Auch die zweite Generation des BMW X4 hat ihre Heimat in den USA. Für den ersten Fahrbericht mit dem neuen X4 M40d besuchten wir den Ort, der nicht erst seit Donald Trump von großer Bedeutung für die BMW Group ist: Im Werk Spartanburg laufen alle großen X-Modelle vom Band und machen das deutsche Unternehmen zum größten Auto-Exporteur der USA. Mit knapp 200.000 Einheiten seit 2014 hat auch der BMW X4, dessen erste Generation 2014 auf den Markt kam und dessen Modellwechsel nun unmittelbar bevorsteht, seinen Teil dazu beigetragen.
Wer glaubt, dass er nach einer Fahrt mit dem aktuellen X3 G01 auch die Neuauflage des X4 beurteilen kann, irrt sich allerdings. Dass der Sprung zur ersten Generation, die über 8 Zentimeter kürzer, 3,7 Zentimeter schmaler und 3 Millimeter höher war groß ausfällt, war ohnehin zu erwarten. Weniger klar war, dass sich auch X3 und X4 klar unterscheiden. Obwohl sich die beiden Mittelklasse-SUV viele Komponenten teilen und unstrittig eng verwandt sind, haben die Entwickler dem BMW X4 G02 passend zum dynamischeren Design auch ein deutlich agileres Fahrverhalten mit auf den Weg gegeben.
Fahrbericht BMW X4 M40d G02: SUV-Coupé in Bestform
Grundlage für den zugegebenermaßen nicht in dieser Vehemenz erwarteten Dynamik-Zuwachs ist die modifizierte Hinterachse des BMW X4. Im Vergleich zum X3 verfügt das Coupé dank geänderter Radträger über 30 Millimeter mehr Spurweite an der Hinterachse, was für ein neutraleres Eigenlenkverhalten sorgt. An der Vorderachse kommt bei allen X4 serienmäßig die Variable Sportlenkung zum Einsatz, die für das Coupé mit einer nochmals agileren Software-Applikation aufgerüstet wurde. Abgerundet wird das komplett überarbeitete Fahrwerk von einer strafferen Dämpfer-Abstimmung.
Das Ergebnis der umfangreichen Modifikationen wird bereits nach wenigen Metern und den ersten Kurven in South Carolina deutlich: Der BMW X4 G02 geht nicht nur optisch, sondern auch beim Fahrverhalten seinen eigenen Weg und löst dabei das Versprechen ein, das die Coupé-Silhouette schon von weitem gibt. Bei dynamischer Fahrweise hilft geübten Fahrern auch die im Vergleich zum Vorgänger spürbar hecklastigere Kraftverteilung des Allradantriebs xDrive, mit der sich Untersteuern schon im Ansatz entgegenwirken lässt. Die elektronisch geregelte Sperre an der Hinterachse ist direkt mit der DSC-Steuerung vernetzt und unterstützt je nach Fahrmodus mit mehr oder weniger Sperrwirkung. Wer es darauf anlegt, kann den X4 daher durchaus auch quer bewegen – was sich am Steuer eines SUV immer wieder ungewohnt anfühlt, aber erstaunlich gut funktioniert.
Fährt man den BMW X4 G02 im alltäglicheren Stil, wird allerdings die Kehrseite der hohen Dynamik deutlich: Auch im Comfort-Modus des Adaptiven Fahrwerks ist das SUV-Coupé keine Sänfte, besonders Querrillen und andere kurze Stöße dringen deutlich in den Innenraum vor und unterstreichen die sportlichere Positionierung des Fahrzeugs. Klar ist: Wenn 18-Zoll-Felgen und Sportfahrwerk serienmäßig an Bord sind, sollte man keine Komfort-Bestwerte erwarten. Damit ist nicht gemeint, dass der X4 mit übertriebener Härte nervt, aber im Vergleich zum X3 sorgt die auf Fahrdynamik fokussierte Elastokinematik letztlich doch für gewisse Einschränkungen beim Komfort.
Einen ganz und gar überzeugenden Eindruck hinterlässt der doppelt aufgeladene Reihensechszylinder-Diesel des BMW X4 M40d. Die 326 PS starke B57-Variante bietet bereits bei knapp über 1.200 U/min mindestens 600 Newtonmeter Drehmoment und stellt das Maximum von 680 Newtonmeter in einem breiten Fenster von 1.750 bis 2.750 U/min zur Verfügung. Entsprechend vehement treibt der Biturbo-Diesel das SUV-Coupé in jeder Lebenslage nach vorn: Laut Werksangabe dringt der Performance-Diesel nach 4,9 Sekunden in den dreistelligen Geschwindigkeits-Bereich vor, im Alltag lässt er sich dennoch problemlos mit 8 bis 9 Liter auf 100 Kilometer bewegen. Gerade in Europa wissen viele Kunden die Diesel-typische Kombination von souveräner Kraftentfaltung und zurückhaltenden Trinksitten zu schätzen.
Erleben lässt sich das agile Fahrspaß-Paket BMW X4 M40d in einem Innenraum, der alle Zweifel an der Nähe zum X3 zerstreut. Abgesehen von zusätzlichen Knie-Pads für Fahrer und Beifahrer unterscheidet sich das Cockpit praktisch nicht vom X3, was allerdings kein Nachteil ist: Das Interieur der beiden Mittelklasse-SUV aus Spartanburg wurde im Vergleich zu den Vorgängern dramatisch verbessert, ist mit feineren Materialien ausgerüstet und mit deutlich mehr Liebe zum Detail gestaltet.
Im Vergleich zum ersten X4 bietet die Neuauflage dank des gewachsenen Radstands spürbar mehr Platz im Fond, die stets im Verhältnis 40:20:40 teilbare Rückbank macht die eine oder andere Runde Gepäck-Tetris deutlich leichter. Vollständig identisch zum X3 sind das Infotainment-System iDrive mit Touchscreen und Gestensteuerung sowie das Angebot der Assistenzsysteme. Mit anderen Worten: Auch der BMW X4 M40d und alle schwächeren Varianten des G02 unterstützen den Fahrer auf Wunsch in monotonen Fahrsituationen und können beispielsweise auf der Autobahn oder auf gut ausgebauten Landstraßen für mehrere Sekunden die Aufgaben des Fahrers übernehmen.
Die Preise für den neuen BMW X4 G02 beginnen in Deutschland bei 49.700 Euro für den Einstiegs-Benziner xDrive20i, günstigster Diesel ist der X4 xDrive20d ab 52.500 Euro. Im Vergleich zum braveren, aber auch geräumigeren X3 verlangt BMW damit Aufpreise von rund 5.000 Euro. Für das von uns gefahrene vorläufige Topmodell BMW X4 M40d müssen mindestens 70.900 Euro investiert werden.