Der M2 ist tot, lang lebe der M2! Die Thronfolge unter den spaßigsten Kompaktsportlern ist aus Garchinger Sicht schnell geklärt, denn mit dem neuen BMW M2 Competition steht der Nachfolger für den bisherigen Fahrspaß-Überflieger bereits fest. Während die Competition-Varianten normalerweise als besonders sportliches Angebot oberhalb der M-Modelle positioniert sind und parallel angeboten werden, ist der BMW M2 Competition eher die Fortsetzung einer Erfolgsgeschichte – und zwar eine, die den Abschied vom M2 Coupé erstaunlich leicht macht. Für den ersten Fahrbericht durften wir den neuen BMW M2 Competition auf der Rennstrecke von Ascari und auf den umgebenden Landstraßen im Süden Spaniens bewegen.
Ob es dem neuen BMW M2 Competition gelingen würde, die mit dem klangvollen Namen verbundenen Erwartungen zu erfüllen, war dabei eine durchaus berechtigte Frage. Zwar war seit einiger Zeit klar, dass der M2-Nachfolger einen neuen Motor und damit eine Leistungssteigerung auf 410 PS erhalten würde, aber alle Kenner des bisherigen M2 wussten auch: Für die Faszination dieses Fahrzeugs spielt schiere Kraft nur eine untergeordnete Rolle. Starke Fahrzeuge sind in der Kompaktklasse keine Seltenheit, aber Hinterradantrieb, ausgeglichene Gewichtsverteilung und derart hochklassige Fahrwerkstechnik sucht man anderenorts vergeblich. Außerdem mangelte es dem BMW M2 Coupé gewiss nicht an Leistung, mehr davon konnte also höchstens eine von mehreren Zutaten für das Competition-Rezept sein.
Fahrbericht BMW M2 Competition: Viel mehr als 410 PS
Dennoch ist klar, dass der neue Biturbo-Reihensechszylinder S55 einen wesentlichen Teil der Faszination des BMW M2 Competition ausmacht. Denn beim Update vom bisherigen M2 zum neuen Competition haben die Entwickler das Pferd gewissermaßen von vorne aufgezäumt – und beim Tausch des Motors auch gleich den gesamten Vorderwagen des Kompaktsportlers überarbeitet. Genau wie M3 und M4 trägt nun auch der BMW M2 eine CFK-Domstrebe sowie eine Dom-Stirnwandstrebe, was den Vorderwagen des Competition-M2 erheblich steifer macht und dafür sorgt, dass die Fahrwerkstechnik an der Vorderachse ihre ganze Brillanz entfalten kann.
Der spürbare Fortschritt in dieser Hinsicht ist vor allem deshalb erstaunlich, weil man am Steuer des M2 eigentlich nur dann mangelnde Steifigkeit feststellen konnte, wenn man direkt aus einem M3 oder M4 umgestiegen ist – ein Szenario, das Motor-Journalisten durchaus hin und wieder erleben, das mit dem Alltag der allermeisten Kunden aber sehr wenig zu tun hat. Wer nun in den BMW M2 Competition steigt, fühlt sich durch den weiter vervollständigten Technik-Transfer noch näher an M3 und M4 als bisher. Dazu trägt natürlich auch der Motor bei, der schon im Stand nach S55 klingt und sich mit seiner spezifischen Akustik von den Reihensechszylinder-Motoren der AG-Modelle abhebt.
Über den bereits im Stand geweckten Erwartungen schwebt jedoch ein kleines Fragezeichen, denn bekanntlich leistet der S55-Motor in M3 und M4 mindestens 431 PS. Zum Glück zerstreut das Triebwerk schon nach den ersten Kurven alle Befürchtungen, nach denen es sich irgendwie gedrosselt oder zugeschnürt anfühlen könnte. Stattdessen entfaltet der S55 an Bord des BMW M2 Competition eine ganz neue Qualität, weil man ihn intuitiv mit dem 370 PS starken N55-Motor des bisherigen M2 vergleicht – gewiss kein Kind von Traurigkeit und höchstens auf sehr hohem Niveau ein Grund zur Klage, aber im direkten Vergleich eben doch “nur” ein modifizierter AG-Motor.
So wird der BMW M2 Competition zur Bühne, auf der der S55-Motor seine ganze Stärke zelebrieren kann. Das praktisch verzögerungsfreie Ansprechverhalten, der rasante Ritt durch das Drehzahlband und die erheblich höheren Drehzahlen von bis zu 7.600 U/min hauchen dem M2 derart viel Emotionalität und Sportlichkeit ein, dass er endgültig zum Überflieger wird. 40 PS mehr? Mag sein. Viel wichtiger ist die Art und Weise, wie dieser Motor seine 410 PS und bis zu 550 Newtonmeter Drehmoment an die Hinterräder liefert: Jederzeit willig und immer nach noch etwas höheren Drehzahlen bettelnd fordert er Dich geradezu auf, ihn bis zum roten Finale der Drehzahlleiter auszuquetschen – objektiv gibt es dafür zwar so gut wie keinen Grund, aber wen kümmern in diesem Auto schon trockene Fakten oder der Umstand, dass der Motor auch bei mittleren Drehzahlen extrem druckvoll anschiebt?
