Die Nachricht kam gestern wie ein Donnerschlag, aber schon bei etwas genauerer Betrachtung ist die BMW Diesel Software-Problematik eine völlig andere als bei anderen Herstellern. Denn je mehr Details ans Licht kommen, um so klarer wird: Die Thematik hat ein unfassbar schlechtes Timing und wird in der Öffentlichkeit mit einiger Sicherheit ähnlich bewertet wie die Abgasaffäre bei Volkswagen, die Hintergründe und Auswirkungen sind aber völlig andere.
Zunächst ist festzuhalten, dass im Gegensatz zur Diesel-Thematik bei anderen Marken nicht hunderttausende oder gar Millionen von Fahrzeugen betroffen sind, sondern lediglich 11.700 Fahrzeuge mit dem nicht mehr gebauten Triturbo-Diesel. Diese 11.700 Fahrzeuge verteilen sich auf vier Nischen-Modelle mit der 381 PS starken Topversion des Reihensechszylinder-Diesels N57 mit 3,0 Liter Hubraum: BMW M550d Limousine und Touring sowie BMW 750d mit kurzem und langem Radstand.
Dass der gleiche Motor in BMW X5 M50d und X6 M50d nicht betroffen ist, ist paradoxerweise der Auslöser des Problems. Denn in den SUV-Modellen X5 und X6 kommt zusätzlich zum NOx-Speicherkat auch eine Abgasnachbehandlung mit AdBlue-Einspritzung zum Einsatz. Diese war bei M550d und 750d nicht erforderlich, um alle gültigen Grenzwerte einzuhalten. Menschliches Versagen führte jedoch dazu, dass die Motor-Software für X5 M50d und X6 M50d irrtümlich auch bei M550d (F10, F11) und 750d (F01, F02) verwendet wurde – was schließlich zu Problemen mit der Abgasreinigung führte, weil die in der Software hinterlegte AdBlue-Einspritzung bei den Nicht-SUV nicht verbaut wurde und daher auch nicht funktionieren konnte.
Entdeckt wurde das Problem auch nicht vom KBA in Eigenregie, wie der Spiegel ursprünglich mitteilte. Vielmehr ist BMW bei internen Tests aufgefallen, dass einige Exemplare von M550d und 750d in einzelnen Werkstätten irrtümlich die falschen Software-Updates erhalten haben. Es handelte sich also nicht um eine flächendeckende Aktion, weshalb auch nicht alle M550d und 750 betroffen sind. BMW informierte das KBA über die Problematik und plant einen Rückruf aller Modelle, um mit Sicherheit wieder alle M550d und 750d mit der für sie bestimmten Software auf der Straße zu haben.
Von einer flächendeckenden oder gar absichtlichen Manipulation kann angesichts dieser Umstände definitiv nicht die Rede sein. Dennoch ist vorhersehbar, dass viele technisch weniger interessierte oder nur oberflächlich informierte Menschen die BMW Group nun mit anderen Autobauern, die die Abgasreinigung bei hunderttausenden Diesel-Pkw bewusst manipuliert haben, über einen Kamm scheren werden.
Das offizielle Statement von BMW in voller Länge:
BMW Group plant Rückruf zur Korrektur falsch zugeordneter Software-Version
München. Die BMW Group hat bei internen Tests festgestellt, dass eine korrekt entwickelte Software einigen dafür nicht geeigneten Modell-Versionen irrtümlich zugeordnet wurde. Daraufhin hat die BMW Group die zuständigen Behörden umgehend informiert. Die entsprechende Software wurde für Fahrzeuge mit einem Kombinationssystem aus SCR und NOx- Speicherkatalysator korrekt entwickelt.
Irrtümlich wurde diese Software jedoch in Modell-Versionen eingesetzt, deren aktive Abgasnachbehandlung ausschließlich über einen NOx- Speicherkatalysator erfolgt. Diese Modelle waren zum Zeitpunkt ihrer Erstzulassung beim Serienanlauf im Jahr 2012 mit einer korrekten Software ausgerüstet.
Daher plant die BMW Group 11.700 Fahrzeuge zurückzurufen. Für diese Fahrzeuge wird nach Genehmigung durch die zuständigen Behörden eine korrigierte Software bereitgestellt.
Betroffen sind Nischenmotorisierungen der bereits ausgelaufenen Modellgeneration der BMW 5er und 7er Reihe aus den Baujahren 2012 bis 2017 mit dem Hochleistungs-Dieselmotor N57B30S1 mit drei Turboladern. Es handelt sich im Einzelnen um:
- BMW M550d xDrive Limousine (Produktion 03/2012-10/2016)
- BMW M550d xDrive Touring (Produktion 03/2012-02/2017)
- BMW 750d xDrive (Produktion 07/2012-06/2015)
- BMW 750Ld xDrive (Produktion 07/2012-06/2015)
Alle weiteren Schritte erfolgen in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden.