Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) befindet sich nach ihrer trotzigen Replik auf den Freispruch für BMW durch das Kraftfahrtbundesamt in einem Hagel der Kritik. Zahlreiche Medien berichten über die erneute Kritik von DUH-Chef Jürgen Resch und lassen dabei oftmals kein gutes Haar an der vermeintlich seriösen Organisation, die allein durch ihren Namen bei vielen flüchtigen Zuhörern und Lesern einen gewissen Stellenwert besitzt. Vor diesem Hintergrund fühlt sich offenbar auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) zu einer “Richtigstellung” motiviert, die die DUH zunächst einordnet und dabei ziemlich in den Boden stampft.
So fragt die FAZ die Frage aller Fragen, wenn es um die DUH und deren Kritik an BMW geht: “Wer manipuliert hier eigentlich?”. Auch bei der Einordnung der Deutschen Umwelthilfe nimmt die Frankfurter Allgemeine kein Blatt vor den Mund: “Der Club hat weniger Mitglieder als ein Kleingärtnerverein, finanziert sich im Wesentlichen durch zweifelhafte Abmahnungen und lässt sich zudem vom Steuerzahler aushalten, ohne dass dieser sich dagegen wehren könnte. Die Selbstherrlichkeit der Protagonisten ist grandios.”
Der Focus bezeichnet BMW in einem Online-Beitrag als “Endgegner der Deutschen Umwelthilfe”, weil sich die Münchner eben nicht von den Anschuldigen der Organisation unterkriegen lassen und konsequent mit Fakten und Untersuchungen dagegenhalten. Dass es die Münchner im öffentlichen Duell mit einer Organisation wie der DUH dennoch nicht leicht haben, steht aber auch für den Focus fest:
Gerade BMW hat im Vergleich zu anderen Herstellern nicht nur die Spielregeln eingehalten, sondern auch versucht, fairer zu spielen als andere. Das haben diverse Realmessungen belegt – auch solche, denen nicht gerade Nähe zur Autoindustrie vorzuwerfen ist. Nützen tut das unterm Strich nichts, wenn während des Spiels die Regeln geändert werden. Etwa indem man verlangt, dass ein Auto schon heute die Abgasgrenzwerte von morgen einhalten muss.
Der Focus weist dabei explizit darauf hin, dass die DUH eine “geniale Komfortzone” für sich entdeckt hat. Während Autobauer komplexe Technik erdenken, entwickeln, zur Serienreife bringen und schließlich verkaufen müssen, kann die Deutsche Umtwelthilfe einfach “nach willkürlich aufgestellten Kriterien eine Mess-Sonde in den Auspuff stecken” und von Herstellern Dinge verlangen, die über das vom Gesetzgeber verlangte Maß hinausgehen.
Schon vor der erneuten Replik der DUH erhielten die Umweltschützer scharfe Kritik, nachdem das Kraftfahrtbundesamt ausdrücklich auf die unseriösen Messmethoden der Deutschen Umwelthilfe hingewiesen hatte. Das KBA teilte am Donnerstag unmissverständlich mit, dass der von der DUH kritisierte BMW 320d Touring alle gültigen Anforderungen erfüllt und auch bei den gründlichen Nachprüfungen keine Veranlassung gefunden wurde, gegen das Fahrzeug vorzugehen:
Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hat das Modell BMW 320d Euro 6 untersucht und eigene Messungen durchgeführt. Die Abgasemissionen auf dem Rollenprüfstand und auch auf der Straße sind unter normalen Betriebsbedingungen nicht zu beanstanden. Es konnten keine unzulässigen Abschalteinrichtungen festgestellt werden. Die von der Deutschen Umwelthilfe ermittelten Ergebnisse mit erhöhten NOx-Emissionen sind auf nicht normale Betriebsbedingungen zurückzuführen. Daher besteht keine Veranlassung zur Einleitung von Maßnahmen.
DiePresse titelte bereits am Donnerstag Abend: “Dieselaffäre bei BMW? Jetzt schummeln die Umweltschützer”. Dass die Affäre mit der Klarstellung durch das Kraftfahrtbundesamt noch nicht ausgestanden ist, kommentiert erneut die FAZ:
Es gibt bislang weder gegen BMW noch gegen Mercedes einen Beweis für Abgasmanipulationen. Trotzdem ist ihre Glaubwürdigkeit ruiniert.
Denn auch wenn die Deutsche Umwelthilfe viel Kritik für ihre Vorwürfe einstecken muss, bleibt an den Kritisierten immer etwas Schmutz haften. Somit könnte sich ein altes Sprichwort bewahrheiten, das noch niemandem wirklich weitergeholfen hat: “Der Ehrliche ist der Dumme.” – denn ob die Abgas-Reinigung tatsächlich manipuliert wurde oder nicht, spielt dank der Öffentlichkeitsarbeit der DUH kaum noch eine Rolle. Selbst ein Autobauer wie BMW, der bisher alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurückweisen konnte und dabei von höchster Stelle Unterstützung erfährt, muss sich immer wieder Kritik an den Diesel-Motoren anhören.
Unterstützt wird diese These dadurch, dass die Klarstellung durch das KBA von vielen Medien gar nicht aufgegriffen wurde. Waren die DUH-Vorwürfe gegen BMW im Dezember noch ein schlagzeilenträchtiges Thema, so war die Entkräftung der Vorwürfe vielen Medien keine Meldung oder bestenfalls eine Randnotiz Wert. Vielleicht liegt genau hierin der eigentliche Skandal – und ein weiteres hässliches Beispiel dafür, dass in unserer aktuellen Medien-Landschaft zwar ständig nach vermeintlichen Skandalen gesucht wird, das Interesse an Wahrheit und Aufklärung aber immer weiter schrumpft.