Trotz seines charakteristischen Sounds verzichtet der S55 an Bord des M2 Competition auf die bei vielen Kompaktsportlern übliche akustische Dramatik – zumindest, wenn man darunter primär Lautstärke versteht. Bei niedrigen bis mittleren Drehzahlen bleibt der M2 noch zurückhaltender und leiser als bisher, erst im letzten Drittel des Drehzahlbands spielt der Reihensechszylinder mit voller Lautstärke. An dieser Sound-Charakteristik hat natürlich auch der zwingend vorgeschriebene Otto-Partikelfilter (OPF) seinen Anteil, aber sie passt auch zum Selbstverständnis des kompakten Überfliegers aus Garching: Lauter brüllen dürfen andere, aber schneller sein werden die allerwenigsten.
Die Zahlen zur reinen Längsdynamik spielen dabei weiterhin nur eine untergeordnete Rolle. Wer sich einen BMW M2 Competition kauft, macht das in den seltensten Fällen für Ampel- oder Autobahn-Duelle. Zwar ist der M2 mit 4,2 Sekunden für den Sprint auf 100 und optionalen 280 km/h Höchstgeschwindigkeit auch für diese Disziplinen gut aufgestellt, aber die stumpfe Beschleunigung auf gerader Strecke ist sicher nicht seine Paradedisziplin. Viel wichtiger ist den Kunden, dass der BMW M2 dank ausgeglichener Gewichtsverteilung, klassischem Hinterradantrieb, daher völlig von Antriebseinflüssen befreiter Lenkung und nochmals steiferem Vorderwagen auf kurvigem Untergrund ein Fahrdynamik-Feuerwerk abbrennt, das in dieser Klasse einzigartig ist.
Dass es in diesem Kompaktsportler primär um Emotionen und Fahrspaß geht, unterstreicht auch der vergleichsweise hohe Anteil von Fahrzeugen mit manuellem Getriebe – zu Gunsten einer noch direkteren Verbindung mit dem Fahrzeug verzichten die zahlreichen Handschalter-Kunden ganz bewusst auf zwei Zehntelsekunden beim Ampelsprint und nehmen die schlechtere Zeit von 4,4 Sekunden bis 100 km/h bereitwillig in Kauf. Dass der M2 mit Siebengang-DKG nüchtern betrachtet das etwas schnellere Auto ist, ist für die Anhänger der reinen Fahrspaß-Lehre eine kaum erwähnenswerte Randnotiz.
Viel wichtiger ist dieser Klientel der umfangreiche Feinschliff, der den BMW M2 Competition auf der Rennstrecke und im Alltag noch schneller macht. Im Vergleich zum bisherigen M2 gibt es neben neuem Motor und steiferem Vorderwagen auch eine komplett neue Abstimmung für das aktiv geregelte M Differenzial an der Hinterachse und eine nochmals weiterentwickelte DSC- und DTC-Abstimmung. Speziell letztere ist für viele Sportfahrer wichtig, denn sie erlaubt unterhaltsame Driftwinkel und unterstützt beim sicheren Schnellfahren, ohne gleich alle elektronischen Rettungsseile zu kappen.
Eine weitere Verbesserung für den Alltag ist die feinere Justierbarkeit des Fahrmodus: Wo bisher nur der konventionelle Fahrerlebnisschalter war, finden sich nun wie bei den großen Brüdern separate Knöpfe zur Einstellung von Gaspedal- und Lenkungskennlinie. Wer will, kann nun beispielsweise das schärfste Ansprechverhalten des Motors mit einer komfortablen Lenkung kombinieren. Weil der M2 auch als Competition auf ein adaptives Fahrwerk verzichtet, bleibt der mittlere der drei Zusatz-Knöpfe unbelegt.
Wie viel die Maßnahmen zur Fahrspaß- und Fahrdynamik-Steigerung gebracht haben, zeigt sich nicht nur auf der Rennstrecke von Ascari: Auch auf den spanischen Landstraßen rund um die Rennstrecke ist die gesteigerte Präzision beim Einlenken und die höhere Agilität deutlich spürbar. Der extrem drehwillige Motor ist dabei ein ständiger Quell der Freude, mit dessen Hilfe das Heck in jeder Kurve seinen Willen zur konstruktiven Mitarbeit zeigen kann.
Klar, wer auf einer so guten Basis aufbauen darf, kann eigentlich nicht viel falsch machen. Sie aber nochmals spürbar weiterzuentwickeln, ist ein Zeichen echter Ingenieurskunst. Auch wenn sich der Motor mit seinen deutlich höheren Drehzahlen und der zusätzlichen Leistung immer wieder in den Vordergrund drängen will, sind die Fahrwerks-Fortschritte aus unserer Sicht die eigentliche Sensation am BMW M2 Competition.
So bestätigt der BMW M2 Competition am Ende des Tages gleich drei Weisheiten: Man muss nicht immer alles verändern, was schon sehr gut ist. Aber ein bisserl was geht immer. Und wenn es gelingt, ein bereits überzeugendes Gesamtpaket nochmals spürbar zu verbessern, entsteht zwangsläufig etwas ziemlich Großartiges.