Vor etwas mehr als vier Jahren saßen wir erstmals am Steuer eines BMW M3 F80. Seitdem ist viel Zeit vergangen, in der die meisten Autos Schritt für Schritt an Attraktivität einbüßen. Klar, die Zeit steht nicht still und die Welt um ein Auto herum dreht sich ständig weiter – überarbeitete oder gänzlich neue Wettbewerber machen das Leben schwerer und die Technik an Bord wird nicht jünger, muss sich dem technischen Fortschritt nach und nach geschlagen geben. Diese Grundregeln gelten natürlich auch für den M3, aber am Steuer des aktuellen BMW M3 CS scheinen sie zumindest stellenweise außer Kraft gesetzt. Wer hier am Lenkrad drehen darf und den einen oder anderen Tropfen hochoktaniges Benzin im Blut hat, möchte eigentlich gar nicht wahrhaben, dass der Lebenszyklus des BMW M3 F80 praktisch bereits sein Ende erreicht hat.
Doch die Konfrontation mit der Realität kennt keine Gnade: Wer bisher keinen M3 bestellt hat und dennoch einen neuen F80 fahren will, muss sich zumindest in Europa mit einem bereits vorkonfigurierten Exemplar oder einem Lagerfahrzeug anfreunden. Dass das kein Nachteil sein muss, zeigt unsere kurze Fahrt auf spanischen Landstraßen mit dem BMW M3 CS. Denn die beste Variante der Generation F80 kam ganz zum Schluss und kann ohne jede Übertreibung als Krönung des fünften M3 bezeichnet werden.
Denn was der BMW M3 CS nicht ist, ist eine knochentrockene und im Alltag doch eher humorlose High-Performance-Variante alter Schule, die zwar zum Abschluss eines Lebenszyklus für gute Rundenzeiten sorgt, aber letztlich doch nur das Alter des Fahrzeugs unterstreicht. Stattdessen haben es die Entwickler in Garching verstanden, die grundsätzlich guten Manieren des BMW M3 F80 LCI mit Competition Paket in den CS zu übertragen. Jederzeit fest mit dem Asphalt verbunden baut man am Steuer des M3 im Eiltempo Vertrauen auf, ohne sich jemals überfordert zu fühlen. Das adaptive Fahrwerk vermittelt sportliche Härte, sorgt aber nicht für Rückenschmerzen.
Ganz ähnlich verhält es sich mit der Lautstärke an Bord: Der auf 460 PS und 600 Newtonmeter erstarkte Biturbo-Reihensechszylinder ist jederzeit präsent und lässt spätestens ab 3.500 U/min keine Zweifel an seiner ständigen Leistungsbereitschaft mehr aufkommen, bleibt dabei aber stets auf einem langstreckentauglichen Geräuschniveau. Andere brüllen lauter, aber diese Ehre überlässt die M GmbH gerne anderen. Denn die Musik, die am Steuer des BMW M3 CS für Stimmung sorgt, ist in erster Linie querdynamischer Natur – und dabei auf so hohem Niveau angesiedelt, dass sich der CS auch über vier Jahre nach dem Marktstart des Ur-F80 vor keinem Gegner seines Segments fürchten muss.
Der im Vergleich zu seinen Wettbewerbern beinahe unverschämt leichte BMW M3 F80 ist eine Basis, die es den Entwicklern des nachgewürzten M3 CS im wahrsten Sinne des Wortes leicht gemacht hat. Auch die BMW-typisch ausgeglichene Gewichtsverteilung und der niedrige Schwerpunkt zählen zu den ebenso bewährten wie zeitlosen Stärken des M3 F80. Die ausschließlich mit Lenkarbeit betraute Vorderachse hat seit ihrem Debüt nichts von ihrer Klarheit verloren und vermittelt in jeder Kurve die unbedingte Freude am spontanen Richtungswechsel. Präzision und Rückmeldung sind an Bord des BMW M3 CS nochmals geschärft und zeigen, dass auch wirklich gute Technik immer noch ein wenig optimiert werden kann.
Mit seiner Lackierung in mattem Frozen Dark Blue sowie dem auffälligen Frontsplitter und dem großen Guerney-Wing aus Carbon grenzt sich der BMW M3 CS noch stärker vom Serien-3er ab als ein gewöhnlicher M3, bleibt aber auch dabei angenehm maßvoll. Den ganz lauten Auftritt überlässt der M3 CS auch in dieser Hinsicht anderen – er setzt seine Ausrufezeichen lieber mit Details für den zweiten Blick als mit besonders großem Flügelwerk, beispielsweise in Form von beinahe unsichtbaren Performance-Bringern wie der Michelin Pilot Sport Cup 2-Bereifung.
Im Innenraum lassen feine Details wie das geprägte CS-Logo in den Alcantara-Zierleisten und das perfekt in der Hand liegende Alcantara-Lenkrad mit 12-Uhr-Markierung über andere Aspekte wie das wenig hochwertig wirkende Klima-Bedienteil oder das im Vergleich zu neuen Modellen wie dem BMW 8er doch etwas in die Jahre gekommene Infotainment-System hinwegsehen, schließlich geht es in diesem Auto nicht primär um Komfort oder Luxus. In der Hitze Spaniens ist das Vorhandensein der Klimaautomatik trotz Mehrgewicht ein Segen, auf den höchstens hartgesottene Rennstrecken-Fans verzichten wollen. Alle anderen freuen sich und wissen, dass eine angenehme Temperatur im Innenraum im Gegenzug die Leistungsfähigkeit und Ausdauer des Fahrers auf der Rennstrecke steigert.
Dass der BMW M3 F80 das Ende seines Lebenszyklus erreicht hat, ist für die Konkurrenz nur auf den ersten Blick ein Grund zur Freude. Sicher, für die nächsten Monate verschwindet ein ausgesprochen unangenehmer Rivale vom Markt. Aber mit dem Produktionsende für den aktuellen M3 ist auch eine Drohung verbunden: Der Nachfolger ist nicht mehr fern, erste Prototypen sind bereits seit einiger Zeit unterwegs. Und wer die M GmbH kennt, muss sich in einer Frage keinen Illusionen hingeben: Schärfere Emissionierung hin oder her – der kommende BMW M3 G80 wird 2020 genau da weitermachen, wo der F80 aufgehört hat. Nur noch schneller.