Es braucht hohe Ansprüche, um am Steuer des aktuellen M5 F90 das Verlangen nach einem BMW M5 Competition zu verspüren. Aber weil es der M GmbH noch nie an anspruchsvollen Kunden gemangelt hat und jede hoch gelegte Messlatte vor allem als Herausforderung und Ansporn gesehen wird, ist auch das Angebot des BMW M5 Competition keine echte Überraschung. Dass bereits der Serien-M5 auf der Nürburgring Nordschleife und dem Hockenheimring Rundenzeiten auf dem Level des Ferrari 458 Italia fährt und seine eigentliche Konkurrenz klar hinter sich lässt, wäre eigentlich ein Grund für zufriedenes Zurücklehnen. Aber die M GmbH wäre nicht die M GmbH, wenn sie bisher ungenutztes Potenzial einfach ungenutzt lassen würde, nur weil der M5 bereits “schnell genug” ist.
Die Konsequenz: Statt Zurücklehnen war Weiterarbeiten angesagt. Der Hauptangriffspunkt war dabei die uneingeschränkte Alltagstauglichkeit des Serien-M5, denn die 600 PS starke Power-Limousine aus Garching bietet trotz aller Performance einen hohen Komfort. Was möglich ist, wenn man auf etwas Abroll- und Federungskomfort verzichtet und auch sonst an manchen Stellen noch ein paar Kohlen nachlegt, zeigt der BMW M5 Competition auf unserer ersten Fahrt eindrucksvoll.
Fahrbericht BMW M5 Competition: 625 PS, trocken serviert
Der auf dem Papier zunächst augenfälligste Fortschritt spielt dabei in der Praxis die unwichtigste Rolle: Die Leistungssteigerung des 4,4 Liter großen V8-Biturbo von 600 auf 625 PS liegt in dieser Leistungsklasse innerhalb der Serienstreuung und ist ehrlich gesagt nicht spürbar, sie soll den Sprint von 0 auf 100 aber noch eine Zehntelsekunde schneller ermöglichen. Auch das ist praktisch nicht spürbar, aber auf dem Papier stellen 625 PS und 3,3 Sekunden bis 100 km/h gleich zwei Superlative dar: Der BMW M5 Competition ist nicht nur der bisher stärkste Serien-BMW aller Zeiten, er ist auch schneller auf Landstraßentempo als jeder andere.
Viel wichtiger für das neue Fahrgefühl an Bord des BMW M5 Competition sind allerdings die übrigen Modifikationen, die sich tatsächlich auf jedem Meter Fahrt bemerkbar machen – auch wenn sie am Stammtisch meist die kleinere Rolle spielen. Denn für 9.000 Euro Aufpreis erhalten die Kunden viel mehr als eine simple Leistungssteigerung, stattdessen steht das Fahrverhalten auf kurviger Strecke im Fokus. Zwar ist das Serien-Fahrwerk des M5 F90 alles andere als schlecht, aber es legt großen Wert auf Restkomfort und kann daher nicht alles aus der 1,9 Tonnen schweren Limousine herausholen. Wer ernsthaft Wert auf maximale Performance legt, findet diese Option nun im BMW M5 Competition.
Die ersten Meter auf mittelmäßigen spanischen Landstraßen verlangen daher ungewohnte Nehmerqualitäten. Sitzt man hier wirklich in einer Business-Limousine oder doch eher in einem Sportwagen? Der Restkomfort lässt die Grenzen verschwimmen, denn auch im Comfort-Modus kann von einer weichen Federung und entkoppelten Insassen ganz sicher keine Rede sein. Ja, dieser BMW M5 Competition meint es offenbar ernst – und dürfte es dem einen oder anderen potenziellen Kunden auch zu ernst meinen, zumindest wenn der Weg regelmäßig über schlechte Straßen führt.
Doch wie alle Medaillen hat auch die des überschaubaren Restkomforts zwei Seiten. Die Kehrseite der trockenen Abstimmung zeigt sich, sobald der Asphalt besser wird: Ein Druck auf eine der frei konfigurierbaren M-Tasten des Lenkrads genügt, um das Setup von Lenkung, Fahrwerk, Gasannahme und Getriebe in ‘Sport Plus’ zu schalten. Nun darf der BMW M5 Competition zeigen, was er drauf hat – und beeindruckt bereits auf der Landstraße mit einer für Business-Limousinen einzigartig-direkten Rückmeldung. Eine derart unmittelbare Verbindung zur Straße erhalten Fahrer und Insassen normalerweise nur in konsequent abgestimmten Sportwagen, aber ganz sicher nicht in einer fünfsitzigen Limousine.
Um den komfortableren, aber für sein Segment ganz sicher auch nicht rückmeldungsarmen Serien-M5 so deutlich übertreffen zu können, haben die Entwickler der M GmbH an allen Stellschrauben gedreht. Angefangen von einer Tieferlegung um 7 Millimeter und Veränderungen an Sturz und Spur über Kugelgelenk-bestückte Spurlenker an der Hinterachse bis hin zu steiferen Federraten und einer strafferen Abstimmung der aktiven Motorlager blieb kaum eine Komponente unverändert. Dass die 20 Zoll großen Leichtmetall-Schmiederäder des M5 Competition etwas leichter als die Serien-Felgen sind, ist natürlich ebenfalls kein Nachteil.
Seine ganze Qualität kann das neue Setup auf der Rennstrecke von Ascari zeigen, die mit ihrem anspruchsvollen Mix von schnellen und langsamen Kurven perfekt zum BMW M5 Competition passt. Auch bei komplett deaktiviertem DSC ist der Über-M5 dabei sicher beherrschbar, macht aber beinahe unverschämt viel Spaß: Alles, was man am Steuer fühlt, widerspricht dem Wissen um die Eckpunkte des Fahrzeugs. Man sitzt in einer 1,9 Tonnen schweren Limousine, die genügend Raum für drei Fondpassagiere und einen geräumigen Gepäckraum bietet. Die aber auch in der Lage ist, auf ihren speziell abgestimmten Pirelli P Zero-Reifen in atemberaubendem Tempo um die Rennstrecke zu jagen. Und die es gleichzeitig versteht, diese widersprüchlichen Eigenschaften völlig selbstverständlich erscheinen zu lassen.
Hier auf der Rennstrecke, wo man mit dem neuen BMW M5 Competition tatsächlich auf Zeitenjagd gehen kann, mögen schließlich auch die 25 zusätzlichen PS eine Rolle spielen. Und der Umstand, dass sich das maximale Drehmoment von 750 Newtonmeter nun in einem um 200 U/min breiteren Fenster abrufen lässt und zwischen 1.800 und 5.800 U/min permanent zur Verfügung steht. Im Alltag auf öffentlichen Straßen dürfte der Effekt, den die speziell abgestimmte Sport-Abgasanlage auf die subjektive Leistungswahrnehmung hat, die deutlich größere Rolle als die nochmals etwas besseren Fahrleistungen spielen.
Seinen Kritikern macht es der BMW M5 Competition dennoch leicht: Für eine gewöhnliche Business-Limosine ist er viel zu hart, viel zu trocken und letztlich nicht mehr komfortabel genug. Doch diese Kritik perlt am Competition-Schriftzug des stärksten Serien-BMW aller Zeiten locker ab: Die Rolle der verdammt schnellen und dennoch komfortablen Limousine steht schlicht und ergreifend nicht in seinem Lastenheft, dafür gibt es den Serien-M5. Der M5 Competition ist im Vergleich dazu ein Sportwagen, der eher zufällig wie eine Limousine aussieht. Und dafür gibt es nach Überzeugung der Verantwortlichen in Garching einen großen Markt: Auf einigen wichtigen Märkten wie den USA und Deutschland sollen künftig mehr als die Hälfte aller M5 das Competition-Logo am Heck tragen.