kann natürlich auch ohne DKG auf die Rennstrecke gehen.

BimmerToday.de: Ist der BMW M2 Competition möglicherweise der letzte M mit Handschalter oder können Sie die Freunde manueller Getriebe aufatmen lassen?
Frank van Meel: Irgendwann wird der Handschalter tatsächlich aussterben, spätestens bei autonom fahrenden Autos wird ein Handschalter nicht mehr funktionieren. Das wird aber noch nicht morgen der Fall sein, es wird also auch morgen noch Handschalter geben. Wir stehen als BMW M auf dem Standpunkt, dass es rationale und emotionale Sichtweisen gibt. Rational sagen wir als Ingenieure, dass ein DKG bei etwas höherem Gewicht schnellere Schaltzeiten, weniger Verbrauch und einen zusätzlichen Gang bietet, weshalb wir eigentlich keinen Handschalter mehr bräuchten. Dem entgegen steht aber die emotionale Sichtweise: viele Menschen wollen einfach einen Handschalter. Da sind wir natürlich die letzten, die sich dem Kundenwunsch verweigern. Man sieht über die Jahre, dass die Nachfrage nach Handschaltern geringer geworden ist, beim M2 muss ich aber ehrlicherweise sagen, dass wir auf unserem Hauptmarkt USA mehr als 50 Prozent Handschalter-Kunden haben und es auch im Rest der Welt viele Kunden für das manuelle Getriebe gibt. Deshalb behalten wir Handschalter so lange im Angebot, so lange die Kunden danach fragen.

BimmerToday.de: Das heißt, dass der Handschalter-Zug für die nächste Generation von M3 und M4 noch nicht abgefahren ist?
Frank van Meel: Das überlasse ich den Kunden. Und nein, der Zug ist nicht abgefahren, solange Kunden danach fragen.

BimmerToday.de: Es wurde bereits eine Menge Zubehör für den M2 Competition vorgestellt, darunter einige Carbon-Bauteile für einige Kilogramm weniger Gewicht. Wieso finden sich diese Bauteile nicht in der normalen Preisliste, beispielsweise als Leichtbau- oder Carbon-Paket, und wären dann auch ab Werk statt als Nachrüst-Zubehör bestellbar?
Frank van Meel: Weil wir das bewusst nicht ins Werk integrieren wollten. Das liegt daran, dass diese Teile extrem teuer sind und sich nur wenige Kunden dafür entscheiden werden. Das in ein Werk zu integrieren, mit Carbon-Anbauteilen und Lackierung, wäre unwirtschaftlich. Daher haben wir uns dafür entschieden, es bei der Nachrüst-Lösung zu belassen. Wer will, kann es sich also gönnen, was bei einem M2 aber nur ganz wenige Kunden machen dürften.

BimmerToday.de: Das Gewicht ist insgesamt etwas höher als bisher. Liegt das nur am OPF oder gibt es noch andere Hintergründe?
Frank van Meel: Es gibt insgesamt mehrere Gründe. Zum einen natürlich der OPF, aber auch die zweiflutige Abgasanlage und der Motor selbst sind etwas schwerer als bisher. Die Kühlung ist schwerer, weil wir viel mehr kühlen müssen. Ein weiteres Thema ist die gestiegene Serienausstattung, zum Beispiel LED-Scheinwerfer, großes Navi, Soundsystem, Einparkhilfe vorn. Das hört sich alles nach nicht viel an, aber in der Summe sind das eben doch ein paar Kilogramm.

BimmerToday.de: Glauben Sie unterm Strich, dass Sie mit dem M2 Competition noch mehr Erfolg am Markt haben können als mit dem bisherigen M2, obwohl er sich bereits in der zweiten Hälfte seines Lebenszyklus befindet?
Frank van Meel: Die Nachfrage ist bis heute kontinuierlich größer geworden. Wir wollen an diese Erfolgsstory anknüpfen. Es ist nicht so, dass wir den Competition gebraucht hätten, weil die Nachfrage nach unten gegangen wäre oder weil wir uns hätten steigern müssen.

BimmerToday.de.: Kommen wir abschließend noch einmal zum Namen des Fahrzeugs: Im BMW M2 Competition steckt bereits das Wort “Wettbewerb” drin. Wen sehen Sie denn als wichtigste Wettbewerber?
Frank van Meel: Eigentlich gibt es keinen. Wir haben ein Fahrwerk und eine Fahrdynamik aus einer höheren Fahrzeugklasse in dieses Segment gebracht. Ich denke, das ist ein einzigartiges Angebot. Bezüglich Preis und Segment sind die klassischen Wettbewerber Fahrzeuge vom AMG A 45 über Audi RS 3 und TT RS bis zum Porsche Cayman.

BimmerToday.de.: Vielen Dank für das informative Gespräch!

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