Lange bevor ein neuer Rennwagen wie der BMW M8 GTE erstmals auf die Strecke geht, wird er in der Theorie so gut wie möglich auf die Jagd nach Hundertstel- und Tausendstelsekunden vorbereitet. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Aerodynamik, ohne die sich im modernen Motorsport kein Blumentopf mehr gewinnen lässt. Dass die Formen des BMW M8 GTE bis ins kleinste Detail optimiert werden, damit der neue Langstrecken-Renner von BMW Motorsport bei seinem Renn-Debüt im Januar 2018 direkt überzeugen kann, versteht sich von selbst.
Einen seltenen Einblick in die Aerodynamik-Entwicklung anhand von verkleinerten Modellen und schließlich mit einem Prototypen in Originalgröße liefert ein aktuelles Video von BMW Motorsport, das zum Teil im Windkanal des Aerodynamischen Versuchszentrums der BMW Group entstanden ist. Im AVZ werden normalerweise die Serien-Fahrzeuge des Unternehmens optimiert, um dank möglichst niedrigem Luftwiderstand und einer exakt definierten Umströmung besonders sparsam und leise unterwegs sein zu können.
Bei einem Rennwagen stehen Sparsamkeit und der Geräuschkomfort im Innenraum deutlich weiter unten im Lastenheft, stattdessen geht es letztlich um knallharte Performance: Wie muss das Auto geformt sein, um möglichst schnelle Rundenzeiten in den Asphalt brennen zu können? Ein niedriger Luftwiderstand ist dabei zwar durchaus erstrebenswert, deutlich wichtiger als bei einem Serienfahrzeug ist aber der aerodynamische Abtrieb des Fahrzeugs. Frontsplitter, Heckflügel, Diffusor und viele kleine Details sorgen dafür, dass der BMW M8 GTE förmlich auf den Asphalt gepresst wird – wobei die Aerodynamiker im AVZ stets nach einer Lösung suchen, die möglichst viel Abtrieb mit möglichst geringem Luftwiderstand vereint.
Ein weiterer Faktor ist die Robustheit der Aerodynamik-Bauteile, denn natürlich bleibt im Motorsport auch “Körperkontakt” nicht immer aus. Für Erfolge im Langstreckensport ist es daher äußerst vorteilhaft, wenn sich die Bauteile nicht bei jedem Kontakt in ihre Einzelteile auflösen. Wichtige Faktoren sind außerdem, dass alle Elemente den mitunter extremen Temperaturen der sie umgebenden Motorsport-Komponenten standhalten müssen. Doch auch wenn es in vielen Details Unterschiede zwischen Rennsport und Straßenverkehr gibt: Vom Know-How der BMW-Aerodynamiker profitieren beide Seiten, denn natürlich hören die Motorsport-Profis ihren Kollegen aus der Serienentwicklung auf der Suche nach neuen Ideen ebenso gespannt zu wie umgekehrt.
Jens Marquardt (BMW Motorsport Direktor): “Eine der Prämissen in der Entwicklung des BMW M8 GTE ist die enge Verbindung von Rennsport und Serie. Die verschiedenen Abteilungen haben auch im Bereich Aerodynamik Hand in Hand zusammengearbeitet. Wir haben sehr von der intensiven Kooperation mit dem Zentralen Prototypenbau und dem Aero Lab der BMW Group profitiert. So war es möglich, in der Entwicklung speziell auf den Langstreckeneinsatz ausgelegter Aero-Komponenten noch effizienter als bisher zu arbeiten. Zugleich haben auch die Kollegen aus der Serienentwicklung wertvolle Erkenntnisse im High-Performance-Bereich sammeln können.”