Über kaum einen BMW der letzten Jahre wurde an realen und virtuellen Stammtischen so heiß diskutiert wie über den BMW 2er Active Tourer. Der vor rund vier Jahren gestartete Kompakt-Van brach mit scheinbar unverückbaren Traditionen der BMW-Historie und kümmerte sich wenig darum, was Markenphilosophen für den richtigen Weg hielten. Ein BMW mit Frontantrieb? Kann man nicht machen! Ein BMW mit Dreizylinder? Geht gar nicht! Vier Jahre später ist klar: Die Entscheider haben mit dem Active Tourer offenbar sehr viel richtig gemacht – denn der tatsächlichen Zielgruppe sind Aspekte wie das überzeugende Raumkonzept erheblich wichtiger als die Option zum Leistungsübersteuern am Kurvenausgang.
Gemäß dem Motto “Viel Feind’, viel Ehr'” nahm der BMW 2er Active Tourer die Herausforderung an – und wuchs an der Ablehnung, die ihm mancher bis heute entgegenbringt. Wie sehr er gewachsen ist, zeigt der Blick auf eine einzige Zahl: Bis zum kürzlich präsentierten Facelift 2018 wurden bereits über 400.000 Exemplare des Active Tourer und seines etwas längeren Schwestermodells 2er Gran Tourer verkauft. Aber auch andere Zahlen bereiten den Vätern des Erfolgs Freude: Die beiden Vans glänzen in ihrer angedachten Rolle als Eroberungsmaschinen und fahren mit über 70 Prozent die höchste Eroberungsrate von allen Fahrzeugen der BMW Group ein: Keine andere Baureihe kann derart viele Kunden von anderen Marken zu BMW ziehen wie die Vans auf UKL-Architektur.
Fahrbericht BMW 2er Active Tourer: 218i Facelift mit DKG
Um den Erfolg der Modelle auch in der zweiten Hälfte ihres Lebenszyklus fortzuschreiben, haben BMW 2er Active Tourer und Gran Tourer im März ein Facelift erhalten. Erkennbar ist die Modellpflege an einer insgesamt sportlicher gezeichneten Front mit breiteren Nieren und stärker betonten Nierenstreben, größeren Lufteinlässen und einem neuen Scheinwerfer-Innenleben mit hexagonalem LED Tagfahrlicht-Design. Am Heck sollen größere Endrohre und eine leicht veränderte Schürze mehr Dynamik vermitteln, während die neuen Außenfarben Sunset Orange und Jucaro Beige gemeinsam mit den neuen Felgen-Designs aus so gut wie allen Perspektiven frischen Wind in den Auftritt bringen.
Auf unserer ersten Fahrt im BMW 2er Active Tourer Facelift spielt die veränderte Optik allerdings keine Rolle, viel mehr interessiert uns der neue Antriebsstrang. Mit dem BMW 218i haben wir uns für eines der meistgefragten Modelle europäischer Kunden entschieden: Der 140 PS starke Dreizylinder-Motor ist gerade bei Kurzstreckenfahrern beliebt und für die Bedürfnisse der im Schnitt knapp über 60 Jahre alten Fahrer auch ausreichend stark. Dass sportlich orientierte Kunden auf der Suche nach souveräner Motorleistung zu anderen Optionen greifen, versteht sich von selbst.
Wer den 218i jedoch vordergründig im Stadtverkehr oder für gemütliche Überland-Touren nutzt, erhält einen meist sehr laufruhigen und nur unter hoher Last bei niedrigen Drehzahlen knurrigen Dreizylinder-Motor. Die Zuverlässigkeits-Probleme der Anfangszeit will BMW dem B38 vollständig abgewöhnt haben, seine Drehfreude und das agile Ansprechverhalten hat der 1,5-Liter-Dreizylinder dabei nicht verlernt. Unverändert ist auch der markant-sportliche Sound, der sich bei höheren Drehzahlen auch im aufgefrischten 2er Active Tourer in den Vordergrund drängt.
Während der Dreizylinder-Motor im Zuge der Modellpflege nicht spürbar verändert wird, gibt es beim Getriebe einen Konzeptwechsel: Der bisher als Automatikgetriebe genutzte Sechs-Gang-Wandler wird im Fall des BMW 218i Facelift durch ein neues 7-Gang-DKG ersetzt. Das nur für die Modelle 216d, 218i und 220i erhältliche Doppelkupplungsgetriebe soll vor allem der Effizienz dienen und mit seiner zusätzlichen Schaltstufe in vielen Alltagssituationen niedrigere Drehzahlen erlauben. Dass sich mit dem 7-Gang-DKG auch schnelle Gangwechsel darstellen lassen, steht außer Frage – wichtiger dürfte vielen Kunden aber sein, dass sich der Anfahrkomfort der 7-Gang-Steptronic beim Parken und Rangieren auf Augenhöhe mit der bisher verbauten Wandlerautomatik befindet und die Insassen nicht zu unfreiwilligen Kopfnickern zwingt.
Der neu gestaltete Getriebe-Wählhebel für das 7-Gang-DKG zählt auf den ersten Blick zu den größten Änderungen im Innenraum, die Bedienung entspricht aber den von BMW bekannten Prinzipien und erfordert keine Umgewöhnung. Übrigens: Auch mit Doppelkupplungsgetriebe und Sport Line verfügt der neue BMW 218i nicht automatisch über Schaltwippen am Lenkrad, diese sind nur gegen einen weiteren Aufpreis erhältlich. Weder für Geld noch gute Worte erhält der 2er Active Tourer einen Totwinkel-Warner, die übersichtliche Karosserie mit ihren großen Glasflächen macht das Fehlen dieses Assistenzsystems aber besser verschmerzbar als im Fall des BMW i8 Roadster.
Das bisher erkennbar analoge Kombiinstrument erhält mit dem Facelift die seit einigen Monaten auch in den zweitürigen 2er-Modellen und der 1er-Reihe genutzte Black Panel-Optik, bleibt aber technisch unverändert und im Bereich der Rundinstrumente analog. Übernommen haben die Entwickler auch das Head-up-Display mit ausfahrbarer Scheibe, das wie bisher keinen Ersatz für ein vollwertiges HUD darstellt. Bereits seit einem knappen Jahr verfügt der BMW 2er Active Tourer mit Navigationssystem über einen Touchscreen für das zentrale Infotainment-Display, das sich damit ähnlich intuitiv wie ein Smartphone bedienen lässt.
Insgesamt stellt das Facelift für die Tourer-Modelle eine gelungene Aufwertung dar, die die beiden Kompakt-Vans in vielen Punkten auf den aktuellen Stand der Technik bringt. Da die tatsächlichen Kunden beider Modelle bisher keine Sportlichkeit vermisst haben, konzentrieren sich die Änderungen der Modellpflege auf die Bereiche Design, Effizienz und Infotainment – genau jene Punkte also, die im Segment der BMW UKL-Modelle viel häufiger kaufentscheidend sind als Kurvengeschwindigkeit oder Sprintzeit. Am Ende ist es wohl gerade die ebenso selbstbewusste wie konsequente Konzentration auf die Bedürfnisse der Zielgruppe, die den ersten Vans von BMW zu ihrem bisherigen Erfolg verholfen hat. Da überrascht es nicht, dass die Entwickler auch jetzt davon überzeugt sind, mit dem Facelift an den richtigen Stellschrauben für eine Fortsetzung der Erfolgsgeschichte gedreht zu haben.