Die Fahrleistungen früherer M5-Generationen gibt es dank BMW M Performance nun schon mit dem BMW M550i xDrive. Wir haben uns anlässlich der Vorstellung des vorläufigen Topmodells der G30-Baureihe mit Jörg Herrmann, Produktmanager bei der BMW M GmbH, über den V8-5er unterhalten. Mit seinen 462 PS ist er laut Werksangabe in der Lage, in nur 4,0 Sekunden von 0 auf 100 km/h zu beschleunigen. Neben dem starken Motor gibt es aber noch einige weitere Zutaten, die das M im Namen des M550i xDrive rechtfertigen und überlegene Dynamik versprechen.
Im Interview sprechen wir außerdem über den als sparsame Alternative angebotenen BMW M550d mit Quadturbo-Diesel und über die Chancen für einen BMW M550i Touring G31.
BimmerToday.de: Der neue BMW M550i trägt im Gegensatz zu seinem Vorgänger ein M im Namen und ist als M Performance Automobil positioniert. Wie kommt es zu dieser neuen Ausrichtung?
Jörg Herrmann: Wir haben festgestellt, dass sich unsere Kunden bei den jeweiligen Topmodellen einer Baureihe mehr Dynamik, eine sportlichere Ausprägung und mehr Emotionalität wünschen. Deswegen haben wir den bisherigen 550i jetzt durch den M Performance M550i mit einer deutlich emotionaleren Ausprägung umgesetzt.
BimmerToday.de: Es gibt den M550i nur noch mit xDrive, die Kombination von V8-Motor mit Hinterradantrieb ist beim aktuellen 5er nicht mehr möglich. Gibt es keinen Markt für heckgetriebene V8 mehr?
Jörg Herrmann: Ja, die xDrive-Nachfrage bei den höher motorisierten Modellen ist stark steigend. Das liegt einfach an der Nutzbarkeit der heutigen Leistungs- und Drehmomentwerte, da macht xDrive für viele Kunden einfach mehr Sinn.
BimmerToday.de: Ist der Allradantrieb im Fall des M550i nochmal dynamischer abgestimmt als bei den übrigen Varianten der 5er-Reihe?
Jörg Hermann: Der xDrive ist M Performance spezifisch überarbeitet, wir haben also eine deutlich stärkere Betonung der Hinterachse und erreichen somit das typische Fahrgefühl.
BimmerToday.de: Inwiefern wurde auch das Fahrwerk speziell angepasst?
Jörg Herrmann: Wir haben neben dem Antrieb natürlich auch das Fahrwerk spezifisch abgestimmt. Alle relevanten Komponenten, also Federn, Dämpfer und Stabilisatoren, sind angepasst und komplett eigenständig. Auch die Lenkung und das Getriebe sind speziell abgestimmt, aber mit identischer Hardware wie bei den übrigen Modellen.
BimmerToday.de: Die Achtgang-Automatik hält im manuellen Modus auch dann die Gänge, wenn man im Begrenzer landet. Bisher kennen wir diese Abstimmung vor allem von M-Modellen, werden wir das künftig auch bei anderen M Performance Automobilen zu sehen bekommen?
Jörg Herrmann: Das haben wir mit dem M760Li eingeführt und es unterstreicht die sportlichere Positionierung im Vergleich zu den Serienmodellen. Die Kunden haben so im manuellen Modus die alleinige Kontrolle darüber, wann der nächsthöhere Gang eingelegt wird.
BimmerToday.de: Die Integral-Aktivlenkung gehört nicht zur Serienausstattung des BMW M550i. Wieso wird dieses durchaus Fahrdynamik-relevante Feature nur gegen Aufpreis verbaut?
Jörg Herrmann: Der Hauptmarkt des M550i sind die USA und Kanada. Dort wird dieses Feature eher als Option gesehen, weshalb wir den Kunden in dieser Frage die Wahl lassen wollen.
BimmerToday.de: Bei einigen M Performance Modellen der jüngeren Vergangenheit wurde mit einem aktiven Sounddesign “nachgeholfen”, um die Fahrzeuge noch sportlicher klingen zu lassen. Gilt das auch für den M550i?
Jörg Herrmann: Nachgeholfen ist hier aus unserer Sicht nicht der richtige Ausdruck. Active Sound Design nutzen wir, um eine große akustische Spreizung darstellen zu können. Zu betonen an dieser Stelle ist, dass der Motorsound nicht künstlich verändert wird, sondern nur die akustischen Gene des Motors verstärkt werden. Viele Kunden, die so ein Auto über einen langen Zeitraum bewegen, wünschen sich in manchen Situationen ein etwas leiseres Auto. Gerade bei einer Geschäftsreise oder bei einer Unterhaltung kann ein zu lautes Motorgeräusch schnell stören.
BimmerToday.de: Mit seinen Fahrleistungen bewegt sich der M550i beinahe auf dem Niveau des Vorgänger-M5, von 0 auf 100 geht es in nur 4,0 Sekunden. Wie kritisch sieht man diese Nähe bei der M GmbH, sind hier keine Hierarchien einzuhalten?
Jörg Herrmann: Nicht kritisch. Mit dem nächsten M5 werden wir eine ausreichende Differenzierung zum M550i haben.
BimmerToday.de: Für den M760Li bieten Sie alternativ zum sportlich gestalteten Modell auch eine V12 Excellence Variante mit zurückhaltenderer Optik an. Ist eine ähnliche Lösung auch für den M550i denkbar oder geplant?
Jörg Herrmann: Das ist derzeit nicht geplant, weil es aus unserer Sicht in dieser Klasse nicht so relevant ist. Beim Vorgänger 760i hatten wir eine eher luxusorientierte Klientel in den Fahrzeugen, für die wir weiterhin ein passendes Angebot haben wollen. Beim Vorgänger 550i ist das aus unserer Sicht anders, hier erfüllt der M550i die Wünsche praktisch aller Kunden.
BimmerToday.de: Wo sehen Sie die Hauptmärkte für den M550i?
Jörg Herrmann: USA und Kanada. Diese beiden Märkte werden für mindestens drei Viertel des Absatzes stehen.
BimmerToday.de: In Europa dürfte der BMW M550d mit Quadturbo-Diesel die deutlich größere Rolle spielen. Können Sie ungefähr sagen, wie sich die Marktanteile zwischen M550i und M550d in Europa verteilen werden?
Jörg Herrmann: Der Marktanteil für den M550i wird in Europa im einstelligen Prozentbereich liegen. Der Diesel wird deutlich höher liegen.
BimmerToday.de: Ebenfalls ein eher für Europa relevantes Thema sind Kombis. Wie stehen die Chancen für einen BMW M550i Touring?
Jörg Herrmann: Das ist derzeit nicht geplant. Wie bereits gesagt, das größte Absatzpotenzial des M550i mit V8 Benzinmotor sehen wir in Nordamerika. Erfahrungsgemäß spielen dort Kombis eine eher untergeordnete Rolle.
Herr Herrmann, vielen Dank für das informative Gespräch!