Bis vor wenigen Tagen war völlig unstrittig, dass niemand Interesse an einem Handelskrieg haben kann. Doch seit US-Präsident Trump hohe Strafzölle zum Schutz der heimischen Wirtschaft ins Spiel gebracht hat, scheint nichts mehr unmöglich. Bereits hohe Zölle auf Aluminium und Stahl würden BMW und alle anderen Mitglieder der weltweiten Autoindustrie treffen, aber im verbalen Schlagabtausch zwischen Trump und der EU scheinen auch Strafzölle für komplette Fahrzeuge nicht länger ausgeschlossen.
Sollte es tatsächlich zu entsprechenden Zöllen kommen, fühlt sich die BMW Group dank des großen Werks Spartanburg im US-Bundesstaat South Carolina zumindest relativ gut aufgestellt. Im Rahmen des Genfer Autosalon 2018 relativierte BMW-Chef Harald Krüger gegenüber dem Handelsblatt die Gefahr und sagte, dass entsprechende Zölle nicht einfach per Dekret des Präsidenten beschlossen werden könnten und Trump zuvor auch große Widerstände in der eigenen Partei überwinden müsste.
Sollte es dennoch so weit kommen, sieht Krüger BMW aber immerhin in der besten Position aller relevanten Wettbewerber. Im BMW Werk Spartanburg werden bekanntlich die großen X-Modelle X3, X4, X5 und X6 gebaut, schon bald kommt mit dem X7 eine weitere Baureihe hinzu.
Die Stückzahlen des Werks machen die BMW Group zum größten Auto-Exporteur der USA, was im Fall gegenseitiger Strafzölle Vor- und Nachteil zugleich wäre: Zwar wären die in Spartanburg gebauten X-Modelle für den US-Markt nicht betroffen, möglicherweise wären aber die für den Export nach Europa und Asien bestimmten Fahrzeuge durch Einfuhrzölle in die dortigen Märkte betroffen.
Da sich bisher weder der Umfang noch die konkrete Ausprägung möglicher Strafzölle absehen lassen, sind aber auch die Folgen unabsehbar. Sicher ist wohl nur, dass sich eigentlich niemand einen derartigen Konflikt zwischen den USA und dem Rest der Welt wünschen kann.